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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

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III.
Desertion aus einem unbekannten Bewegungsgrunde*).

Ein Soldat des ehmals von Schulz-, nunmehro von Tauenzienschen Regiments, der nicht weit von Breslau zu Hause gehörte, sich jederzeit gut aufgeführt, und die Liebe seines Kapitains und aller Officiers erworben hatte, kam einst einige Tage vor der Revüe zu seinem Kapitain, und bat ihn um Urlaub zu seiner Mutter zu gehen. Der Kapitain stellte ihm vor, daß er es sehr gern thun würde, wenn es nicht so kurz vor der Revue wäre, und er überdieß viel Kranke bei der Kompagnie hätte. Allein der Supplicant versicherte, daß er fort müßte, er hätte eine Angst nach Hause, und es wäre ihm immer, als ob jemand ihm zuriefe: geh zur Mutter! Und, setzte er hinzu, wenn Sie mich nicht mit Güte gehen lassen, so gehe ich mit Gewalt, und sollts auch mein Leben kosten. Der Kapitain, wel-

*) Jch ziehe diese Erzählung mit zur Seelenkrankheitskunde, weil solche Ahndungen, wenn es wirklich dergleichen giebt, doch höchstwahrscheinlich immer einen kranken Zustand der Seele verrathen, weil sich das Vermuthungs- oder natürliche Vorhersehungsvermögen auf Kosten der übrigen Seelenfähigkeiten zu stark äußert. A. d. H.

III.
Desertion aus einem unbekannten Bewegungsgrunde*).

Ein Soldat des ehmals von Schulz-, nunmehro von Tauenzienschen Regiments, der nicht weit von Breslau zu Hause gehoͤrte, sich jederzeit gut aufgefuͤhrt, und die Liebe seines Kapitains und aller Officiers erworben hatte, kam einst einige Tage vor der Revuͤe zu seinem Kapitain, und bat ihn um Urlaub zu seiner Mutter zu gehen. Der Kapitain stellte ihm vor, daß er es sehr gern thun wuͤrde, wenn es nicht so kurz vor der Revue waͤre, und er uͤberdieß viel Kranke bei der Kompagnie haͤtte. Allein der Supplicant versicherte, daß er fort muͤßte, er haͤtte eine Angst nach Hause, und es waͤre ihm immer, als ob jemand ihm zuriefe: geh zur Mutter! Und, setzte er hinzu, wenn Sie mich nicht mit Guͤte gehen lassen, so gehe ich mit Gewalt, und sollts auch mein Leben kosten. Der Kapitain, wel-

*) Jch ziehe diese Erzaͤhlung mit zur Seelenkrankheitskunde, weil solche Ahndungen, wenn es wirklich dergleichen giebt, doch hoͤchstwahrscheinlich immer einen kranken Zustand der Seele verrathen, weil sich das Vermuthungs- oder natuͤrliche Vorhersehungsvermoͤgen auf Kosten der uͤbrigen Seelenfaͤhigkeiten zu stark aͤußert. A. d. H.
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[16/0018] III. Desertion aus einem unbekannten Bewegungsgrunde*) . Ein Soldat des ehmals von Schulz-, nunmehro von Tauenzienschen Regiments, der nicht weit von Breslau zu Hause gehoͤrte, sich jederzeit gut aufgefuͤhrt, und die Liebe seines Kapitains und aller Officiers erworben hatte, kam einst einige Tage vor der Revuͤe zu seinem Kapitain, und bat ihn um Urlaub zu seiner Mutter zu gehen. Der Kapitain stellte ihm vor, daß er es sehr gern thun wuͤrde, wenn es nicht so kurz vor der Revue waͤre, und er uͤberdieß viel Kranke bei der Kompagnie haͤtte. Allein der Supplicant versicherte, daß er fort muͤßte, er haͤtte eine Angst nach Hause, und es waͤre ihm immer, als ob jemand ihm zuriefe: geh zur Mutter! Und, setzte er hinzu, wenn Sie mich nicht mit Guͤte gehen lassen, so gehe ich mit Gewalt, und sollts auch mein Leben kosten. Der Kapitain, wel- *) Jch ziehe diese Erzaͤhlung mit zur Seelenkrankheitskunde, weil solche Ahndungen, wenn es wirklich dergleichen giebt, doch hoͤchstwahrscheinlich immer einen kranken Zustand der Seele verrathen, weil sich das Vermuthungs- oder natuͤrliche Vorhersehungsvermoͤgen auf Kosten der uͤbrigen Seelenfaͤhigkeiten zu stark aͤußert. A. d. H.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/18>, abgerufen am 24.11.2024.