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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

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ich auch noch Sünden begienge, das hätte sie nicht geglaubt.
Wie ich ihr aufschlug, was David sagt: meiner Sünden sind mehr, denn des Sandes am Meer, das war ihr sehr bedenklich. Aber sie und ihre Großmutter, meinete sie, hätten doch keine Sünden gethan, wenn sie ja, wie sie noch klein gewesen, sich versehen, so wäre das längst geschehen, und ihr vergeben. Folglich könnte Gott keine Schulden mehr zurechnen. Wie ich ihr nun zeigte, daß sie nicht allein mit Werken, sondern auch mit Gedanken und Gebehrden noch immer sündigte, auch nicht allein mit Vollbringung des Bösen, sondern auch mit Unterlassung des Guten die Gebote übertreten habe, und daß sie auch dafür, was sie von Kindheit an Böses gethan, strafbar wäre; so fiel alle Liebe und Zutrauen zu mir weg, und wollte nichts mehr erklärt wissen.*)


Rührend ist die Anrede, die Herr Pastor Paulmann, bei der Konfirmation dieser Taub- und Stummgebohrnen, an den Herrn Schullehrer

*) Hierauf folgt eine fernere Erzählung, wie Herr Schweinhagen ihr dennoch, nach seiner besten Ueberzeugung, die von ihm für nöthig gehaltenen Religionsbegriffe beizubringen suchte.


ich auch noch Suͤnden begienge, das haͤtte sie nicht geglaubt.
Wie ich ihr aufschlug, was David sagt: meiner Suͤnden sind mehr, denn des Sandes am Meer, das war ihr sehr bedenklich. Aber sie und ihre Großmutter, meinete sie, haͤtten doch keine Suͤnden gethan, wenn sie ja, wie sie noch klein gewesen, sich versehen, so waͤre das laͤngst geschehen, und ihr vergeben. Folglich koͤnnte Gott keine Schulden mehr zurechnen. Wie ich ihr nun zeigte, daß sie nicht allein mit Werken, sondern auch mit Gedanken und Gebehrden noch immer suͤndigte, auch nicht allein mit Vollbringung des Boͤsen, sondern auch mit Unterlassung des Guten die Gebote uͤbertreten habe, und daß sie auch dafuͤr, was sie von Kindheit an Boͤses gethan, strafbar waͤre; so fiel alle Liebe und Zutrauen zu mir weg, und wollte nichts mehr erklaͤrt wissen.*)


Ruͤhrend ist die Anrede, die Herr Pastor Paulmann, bei der Konfirmation dieser Taub- und Stummgebohrnen, an den Herrn Schullehrer

*) Hierauf folgt eine fernere Erzaͤhlung, wie Herr Schweinhagen ihr dennoch, nach seiner besten Ueberzeugung, die von ihm fuͤr noͤthig gehaltenen Religionsbegriffe beizubringen suchte.
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[99/0103] ich auch noch Suͤnden begienge, das haͤtte sie nicht geglaubt. Wie ich ihr aufschlug, was David sagt: meiner Suͤnden sind mehr, denn des Sandes am Meer, das war ihr sehr bedenklich. Aber sie und ihre Großmutter, meinete sie, haͤtten doch keine Suͤnden gethan, wenn sie ja, wie sie noch klein gewesen, sich versehen, so waͤre das laͤngst geschehen, und ihr vergeben. Folglich koͤnnte Gott keine Schulden mehr zurechnen. Wie ich ihr nun zeigte, daß sie nicht allein mit Werken, sondern auch mit Gedanken und Gebehrden noch immer suͤndigte, auch nicht allein mit Vollbringung des Boͤsen, sondern auch mit Unterlassung des Guten die Gebote uͤbertreten habe, und daß sie auch dafuͤr, was sie von Kindheit an Boͤses gethan, strafbar waͤre; so fiel alle Liebe und Zutrauen zu mir weg, und wollte nichts mehr erklaͤrt wissen.*) Ruͤhrend ist die Anrede, die Herr Pastor Paulmann, bei der Konfirmation dieser Taub- und Stummgebohrnen, an den Herrn Schullehrer *) Hierauf folgt eine fernere Erzaͤhlung, wie Herr Schweinhagen ihr dennoch, nach seiner besten Ueberzeugung, die von ihm fuͤr noͤthig gehaltenen Religionsbegriffe beizubringen suchte.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/103>, abgerufen am 22.11.2024.