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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.

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sung gab und zu ihrer Hülfe nicht das geringste versäumt wurde.

Bisweilen wünschte sie wohl um ihrer Kinder und ihres Mannes willen noch zu leben, schien es auch, wegen der guten Vertröstungen, die man ihr gab, zu hoffen, allein sie kehrte immer gar bald wieder zu ihrer vorigen Meinung zurück, und da einst ihre Kinder vor ihrem Bette stunden und sie in ihrer Unschuld baten, sie möchte doch nicht sterben, nahm sie das älteste bei der Hand und sagte sehr lebhaft: "Ja sterben werde und muß ich, meine guten Kinder, aber ihr behaltet einen guten Vater, der für euch sorgen wird, dem folget allezeit." Sie starb auch wirklich den 8ten Februar, nachdem sich zuvor der Brand in den Eingeweiden gefunden hatte.

Sie war übrigens eine Person von einem sehr lebhaften Temperament, und feuriger Einbildungskraft, schien einen sehr feinen Nervenbau zu haben, mithin sehr empfindsam, ungemein biegsam und weich, und von sehr zärtlichem Gewissen. Jch habe das fast bei allen denen gefunden, die mit ihr ähnliche Vorfälle gehabt, und dies oder jenes vorausgesehn oder wenigstens voraussehen zu können geglaubt haben.

Sie starb indeß nicht eher, als bis sie ihrer Zweifel wegen hinreichend beruhigt war, welches


sung gab und zu ihrer Huͤlfe nicht das geringste versaͤumt wurde.

Bisweilen wuͤnschte sie wohl um ihrer Kinder und ihres Mannes willen noch zu leben, schien es auch, wegen der guten Vertroͤstungen, die man ihr gab, zu hoffen, allein sie kehrte immer gar bald wieder zu ihrer vorigen Meinung zuruͤck, und da einst ihre Kinder vor ihrem Bette stunden und sie in ihrer Unschuld baten, sie moͤchte doch nicht sterben, nahm sie das aͤlteste bei der Hand und sagte sehr lebhaft: »Ja sterben werde und muß ich, meine guten Kinder, aber ihr behaltet einen guten Vater, der fuͤr euch sorgen wird, dem folget allezeit.« Sie starb auch wirklich den 8ten Februar, nachdem sich zuvor der Brand in den Eingeweiden gefunden hatte.

Sie war uͤbrigens eine Person von einem sehr lebhaften Temperament, und feuriger Einbildungskraft, schien einen sehr feinen Nervenbau zu haben, mithin sehr empfindsam, ungemein biegsam und weich, und von sehr zaͤrtlichem Gewissen. Jch habe das fast bei allen denen gefunden, die mit ihr aͤhnliche Vorfaͤlle gehabt, und dies oder jenes vorausgesehn oder wenigstens voraussehen zu koͤnnen geglaubt haben.

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[81/0085] sung gab und zu ihrer Huͤlfe nicht das geringste versaͤumt wurde. Bisweilen wuͤnschte sie wohl um ihrer Kinder und ihres Mannes willen noch zu leben, schien es auch, wegen der guten Vertroͤstungen, die man ihr gab, zu hoffen, allein sie kehrte immer gar bald wieder zu ihrer vorigen Meinung zuruͤck, und da einst ihre Kinder vor ihrem Bette stunden und sie in ihrer Unschuld baten, sie moͤchte doch nicht sterben, nahm sie das aͤlteste bei der Hand und sagte sehr lebhaft: »Ja sterben werde und muß ich, meine guten Kinder, aber ihr behaltet einen guten Vater, der fuͤr euch sorgen wird, dem folget allezeit.« Sie starb auch wirklich den 8ten Februar, nachdem sich zuvor der Brand in den Eingeweiden gefunden hatte. Sie war uͤbrigens eine Person von einem sehr lebhaften Temperament, und feuriger Einbildungskraft, schien einen sehr feinen Nervenbau zu haben, mithin sehr empfindsam, ungemein biegsam und weich, und von sehr zaͤrtlichem Gewissen. Jch habe das fast bei allen denen gefunden, die mit ihr aͤhnliche Vorfaͤlle gehabt, und dies oder jenes vorausgesehn oder wenigstens voraussehen zu koͤnnen geglaubt haben. Sie starb indeß nicht eher, als bis sie ihrer Zweifel wegen hinreichend beruhigt war, welches

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/85>, abgerufen am 28.11.2024.