Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
Der Großherzog zu Toscana legt ein so genanntes Besserungshaus im Castel zu St. Johann dem Täufer an. Die Bestimmung dieser Anstalt -- einer der menschlichsten und besten Erscheinungen unsers Jahrhunderts -- ist diese, das Halblaster zu kuriren. Junge Leute von beiderlei Geschlecht, die entweder aus Mangel der Erziehung, oder durch Mißbrauch ihrer Freiheit, sich von ihrer Pflicht entfernt, und eine gefährliche Neigung zum Laster angenommen haben, werden unter dem dichtesten Schleier des Geheimnisses dahin gebracht, und durch sittliche Mittel zur Ordnung, Tugend und Arbeitsliebe zurückgeleitet. Zu diesem Behuf ist eine Lehrschule und verschiedene Manufacturen mit diesem Jnstitut verknüpft. Niemand wird unter vierzehn Jahren, und niemand über dreißig darinn Platz finden. Auch ist die Dauer des Aufenthalts auf drei Jahre eingeschränkt.
Der Großherzog zu Toscana legt ein so genanntes Besserungshaus im Castel zu St. Johann dem Taͤufer an. Die Bestimmung dieser Anstalt — einer der menschlichsten und besten Erscheinungen unsers Jahrhunderts — ist diese, das Halblaster zu kuriren. Junge Leute von beiderlei Geschlecht, die entweder aus Mangel der Erziehung, oder durch Mißbrauch ihrer Freiheit, sich von ihrer Pflicht entfernt, und eine gefaͤhrliche Neigung zum Laster angenommen haben, werden unter dem dichtesten Schleier des Geheimnisses dahin gebracht, und durch sittliche Mittel zur Ordnung, Tugend und Arbeitsliebe zuruͤckgeleitet. Zu diesem Behuf ist eine Lehrschule und verschiedene Manufacturen mit diesem Jnstitut verknuͤpft. Niemand wird unter vierzehn Jahren, und niemand uͤber dreißig darinn Platz finden. Auch ist die Dauer des Aufenthalts auf drei Jahre eingeschraͤnkt. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0008" n="4"/><lb/> den auf Zeitlebens zu dieser Strafe zu verurtheilen. Todesstrafen — Wie wenig die im Grunde nutzen, besagen eine Menge uͤber diesen Gegenstand seit kurzem erschienene Schriften. Daß die angegebenen Besserungshaͤuser kein bloßes Hirngespinnst sind, beweißt eine neuerlichst von dem Großherzog zu Toscana getroffene aͤhnliche Anstalt. Jch lese eben eine Nachricht davon im zehnten Band der Chronologen, wo es heißt: </p> <p>Der Großherzog zu Toscana legt ein so genanntes Besserungshaus im Castel zu St. Johann dem Taͤufer an. Die Bestimmung dieser Anstalt — einer der menschlichsten und besten Erscheinungen unsers Jahrhunderts — ist diese, das <hi rendition="#b">Halblaster</hi> zu kuriren. Junge Leute von beiderlei Geschlecht, die entweder aus Mangel der Erziehung, oder durch Mißbrauch ihrer Freiheit, sich von ihrer Pflicht entfernt, und eine gefaͤhrliche Neigung zum Laster angenommen haben, werden unter dem dichtesten Schleier des Geheimnisses dahin gebracht, und durch sittliche Mittel zur Ordnung, Tugend und Arbeitsliebe zuruͤckgeleitet. Zu diesem Behuf ist eine Lehrschule und verschiedene Manufacturen mit diesem Jnstitut verknuͤpft. Niemand wird unter vierzehn Jahren, und niemand uͤber dreißig darinn Platz finden. Auch ist die Dauer des Aufenthalts auf drei Jahre eingeschraͤnkt. </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [4/0008]
den auf Zeitlebens zu dieser Strafe zu verurtheilen. Todesstrafen — Wie wenig die im Grunde nutzen, besagen eine Menge uͤber diesen Gegenstand seit kurzem erschienene Schriften. Daß die angegebenen Besserungshaͤuser kein bloßes Hirngespinnst sind, beweißt eine neuerlichst von dem Großherzog zu Toscana getroffene aͤhnliche Anstalt. Jch lese eben eine Nachricht davon im zehnten Band der Chronologen, wo es heißt:
Der Großherzog zu Toscana legt ein so genanntes Besserungshaus im Castel zu St. Johann dem Taͤufer an. Die Bestimmung dieser Anstalt — einer der menschlichsten und besten Erscheinungen unsers Jahrhunderts — ist diese, das Halblaster zu kuriren. Junge Leute von beiderlei Geschlecht, die entweder aus Mangel der Erziehung, oder durch Mißbrauch ihrer Freiheit, sich von ihrer Pflicht entfernt, und eine gefaͤhrliche Neigung zum Laster angenommen haben, werden unter dem dichtesten Schleier des Geheimnisses dahin gebracht, und durch sittliche Mittel zur Ordnung, Tugend und Arbeitsliebe zuruͤckgeleitet. Zu diesem Behuf ist eine Lehrschule und verschiedene Manufacturen mit diesem Jnstitut verknuͤpft. Niemand wird unter vierzehn Jahren, und niemand uͤber dreißig darinn Platz finden. Auch ist die Dauer des Aufenthalts auf drei Jahre eingeschraͤnkt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |