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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

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weisen scheinen, wozu auch folgender Aufsatz ge-
hört, der mir von dem Herrn D. Knape gütigst
mitgetheilt ist.

Berlin den 27sten Oktober 1782.

Sie wünschen also, daß ich Jhnen dasjenige schrift-
lich mittheilen soll, was ich Jhnen neulich als einen
Beweis von dem Vorhersehungsvermögen der Seele
mündlich erzählt habe. Da meine Erfahrungen
auf Träumen beruhen, so muß ich freilich wohl be-
fürchten, daß manche mich für einen phantastischen
Träumer halten werden; allein wenn ich zu der Er-
reichung Jhres allerdings sehr nützlichen Endzwecks
etwas beitragen kann, so liegt nichts daran, man
denke, was man wolle! Genug, ich bin Bürge für
die Wahrheit und Zuverlässigkeit desjenigen, was
ich Jhnen sogleich umständlicher erzählen will.

Jm Jahre 1768, als ich in der hiesigen Hof-
apotheke die Apothekerkunst erlernte, hatte ich in der
72sten Ziehung der Königl. Preuß. Zahlenlotterie,
die am 30sten May desselben Jahres geschahe, auf
die Zahlen 22 und 60 gesetzet.

Jn der Nacht vor dem Tage der Ziehung
träumte mir, daß des Mittags gegen zwölf Uhr,
als zu welcher Zeit gewöhnlich die Lotterie gezogen
zu werden pflegt, der Hofapotheker zu mir herunter
schickte, und mir sagen ließ, daß ich zu ihm her-

aufkom-
E4

weisen scheinen, wozu auch folgender Aufsatz ge-
hoͤrt, der mir von dem Herrn D. Knape guͤtigst
mitgetheilt ist.

Berlin den 27sten Oktober 1782.

Sie wuͤnschen also, daß ich Jhnen dasjenige schrift-
lich mittheilen soll, was ich Jhnen neulich als einen
Beweis von dem Vorhersehungsvermoͤgen der Seele
muͤndlich erzaͤhlt habe. Da meine Erfahrungen
auf Traͤumen beruhen, so muß ich freilich wohl be-
fuͤrchten, daß manche mich fuͤr einen phantastischen
Traͤumer halten werden; allein wenn ich zu der Er-
reichung Jhres allerdings sehr nuͤtzlichen Endzwecks
etwas beitragen kann, so liegt nichts daran, man
denke, was man wolle! Genug, ich bin Buͤrge fuͤr
die Wahrheit und Zuverlaͤssigkeit desjenigen, was
ich Jhnen sogleich umstaͤndlicher erzaͤhlen will.

Jm Jahre 1768, als ich in der hiesigen Hof-
apotheke die Apothekerkunst erlernte, hatte ich in der
72sten Ziehung der Koͤnigl. Preuß. Zahlenlotterie,
die am 30sten May desselben Jahres geschahe, auf
die Zahlen 22 und 60 gesetzet.

Jn der Nacht vor dem Tage der Ziehung
traͤumte mir, daß des Mittags gegen zwoͤlf Uhr,
als zu welcher Zeit gewoͤhnlich die Lotterie gezogen
zu werden pflegt, der Hofapotheker zu mir herunter
schickte, und mir sagen ließ, daß ich zu ihm her-

aufkom-
E4
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[71/0075] weisen scheinen, wozu auch folgender Aufsatz ge- hoͤrt, der mir von dem Herrn D. Knape guͤtigst mitgetheilt ist. Berlin den 27sten Oktober 1782. Sie wuͤnschen also, daß ich Jhnen dasjenige schrift- lich mittheilen soll, was ich Jhnen neulich als einen Beweis von dem Vorhersehungsvermoͤgen der Seele muͤndlich erzaͤhlt habe. Da meine Erfahrungen auf Traͤumen beruhen, so muß ich freilich wohl be- fuͤrchten, daß manche mich fuͤr einen phantastischen Traͤumer halten werden; allein wenn ich zu der Er- reichung Jhres allerdings sehr nuͤtzlichen Endzwecks etwas beitragen kann, so liegt nichts daran, man denke, was man wolle! Genug, ich bin Buͤrge fuͤr die Wahrheit und Zuverlaͤssigkeit desjenigen, was ich Jhnen sogleich umstaͤndlicher erzaͤhlen will. Jm Jahre 1768, als ich in der hiesigen Hof- apotheke die Apothekerkunst erlernte, hatte ich in der 72sten Ziehung der Koͤnigl. Preuß. Zahlenlotterie, die am 30sten May desselben Jahres geschahe, auf die Zahlen 22 und 60 gesetzet. Jn der Nacht vor dem Tage der Ziehung traͤumte mir, daß des Mittags gegen zwoͤlf Uhr, als zu welcher Zeit gewoͤhnlich die Lotterie gezogen zu werden pflegt, der Hofapotheker zu mir herunter schickte, und mir sagen ließ, daß ich zu ihm her- aufkom- E4

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/75>, abgerufen am 26.11.2024.