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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

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Sie erst die ganze Geschichte dieser vierzehn Tage, und dann versagen Sie mir Jhren Trost und Jhren Rath nicht, denn ich weiß bald nicht mehr, was ich anfangen soll. Eine Viertelstunde bei Jhnen würde mir mehr helfen, als alle die Predigten und Gebete, die ich hier mit anhören muß.

***

Den Dienstag früh meldete ich mich bei dem Herrn Direktor, dessen Aufnahme meiner ganzen Erwartung entsprach. Jch faßte gleich ein solches Zutrauen zu ihm, als wenn er mein Vater wäre, und er sprach lange und sehr gütig mit mir. Hierauf ließ er mich durch einen Waisenknaben zu dem Jnspektor S. bringen; wir mußten lange vor der Thür warten; endlich trat ein weinender Knabe heraus, und uns wurde die Thür geöfnet. Er stand an einem grünen Schreibepult und fragte den Waisenknaben, ohne daß er uns ansah: Was bringt ihr? -- "Einen Novitius vom Herrn Direktor." Gut! wie heißt ihr? fragte er mich, und schien mich durch das eine Brillenglas anzusehen. Jch sagte ihm Namen, Vaterstadt u.d.gl. -- Er gab mir hierauf einen Zettel, der mir die Stube


Sie erst die ganze Geschichte dieser vierzehn Tage, und dann versagen Sie mir Jhren Trost und Jhren Rath nicht, denn ich weiß bald nicht mehr, was ich anfangen soll. Eine Viertelstunde bei Jhnen wuͤrde mir mehr helfen, als alle die Predigten und Gebete, die ich hier mit anhoͤren muß.

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Den Dienstag fruͤh meldete ich mich bei dem Herrn Direktor, dessen Aufnahme meiner ganzen Erwartung entsprach. Jch faßte gleich ein solches Zutrauen zu ihm, als wenn er mein Vater waͤre, und er sprach lange und sehr guͤtig mit mir. Hierauf ließ er mich durch einen Waisenknaben zu dem Jnspektor S. bringen; wir mußten lange vor der Thuͤr warten; endlich trat ein weinender Knabe heraus, und uns wurde die Thuͤr geoͤfnet. Er stand an einem gruͤnen Schreibepult und fragte den Waisenknaben, ohne daß er uns ansah: Was bringt ihr? ― »Einen Novitius vom Herrn Direktor.« Gut! wie heißt ihr? fragte er mich, und schien mich durch das eine Brillenglas anzusehen. Jch sagte ihm Namen, Vaterstadt u.d.gl. ― Er gab mir hierauf einen Zettel, der mir die Stube

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[9/0013] Sie erst die ganze Geschichte dieser vierzehn Tage, und dann versagen Sie mir Jhren Trost und Jhren Rath nicht, denn ich weiß bald nicht mehr, was ich anfangen soll. Eine Viertelstunde bei Jhnen wuͤrde mir mehr helfen, als alle die Predigten und Gebete, die ich hier mit anhoͤren muß. *** Den Dienstag fruͤh meldete ich mich bei dem Herrn Direktor, dessen Aufnahme meiner ganzen Erwartung entsprach. Jch faßte gleich ein solches Zutrauen zu ihm, als wenn er mein Vater waͤre, und er sprach lange und sehr guͤtig mit mir. Hierauf ließ er mich durch einen Waisenknaben zu dem Jnspektor S. bringen; wir mußten lange vor der Thuͤr warten; endlich trat ein weinender Knabe heraus, und uns wurde die Thuͤr geoͤfnet. Er stand an einem gruͤnen Schreibepult und fragte den Waisenknaben, ohne daß er uns ansah: Was bringt ihr? ― »Einen Novitius vom Herrn Direktor.« Gut! wie heißt ihr? fragte er mich, und schien mich durch das eine Brillenglas anzusehen. Jch sagte ihm Namen, Vaterstadt u.d.gl. ― Er gab mir hierauf einen Zettel, der mir die Stube

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/13>, abgerufen am 22.11.2024.