Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.3. Sonderbare Handlungsart ohne Bewußtseyn. ![]() Eine Erscheinung sonderbarer Art trug sich zu, von welcher ich mich sehr umständlich und genau zu unterrichten Gelegenheit hatte. Dies war der Fall eines jungen Mädchens in der Nachbarschaft meines Landhauses. Sie war mit einer Krankheit behaftet, die ganz wohl unter dem Namen Louping d.i. hüpfendes Fieber bekannt ist. Es ist nichts anders als eine Art von Raserei, welche die Kranken im Schlafe ergreift, und macht, daß sie springen und rennen, als ob sie besessen wären. Das Mädchen ward von dieser Krankheit drei Jahr vorher im Frühling angefallen, da sie ohngefähr sechzehn Jahr alt war, und das Uebel dauerte etwas über drei Monate. Der Paroxismus ergrif sie allemal bei Tageszeit, gewöhnlich gegen sieben oder acht Uhr des Morgens, wenn sie schon zwei oder drei Stunden ausser dem Bette gewesen war. Es fing mit einer Schwere des Kopfes und Schläfrigkeit an, die sich in Schlaf endigten, wenigstens in eine Art davon, denn ihre Augen waren fest zugeschlossen. Jn diesem Zustande war sie vermögend, mit einer erstaunenswürdigen Behendigkeit auf Tische und Stühle zu springen. Hernach suchte sie auch 3. Sonderbare Handlungsart ohne Bewußtseyn. ![]() Eine Erscheinung sonderbarer Art trug sich zu, von welcher ich mich sehr umstaͤndlich und genau zu unterrichten Gelegenheit hatte. Dies war der Fall eines jungen Maͤdchens in der Nachbarschaft meines Landhauses. Sie war mit einer Krankheit behaftet, die ganz wohl unter dem Namen Louping d.i. huͤpfendes Fieber bekannt ist. Es ist nichts anders als eine Art von Raserei, welche die Kranken im Schlafe ergreift, und macht, daß sie springen und rennen, als ob sie besessen waͤren. Das Maͤdchen ward von dieser Krankheit drei Jahr vorher im Fruͤhling angefallen, da sie ohngefaͤhr sechzehn Jahr alt war, und das Uebel dauerte etwas uͤber drei Monate. Der Paroxismus ergrif sie allemal bei Tageszeit, gewoͤhnlich gegen sieben oder acht Uhr des Morgens, wenn sie schon zwei oder drei Stunden ausser dem Bette gewesen war. Es fing mit einer Schwere des Kopfes und Schlaͤfrigkeit an, die sich in Schlaf endigten, wenigstens in eine Art davon, denn ihre Augen waren fest zugeschlossen. Jn diesem Zustande war sie vermoͤgend, mit einer erstaunenswuͤrdigen Behendigkeit auf Tische und Stuͤhle zu springen. Hernach suchte sie auch <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0078" n="74"/><lb/><lb/> </div> <div> <head>3. Sonderbare Handlungsart ohne Bewußtseyn.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref113"><note type="editorial"/>Burnett, Lord Monboddo (uͤbersetzt von Georg Ludwig Spalding)</persName> </bibl> </note> <p>Eine Erscheinung sonderbarer Art trug sich zu, von welcher ich mich sehr umstaͤndlich und genau zu unterrichten Gelegenheit hatte. Dies war der Fall eines jungen Maͤdchens in der Nachbarschaft meines Landhauses. Sie war mit einer Krankheit behaftet, die ganz wohl unter dem Namen <hi rendition="#aq">Louping</hi> d.i. huͤpfendes Fieber bekannt ist. Es ist nichts anders als eine Art von Raserei, welche die Kranken im Schlafe ergreift, und macht, daß sie springen und rennen, als ob sie besessen waͤren. </p> <p>Das Maͤdchen ward von dieser Krankheit drei Jahr vorher im Fruͤhling angefallen, da sie ohngefaͤhr sechzehn Jahr alt war, und das Uebel dauerte etwas uͤber drei Monate. Der Paroxismus ergrif sie allemal bei Tageszeit, gewoͤhnlich gegen sieben oder acht Uhr des Morgens, wenn sie schon zwei oder drei Stunden ausser dem Bette gewesen war. Es fing mit einer Schwere des Kopfes und Schlaͤfrigkeit an, die sich in Schlaf endigten, wenigstens in eine Art davon, denn ihre Augen waren fest zugeschlossen. </p> <p>Jn diesem Zustande war sie vermoͤgend, mit einer erstaunenswuͤrdigen Behendigkeit auf Tische und Stuͤhle zu springen. Hernach suchte sie auch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0078]
3. Sonderbare Handlungsart ohne Bewußtseyn.
Eine Erscheinung sonderbarer Art trug sich zu, von welcher ich mich sehr umstaͤndlich und genau zu unterrichten Gelegenheit hatte. Dies war der Fall eines jungen Maͤdchens in der Nachbarschaft meines Landhauses. Sie war mit einer Krankheit behaftet, die ganz wohl unter dem Namen Louping d.i. huͤpfendes Fieber bekannt ist. Es ist nichts anders als eine Art von Raserei, welche die Kranken im Schlafe ergreift, und macht, daß sie springen und rennen, als ob sie besessen waͤren.
Das Maͤdchen ward von dieser Krankheit drei Jahr vorher im Fruͤhling angefallen, da sie ohngefaͤhr sechzehn Jahr alt war, und das Uebel dauerte etwas uͤber drei Monate. Der Paroxismus ergrif sie allemal bei Tageszeit, gewoͤhnlich gegen sieben oder acht Uhr des Morgens, wenn sie schon zwei oder drei Stunden ausser dem Bette gewesen war. Es fing mit einer Schwere des Kopfes und Schlaͤfrigkeit an, die sich in Schlaf endigten, wenigstens in eine Art davon, denn ihre Augen waren fest zugeschlossen.
Jn diesem Zustande war sie vermoͤgend, mit einer erstaunenswuͤrdigen Behendigkeit auf Tische und Stuͤhle zu springen. Hernach suchte sie auch
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/78>, abgerufen am 27.07.2024. |