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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

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Er zog verschiedene, in der Absicht, sie zu
besetzen. Als er aufgehöret hatte zu ziehn, so
nahm ich alle Nummern aus dem Glücksrade heraus,
legte sie vor mir auf dem Tisch hin, und sagte
zu ihm, die Nummer, die ich jetzt greifen werde,
kömmt in der künftigen Ziehung ganz gewiß her-
aus; indem griff ich unter den ganzen Haufen eine
Nummer heraus, wickelte sie auseinander und be-
sähe sie: es war Nummer 25 sehr deutlich. Jch
wollte sie wieder zusammen wickeln und in die Kap-
sel stecken, aber in dem Augenblick erwachte ich.

Da ich mir meines Traumes so deutlich be-
wußt war, als ich ihn jetzt erzählt habe, so hatte
ich viel Zutrauen zu dieser Nummer, und besetzte
sie daher auch so, daß ich mit dem Gewinnst zufrie-
den gewesen seyn würde: aber zwei Stunden zu-
vor, ehe die Lotterie gezogen wurde, erhielt ich von
dem Lotterieeinnehmer meinen Einsatz zurück, mit
der Nachricht, daß meine Nummer gänzlich ge-
strichen sey. Die Lotterie wurde am 24sten Sep-
tember gezogen, und meine Nummer kam richtig
heraus *).

Ob ich gleich sehr gerne zugebe und sehr wohl
weiß, daß viele, und vielleicht die mehresten Träu-
me, aus solchen Ursachen entstehen, die bloß im

Kör-
*) Es war die 234ste Ziehung.

Er zog verschiedene, in der Absicht, sie zu
besetzen. Als er aufgehoͤret hatte zu ziehn, so
nahm ich alle Nummern aus dem Gluͤcksrade heraus,
legte sie vor mir auf dem Tisch hin, und sagte
zu ihm, die Nummer, die ich jetzt greifen werde,
koͤmmt in der kuͤnftigen Ziehung ganz gewiß her-
aus; indem griff ich unter den ganzen Haufen eine
Nummer heraus, wickelte sie auseinander und be-
saͤhe sie: es war Nummer 25 sehr deutlich. Jch
wollte sie wieder zusammen wickeln und in die Kap-
sel stecken, aber in dem Augenblick erwachte ich.

Da ich mir meines Traumes so deutlich be-
wußt war, als ich ihn jetzt erzaͤhlt habe, so hatte
ich viel Zutrauen zu dieser Nummer, und besetzte
sie daher auch so, daß ich mit dem Gewinnst zufrie-
den gewesen seyn wuͤrde: aber zwei Stunden zu-
vor, ehe die Lotterie gezogen wurde, erhielt ich von
dem Lotterieeinnehmer meinen Einsatz zuruͤck, mit
der Nachricht, daß meine Nummer gaͤnzlich ge-
strichen sey. Die Lotterie wurde am 24sten Sep-
tember gezogen, und meine Nummer kam richtig
heraus *).

Ob ich gleich sehr gerne zugebe und sehr wohl
weiß, daß viele, und vielleicht die mehresten Traͤu-
me, aus solchen Ursachen entstehen, die bloß im

Koͤr-
*) Es war die 234ste Ziehung.
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[80/0084] Er zog verschiedene, in der Absicht, sie zu besetzen. Als er aufgehoͤret hatte zu ziehn, so nahm ich alle Nummern aus dem Gluͤcksrade heraus, legte sie vor mir auf dem Tisch hin, und sagte zu ihm, die Nummer, die ich jetzt greifen werde, koͤmmt in der kuͤnftigen Ziehung ganz gewiß her- aus; indem griff ich unter den ganzen Haufen eine Nummer heraus, wickelte sie auseinander und be- saͤhe sie: es war Nummer 25 sehr deutlich. Jch wollte sie wieder zusammen wickeln und in die Kap- sel stecken, aber in dem Augenblick erwachte ich. Da ich mir meines Traumes so deutlich be- wußt war, als ich ihn jetzt erzaͤhlt habe, so hatte ich viel Zutrauen zu dieser Nummer, und besetzte sie daher auch so, daß ich mit dem Gewinnst zufrie- den gewesen seyn wuͤrde: aber zwei Stunden zu- vor, ehe die Lotterie gezogen wurde, erhielt ich von dem Lotterieeinnehmer meinen Einsatz zuruͤck, mit der Nachricht, daß meine Nummer gaͤnzlich ge- strichen sey. Die Lotterie wurde am 24sten Sep- tember gezogen, und meine Nummer kam richtig heraus *). Ob ich gleich sehr gerne zugebe und sehr wohl weiß, daß viele, und vielleicht die mehresten Traͤu- me, aus solchen Ursachen entstehen, die bloß im Koͤr- *) Es war die 234ste Ziehung.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/84>, abgerufen am 25.11.2024.