die Seele zu schwach ist, sie dem Bewußtseyn unterzuordnen, und sich derselben zu bemeistern. Man wird sich dieses deutlich machen können, wenn man auf die verschiedne Art aufmerksam ist, auf welche der Schwindel zu entstehen pflegt. Jedoch ich verlasse diese besondere Krankheit, die ein philosophischer Arzt von meinen Freunden mit mehrerer Ausführlichkeit zu behandeln im Werke hat, und verweise meine Leser auf die Abhandlung desselben, die wahrscheinlicherweise nächstens zum Vorschein kommen wird.
Jch komme zu der seltnen Beobachtung, die Herr Spalding, Johann JoachimSpalding an sich selbst gemacht hat, und die zu diesem Aufsatze die Veranlassung gewesen. Jener Weltweise spricht: die Frage eines Weisen führet die Antwort zur Hälfte mit sich. Mich dünkt, dieses treffe allhier vollkommen ein. Spalding, Johann JoachimHerr S. hat mit so vieler Genauigkeit beobachtet, und die Umstände, die er wahrgenommen, so treffend beschrieben, daß die Hypothese, aus welcher sie erklärt werden können, sich gleichsam von selbst darbietet. Man darf nur seiner Erzählung folgen, und dabei nicht aus der Acht lassen, was oben von der Harmonie zwischen den würksamen Begriffen und organischen Stößen ist angeführt worden.
"Jch hatte, erzählt Spalding, Johann JoachimHerr S., denselben Vormittag in geschwinder abwechselnder Folge viele Leute sprechen, vielerlei Kleinigkeiten schreiben müssen, wobei die Gegenstände fast durchge-
die Seele zu schwach ist, sie dem Bewußtseyn unterzuordnen, und sich derselben zu bemeistern. Man wird sich dieses deutlich machen koͤnnen, wenn man auf die verschiedne Art aufmerksam ist, auf welche der Schwindel zu entstehen pflegt. Jedoch ich verlasse diese besondere Krankheit, die ein philosophischer Arzt von meinen Freunden mit mehrerer Ausfuͤhrlichkeit zu behandeln im Werke hat, und verweise meine Leser auf die Abhandlung desselben, die wahrscheinlicherweise naͤchstens zum Vorschein kommen wird.
Jch komme zu der seltnen Beobachtung, die Herr Spalding, Johann JoachimSpalding an sich selbst gemacht hat, und die zu diesem Aufsatze die Veranlassung gewesen. Jener Weltweise spricht: die Frage eines Weisen fuͤhret die Antwort zur Haͤlfte mit sich. Mich duͤnkt, dieses treffe allhier vollkommen ein. Spalding, Johann JoachimHerr S. hat mit so vieler Genauigkeit beobachtet, und die Umstaͤnde, die er wahrgenommen, so treffend beschrieben, daß die Hypothese, aus welcher sie erklaͤrt werden koͤnnen, sich gleichsam von selbst darbietet. Man darf nur seiner Erzaͤhlung folgen, und dabei nicht aus der Acht lassen, was oben von der Harmonie zwischen den wuͤrksamen Begriffen und organischen Stoͤßen ist angefuͤhrt worden.
»Jch hatte, erzaͤhlt Spalding, Johann JoachimHerr S., denselben Vormittag in geschwinder abwechselnder Folge viele Leute sprechen, vielerlei Kleinigkeiten schreiben muͤssen, wobei die Gegenstaͤnde fast durchge-
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die Seele zu schwach ist, sie dem Bewußtseyn unterzuordnen, und sich derselben zu bemeistern. Man wird sich dieses deutlich machen koͤnnen, wenn man auf die verschiedne Art aufmerksam ist, auf welche der Schwindel zu entstehen pflegt. Jedoch ich verlasse diese besondere Krankheit, die ein philosophischer Arzt von meinen Freunden mit mehrerer Ausfuͤhrlichkeit zu behandeln im Werke hat, und verweise meine Leser auf die Abhandlung desselben, die wahrscheinlicherweise naͤchstens zum Vorschein kommen wird. </p><p>Jch komme zu der seltnen Beobachtung, die Herr <hirendition="#b"><persNameref="#ref0112"><notetype="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Spalding</persName></hi> an sich selbst gemacht hat, und die zu diesem Aufsatze die Veranlassung gewesen. Jener Weltweise spricht: die Frage eines Weisen fuͤhret die Antwort zur Haͤlfte mit sich. Mich duͤnkt, dieses treffe allhier vollkommen ein. <persNameref="#ref0112"><notetype="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Herr S.</persName> hat mit so vieler Genauigkeit beobachtet, und die Umstaͤnde, die er wahrgenommen, so treffend beschrieben, daß die Hypothese, aus welcher sie erklaͤrt werden koͤnnen, sich gleichsam von selbst darbietet. Man darf nur seiner Erzaͤhlung folgen, und dabei nicht aus der Acht lassen, was oben von der Harmonie zwischen den <hirendition="#b">wuͤrksamen Begriffen</hi> und <hirendition="#b">organischen Stoͤßen</hi> ist angefuͤhrt worden. </p><p>»Jch hatte, erzaͤhlt <persNameref="#ref0112"><notetype="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Herr S.,</persName> denselben Vormittag in geschwinder abwechselnder Folge <hirendition="#b">viele Leute sprechen, vielerlei Kleinigkeiten schreiben</hi> muͤssen, wobei die Gegenstaͤnde fast durchge-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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die Seele zu schwach ist, sie dem Bewußtseyn unterzuordnen, und sich derselben zu bemeistern. Man wird sich dieses deutlich machen koͤnnen, wenn man auf die verschiedne Art aufmerksam ist, auf welche der Schwindel zu entstehen pflegt. Jedoch ich verlasse diese besondere Krankheit, die ein philosophischer Arzt von meinen Freunden mit mehrerer Ausfuͤhrlichkeit zu behandeln im Werke hat, und verweise meine Leser auf die Abhandlung desselben, die wahrscheinlicherweise naͤchstens zum Vorschein kommen wird.
Jch komme zu der seltnen Beobachtung, die Herr Spalding an sich selbst gemacht hat, und die zu diesem Aufsatze die Veranlassung gewesen. Jener Weltweise spricht: die Frage eines Weisen fuͤhret die Antwort zur Haͤlfte mit sich. Mich duͤnkt, dieses treffe allhier vollkommen ein. Herr S. hat mit so vieler Genauigkeit beobachtet, und die Umstaͤnde, die er wahrgenommen, so treffend beschrieben, daß die Hypothese, aus welcher sie erklaͤrt werden koͤnnen, sich gleichsam von selbst darbietet. Man darf nur seiner Erzaͤhlung folgen, und dabei nicht aus der Acht lassen, was oben von der Harmonie zwischen den wuͤrksamen Begriffen und organischen Stoͤßen ist angefuͤhrt worden.
»Jch hatte, erzaͤhlt Herr S., denselben Vormittag in geschwinder abwechselnder Folge viele Leute sprechen, vielerlei Kleinigkeiten schreiben muͤssen, wobei die Gegenstaͤnde fast durchge-
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/67>, abgerufen am 16.02.2025.
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