Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.Worte griechisch: ich begehre aufgelöset und
bei Den Sonntagnachmittag besuchten ihn ver- Da es gegen Mitternacht hinkam, bat er Aber, fuhr er fort, wie willst Du mir das sechs-
Worte griechisch: ich begehre aufgeloͤset und
bei Den Sonntagnachmittag besuchten ihn ver- Da es gegen Mitternacht hinkam, bat er Aber, fuhr er fort, wie willst Du mir das sechs-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="60"/> Worte griechisch: ich begehre aufgeloͤset und bei<lb/> Christo zu seyn. Endlich unterschrieb er noch mit<lb/> zitternder Hand einen letzten Willen, worinn er<lb/> seinem Bruder seine Buͤcher vermachte.</p><lb/> <p>Den Sonntagnachmittag besuchten ihn ver-<lb/> schiedne Freunde, denen er aber bloß die Haͤnde<lb/> druͤcken konnte, ohne ein Wort zu reden. Gegen<lb/> die Nacht schien er sich etwas wieder zu erhohlen,<lb/> und bat seinen Bruder bei ihm zu wachen. Dieser<lb/> mußte ihm wiederum im hebraͤischen Grundtext zu-<lb/> erst aus den Spruͤchen Salomonis und hernach aus<lb/> den Psalmen vorlesen. Bald darauf aber wuͤnschte<lb/> er einige Psalmen in Luthers deutscher Uebersetzung<lb/> zu hoͤren, und da sein Bruder einige nicht zum<lb/> Zweck dienende Stellen, waͤhrend dem Vorlesen,<lb/> ausließ, so merkte er dieses sogleich, und bezeigte<lb/> ihm daruͤber seinen Beifall.</p><lb/> <p>Da es gegen Mitternacht hinkam, bat er<lb/> seinen Bruder, er moͤchte nun aufhoͤren zu lesen,<lb/> und sich ein wenig mit ihm unterreden, worauf er<lb/> ihm verschiedne Fragen, in Absicht des Daseyns und<lb/> der Fortdauer der menschlichen Seele, that, mehr<lb/> als ob er ihn pruͤfen, als sich selbst erst uͤberzeugen<lb/> wollte, er empfahl ihm hiebei, <hi rendition="#b">Kants</hi> Schriften<lb/> fleißig zu lesen.</p><lb/> <p>Aber, fuhr er fort, wie willst Du mir das<lb/> aufloͤsen, daß ich jetzt sterben muß, da ich kaum<lb/> <fw place="bottom" type="catch">sechs-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0064]
Worte griechisch: ich begehre aufgeloͤset und bei
Christo zu seyn. Endlich unterschrieb er noch mit
zitternder Hand einen letzten Willen, worinn er
seinem Bruder seine Buͤcher vermachte.
Den Sonntagnachmittag besuchten ihn ver-
schiedne Freunde, denen er aber bloß die Haͤnde
druͤcken konnte, ohne ein Wort zu reden. Gegen
die Nacht schien er sich etwas wieder zu erhohlen,
und bat seinen Bruder bei ihm zu wachen. Dieser
mußte ihm wiederum im hebraͤischen Grundtext zu-
erst aus den Spruͤchen Salomonis und hernach aus
den Psalmen vorlesen. Bald darauf aber wuͤnschte
er einige Psalmen in Luthers deutscher Uebersetzung
zu hoͤren, und da sein Bruder einige nicht zum
Zweck dienende Stellen, waͤhrend dem Vorlesen,
ausließ, so merkte er dieses sogleich, und bezeigte
ihm daruͤber seinen Beifall.
Da es gegen Mitternacht hinkam, bat er
seinen Bruder, er moͤchte nun aufhoͤren zu lesen,
und sich ein wenig mit ihm unterreden, worauf er
ihm verschiedne Fragen, in Absicht des Daseyns und
der Fortdauer der menschlichen Seele, that, mehr
als ob er ihn pruͤfen, als sich selbst erst uͤberzeugen
wollte, er empfahl ihm hiebei, Kants Schriften
fleißig zu lesen.
Aber, fuhr er fort, wie willst Du mir das
aufloͤsen, daß ich jetzt sterben muß, da ich kaum
sechs-
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(2013-06-06T11:00:00Z)
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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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