Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Er hat auch an demselben Abend, nachdem er sich wieder gefast hatte, einen Knaben, seinen Pathen, der Abschied zu nehmen kam, beweglich ermahnet, Gott vor Augen zu haben, und sich vor Sünden zu hüten. Aus Vorsorge für die Seinigen, denen etwa Mildthätigkeit dadurch erweckt werden könnte, verlangte er bei seiner Ausführung von seinem jüngsten Sohne begleitet zu werden, weil er aber selbst empfand, daß ihn der Anblick leichtlich stören, und zu weich machen könnte, stund er davon ab; seinem Begehren aber geschahe doch, auf eine ihm unmerkliche Art, Gnüge. Auch diejenigen, mit denen er im Streit gewesen war, kamen, von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesöhnt und ihn in der guten Gemüthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stücken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von Simmen zu steuren. Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn, und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen. Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Ab-
Er hat auch an demselben Abend, nachdem er sich wieder gefast hatte, einen Knaben, seinen Pathen, der Abschied zu nehmen kam, beweglich ermahnet, Gott vor Augen zu haben, und sich vor Suͤnden zu huͤten. Aus Vorsorge fuͤr die Seinigen, denen etwa Mildthaͤtigkeit dadurch erweckt werden koͤnnte, verlangte er bei seiner Ausfuͤhrung von seinem juͤngsten Sohne begleitet zu werden, weil er aber selbst empfand, daß ihn der Anblick leichtlich stoͤren, und zu weich machen koͤnnte, stund er davon ab; seinem Begehren aber geschahe doch, auf eine ihm unmerkliche Art, Gnuͤge. Auch diejenigen, mit denen er im Streit gewesen war, kamen, von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesoͤhnt und ihn in der guten Gemuͤthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stuͤcken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von Simmen zu steuren. Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn, und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen. Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Ab- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0107" n="107"/><lb/> aber, die unterdessen wieder bei ihm gewesen, es nachzuholen gesucht habe.</p> <p>Er hat auch an demselben Abend, nachdem er sich wieder gefast hatte, einen Knaben, seinen Pathen, der Abschied zu nehmen kam, beweglich ermahnet, Gott vor Augen zu haben, und sich vor Suͤnden zu huͤten.</p> <p>Aus Vorsorge fuͤr die Seinigen, denen etwa Mildthaͤtigkeit dadurch erweckt werden koͤnnte, verlangte er bei seiner Ausfuͤhrung von seinem juͤngsten Sohne begleitet zu werden, weil er aber selbst empfand, daß ihn der Anblick leichtlich stoͤren, und zu weich machen koͤnnte, stund er davon ab; seinem Begehren aber geschahe doch, auf eine ihm unmerkliche Art, Gnuͤge.</p> <p>Auch diejenigen, mit denen er im Streit gewesen war, kamen, von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesoͤhnt und ihn in der guten Gemuͤthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stuͤcken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von Simmen zu steuren.</p> <p>Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn, und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen.</p> <p>Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Ab-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0107]
aber, die unterdessen wieder bei ihm gewesen, es nachzuholen gesucht habe.
Er hat auch an demselben Abend, nachdem er sich wieder gefast hatte, einen Knaben, seinen Pathen, der Abschied zu nehmen kam, beweglich ermahnet, Gott vor Augen zu haben, und sich vor Suͤnden zu huͤten.
Aus Vorsorge fuͤr die Seinigen, denen etwa Mildthaͤtigkeit dadurch erweckt werden koͤnnte, verlangte er bei seiner Ausfuͤhrung von seinem juͤngsten Sohne begleitet zu werden, weil er aber selbst empfand, daß ihn der Anblick leichtlich stoͤren, und zu weich machen koͤnnte, stund er davon ab; seinem Begehren aber geschahe doch, auf eine ihm unmerkliche Art, Gnuͤge.
Auch diejenigen, mit denen er im Streit gewesen war, kamen, von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesoͤhnt und ihn in der guten Gemuͤthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stuͤcken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von Simmen zu steuren.
Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn, und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen.
Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Ab-
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