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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

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den ganzen Weg über ohne Zweck und Absicht wie-
derhohlten.

Den 4ten August 1781. Abends.

Während dem Gehen gelang es mir, die
Gedanken, die mich traurig machten, nach und
nach zu unterdrücken. Es traten andre an ihre
Stelle, welche sie verdrängten. Jch fand, wie
klein und unbedeutend mein gegenwärtiger Ver-
druß im Verhältniß gegen meine Entwürfe sey.
Diese Entwürfe rollten sich alle in meiner Seele
auseinander, und der Gedanke an ihre wahrschein-
liche Ausführung gewährte mir eine süße Täuschung.
Dieß alles aber ereignete sich erst bei mir, nachdem
ich eine Weile schnell gegangen war.

Jch erinnere mich hiebei, daß ich im neun-
zehnten Jahre, da ich noch in Hannover auf der
Schule, und wegen meiner schlechten Glücksum-
stände und traurigen Aussichten auf die Zukunft oft
bekümmert war, allemal eine merkliche Verände-
rung in meinem Gemüthe spürte, wenn ich, mit eini-
ger Schnelligkeit, einen Spatziergang um den dasi-
gen Wall gemacht hatte, es mochte auch für Wet-
ter seyn, was es wollte. Jch brauchte dieses zu-
letzt sehr oft, mit Vorbedacht, als ein Mittel,
um mir wieder Muth zu machen, und meine ge-
sunknen Hoffnungen wieder zu erwecken.


Den

den ganzen Weg uͤber ohne Zweck und Absicht wie-
derhohlten.

Den 4ten August 1781. Abends.

Waͤhrend dem Gehen gelang es mir, die
Gedanken, die mich traurig machten, nach und
nach zu unterdruͤcken. Es traten andre an ihre
Stelle, welche sie verdraͤngten. Jch fand, wie
klein und unbedeutend mein gegenwaͤrtiger Ver-
druß im Verhaͤltniß gegen meine Entwuͤrfe sey.
Diese Entwuͤrfe rollten sich alle in meiner Seele
auseinander, und der Gedanke an ihre wahrschein-
liche Ausfuͤhrung gewaͤhrte mir eine suͤße Taͤuschung.
Dieß alles aber ereignete sich erst bei mir, nachdem
ich eine Weile schnell gegangen war.

Jch erinnere mich hiebei, daß ich im neun-
zehnten Jahre, da ich noch in Hannover auf der
Schule, und wegen meiner schlechten Gluͤcksum-
staͤnde und traurigen Aussichten auf die Zukunft oft
bekuͤmmert war, allemal eine merkliche Veraͤnde-
rung in meinem Gemuͤthe spuͤrte, wenn ich, mit eini-
ger Schnelligkeit, einen Spatziergang um den dasi-
gen Wall gemacht hatte, es mochte auch fuͤr Wet-
ter seyn, was es wollte. Jch brauchte dieses zu-
letzt sehr oft, mit Vorbedacht, als ein Mittel,
um mir wieder Muth zu machen, und meine ge-
sunknen Hoffnungen wieder zu erwecken.


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[45/0049] den ganzen Weg uͤber ohne Zweck und Absicht wie- derhohlten. Den 4ten August 1781. Abends. Waͤhrend dem Gehen gelang es mir, die Gedanken, die mich traurig machten, nach und nach zu unterdruͤcken. Es traten andre an ihre Stelle, welche sie verdraͤngten. Jch fand, wie klein und unbedeutend mein gegenwaͤrtiger Ver- druß im Verhaͤltniß gegen meine Entwuͤrfe sey. Diese Entwuͤrfe rollten sich alle in meiner Seele auseinander, und der Gedanke an ihre wahrschein- liche Ausfuͤhrung gewaͤhrte mir eine suͤße Taͤuschung. Dieß alles aber ereignete sich erst bei mir, nachdem ich eine Weile schnell gegangen war. Jch erinnere mich hiebei, daß ich im neun- zehnten Jahre, da ich noch in Hannover auf der Schule, und wegen meiner schlechten Gluͤcksum- staͤnde und traurigen Aussichten auf die Zukunft oft bekuͤmmert war, allemal eine merkliche Veraͤnde- rung in meinem Gemuͤthe spuͤrte, wenn ich, mit eini- ger Schnelligkeit, einen Spatziergang um den dasi- gen Wall gemacht hatte, es mochte auch fuͤr Wet- ter seyn, was es wollte. Jch brauchte dieses zu- letzt sehr oft, mit Vorbedacht, als ein Mittel, um mir wieder Muth zu machen, und meine ge- sunknen Hoffnungen wieder zu erwecken. Den

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/49>, abgerufen am 24.11.2024.