Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Ja sogar, wenn man von Menschen mit dem Begriffe von ihrer Kleinheit redet, zählet man sie eine Zeitlang unter die Sachen, als wenn man z.B. sagt, das Kind, das Männchen. Wir sehen, wie sich hier wiederum der Artikel nach der Vorstellungsart bequemet, und sowohl das männliche r als das weibliche ie, mit dem unbestimmten s vertauscht. Wenn wir folgende Wörter untereinandersetzen, so werden wir sehen wie die erstern gleichsam den Keim zu den folgenden enthalten: [Beginn Spaltensatz]Mann, der, dieser, er, welcher, [Spaltenumbruch]
Weib, die, diese, sie, welche, [Spaltenumbruch]
Sache das, dieses, es, welches. Durch die ersten drei Wörter der, die, das, denken wir etwas erst aus unsrer Vorstellung heraus; durch die andern denkt man es an einen gewissen Ort hin; durch die folgenden er, sie, es, benennen wir nun dasjenige, was wir uns schon einmal aus unsrer Vorstellung heraus, und an einen Ort hin gedacht haben.
Ja sogar, wenn man von Menschen mit dem Begriffe von ihrer Kleinheit redet, zaͤhlet man sie eine Zeitlang unter die Sachen, als wenn man z.B. sagt, das Kind, das Maͤnnchen. Wir sehen, wie sich hier wiederum der Artikel nach der Vorstellungsart bequemet, und sowohl das maͤnnliche r als das weibliche ie, mit dem unbestimmten s vertauscht. Wenn wir folgende Woͤrter untereinandersetzen, so werden wir sehen wie die erstern gleichsam den Keim zu den folgenden enthalten: [Beginn Spaltensatz]Mann, der, dieser, er, welcher, [Spaltenumbruch]
Weib, die, diese, sie, welche, [Spaltenumbruch]
Sache das, dieses, es, welches. Durch die ersten drei Woͤrter der, die, das, denken wir etwas erst aus unsrer Vorstellung heraus; durch die andern denkt man es an einen gewissen Ort hin; durch die folgenden er, sie, es, benennen wir nun dasjenige, was wir uns schon einmal aus unsrer Vorstellung heraus, und an einen Ort hin gedacht haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0118" n="118"/><lb/> praͤge aufzudruͤcken, bezeichnete man, wenn man davon sprach, weder durch <hi rendition="#b">er</hi> noch durch <hi rendition="#b">sie,</hi> sondern durch <hi rendition="#b">es,</hi> und schloß es auf die Art gewissermaßen von der Persoͤnlichkeit aus, indem man es unter die <hi rendition="#b">Sachen</hi> rechnete.</p> <p>Ja sogar, wenn man von Menschen mit dem Begriffe von ihrer Kleinheit redet, zaͤhlet man sie eine Zeitlang unter die <hi rendition="#b">Sachen,</hi> als wenn man z.B. sagt, <hi rendition="#b">das Kind, das Maͤnnchen.</hi></p> <p>Wir sehen, wie sich hier wiederum der Artikel nach der Vorstellungsart bequemet, und sowohl das maͤnnliche <hi rendition="#b">r</hi> als das weibliche <hi rendition="#b">ie,</hi> mit dem unbestimmten <hi rendition="#b">s</hi> vertauscht.</p> <p>Wenn wir folgende Woͤrter untereinandersetzen, so werden wir sehen wie die erstern gleichsam den Keim zu den folgenden enthalten:</p> <cb type="start"/> <list> <item> <hi rendition="#b">Mann,</hi> </item> <item>der,</item> <item>dieser,</item> <item>er,</item> <item>welcher,</item> <cb/> <item> <hi rendition="#b">Weib,</hi> </item> <item>die,</item> <item>diese,</item> <item>sie,</item> <item>welche,</item> <cb/> <item> <hi rendition="#b">Sache</hi> </item> <item>das,</item> <item>dieses,</item> <item>es,</item> <item>welches.</item> </list> <cb type="end"/> <p>Durch die ersten drei Woͤrter <hi rendition="#b">der, die, das, denken</hi> wir etwas erst aus unsrer Vorstellung <hi rendition="#b">heraus;</hi> durch die andern <hi rendition="#b">denkt</hi> man es <hi rendition="#b">an einen gewissen Ort hin;</hi> durch die folgenden <hi rendition="#b">er, sie, es,</hi> benennen wir nun dasjenige, was wir uns schon einmal aus unsrer Vorstellung <hi rendition="#b">heraus,</hi> und an einen <hi rendition="#b">Ort hin gedacht haben.</hi></p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0118]
praͤge aufzudruͤcken, bezeichnete man, wenn man davon sprach, weder durch er noch durch sie, sondern durch es, und schloß es auf die Art gewissermaßen von der Persoͤnlichkeit aus, indem man es unter die Sachen rechnete.
Ja sogar, wenn man von Menschen mit dem Begriffe von ihrer Kleinheit redet, zaͤhlet man sie eine Zeitlang unter die Sachen, als wenn man z.B. sagt, das Kind, das Maͤnnchen.
Wir sehen, wie sich hier wiederum der Artikel nach der Vorstellungsart bequemet, und sowohl das maͤnnliche r als das weibliche ie, mit dem unbestimmten s vertauscht.
Wenn wir folgende Woͤrter untereinandersetzen, so werden wir sehen wie die erstern gleichsam den Keim zu den folgenden enthalten:
Mann,
der,
dieser,
er,
welcher,
Weib,
die,
diese,
sie,
welche,
Sache
das,
dieses,
es,
welches.
Durch die ersten drei Woͤrter der, die, das, denken wir etwas erst aus unsrer Vorstellung heraus; durch die andern denkt man es an einen gewissen Ort hin; durch die folgenden er, sie, es, benennen wir nun dasjenige, was wir uns schon einmal aus unsrer Vorstellung heraus, und an einen Ort hin gedacht haben.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/118>, abgerufen am 16.02.2025. |