Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
Bei dem allen kehrten stets seine Thränen zurück; und dies schien ihm Erleichterung zu verschaffen, und ruhige Zwischenzeiten zu geben. Dann sahe er stets vor sich hin, und bekümmerte sich um keine Gegenstände, die um ihn waren. Aus der Schule ging er öfters so, daß er sich vor den Kopf schlug, verzweiflungsvolle Gebehrden machte, mit den Füssen stampfte und noch mehrere Zeichen des Unwillens von sich gab. Man schonte ihn noch immer und suchte durch Zureden und freundschaftliche Behandlung sein Vertrauen zu gewinnen, um wo möglich auf die Spur seines sonderbaren Betragens zu kommen; aber er blieb sich stets gleich und antwortete höchstens, daß ihm nichts fehle. Ueberhaupt schien es, daß er mehr durch Güte zu lenken war, denn Trotz und Widersetzlichkeit äusserte er nur, wenn man strenge mit ihm verfuhr. Da die Kinder dieses ihren Eltern entdeckten und einige besorgten, daß er wohl gar einen seiner Mitschüler beschädigen könnte; so meldete man es seinen Eltern, mit der Bitte, ihn auf einige Zeit zu Hause zu behalten. Der strenge Vater wendete diese Tage an, ihn durch scharfe Zucht und durch Einsperren von seinen Narrheiten zu heilen, besonders da er im väterlichen Hause nie dergleichen gezeigt hatte.
Bei dem allen kehrten stets seine Thraͤnen zuruͤck; und dies schien ihm Erleichterung zu verschaffen, und ruhige Zwischenzeiten zu geben. Dann sahe er stets vor sich hin, und bekuͤmmerte sich um keine Gegenstaͤnde, die um ihn waren. Aus der Schule ging er oͤfters so, daß er sich vor den Kopf schlug, verzweiflungsvolle Gebehrden machte, mit den Fuͤssen stampfte und noch mehrere Zeichen des Unwillens von sich gab. Man schonte ihn noch immer und suchte durch Zureden und freundschaftliche Behandlung sein Vertrauen zu gewinnen, um wo moͤglich auf die Spur seines sonderbaren Betragens zu kommen; aber er blieb sich stets gleich und antwortete hoͤchstens, daß ihm nichts fehle. Ueberhaupt schien es, daß er mehr durch Guͤte zu lenken war, denn Trotz und Widersetzlichkeit aͤusserte er nur, wenn man strenge mit ihm verfuhr. Da die Kinder dieses ihren Eltern entdeckten und einige besorgten, daß er wohl gar einen seiner Mitschuͤler beschaͤdigen koͤnnte; so meldete man es seinen Eltern, mit der Bitte, ihn auf einige Zeit zu Hause zu behalten. Der strenge Vater wendete diese Tage an, ihn durch scharfe Zucht und durch Einsperren von seinen Narrheiten zu heilen, besonders da er im vaͤterlichen Hause nie dergleichen gezeigt hatte. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0035" n="31"/><lb/> und ihnen damit auf den Kopf zu werfen, und dergleichen mehr. </p> <p>Bei dem allen kehrten stets seine Thraͤnen zuruͤck; und dies schien ihm Erleichterung zu verschaffen, und ruhige Zwischenzeiten zu geben. Dann sahe er stets vor sich hin, und bekuͤmmerte sich um keine Gegenstaͤnde, die um ihn waren. Aus der Schule ging er oͤfters so, daß er sich vor den Kopf schlug, verzweiflungsvolle Gebehrden machte, mit den Fuͤssen stampfte und noch mehrere Zeichen des Unwillens von sich gab. </p> <p>Man schonte ihn noch immer und suchte durch Zureden und freundschaftliche Behandlung sein Vertrauen zu gewinnen, um wo moͤglich auf die Spur seines sonderbaren Betragens zu kommen; aber er blieb sich stets gleich und antwortete hoͤchstens, daß ihm nichts fehle. Ueberhaupt schien es, daß er mehr durch Guͤte zu lenken war, denn Trotz und Widersetzlichkeit aͤusserte er nur, wenn man strenge mit ihm verfuhr. </p> <p>Da die Kinder dieses ihren Eltern entdeckten und einige besorgten, daß er wohl gar einen seiner Mitschuͤler beschaͤdigen koͤnnte; so meldete man es seinen Eltern, mit der Bitte, ihn auf einige Zeit zu Hause zu behalten. Der strenge Vater wendete diese Tage an, ihn durch scharfe Zucht und durch Einsperren von seinen Narrheiten zu heilen, besonders da er im vaͤterlichen Hause nie dergleichen gezeigt hatte. </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0035]
und ihnen damit auf den Kopf zu werfen, und dergleichen mehr.
Bei dem allen kehrten stets seine Thraͤnen zuruͤck; und dies schien ihm Erleichterung zu verschaffen, und ruhige Zwischenzeiten zu geben. Dann sahe er stets vor sich hin, und bekuͤmmerte sich um keine Gegenstaͤnde, die um ihn waren. Aus der Schule ging er oͤfters so, daß er sich vor den Kopf schlug, verzweiflungsvolle Gebehrden machte, mit den Fuͤssen stampfte und noch mehrere Zeichen des Unwillens von sich gab.
Man schonte ihn noch immer und suchte durch Zureden und freundschaftliche Behandlung sein Vertrauen zu gewinnen, um wo moͤglich auf die Spur seines sonderbaren Betragens zu kommen; aber er blieb sich stets gleich und antwortete hoͤchstens, daß ihm nichts fehle. Ueberhaupt schien es, daß er mehr durch Guͤte zu lenken war, denn Trotz und Widersetzlichkeit aͤusserte er nur, wenn man strenge mit ihm verfuhr.
Da die Kinder dieses ihren Eltern entdeckten und einige besorgten, daß er wohl gar einen seiner Mitschuͤler beschaͤdigen koͤnnte; so meldete man es seinen Eltern, mit der Bitte, ihn auf einige Zeit zu Hause zu behalten. Der strenge Vater wendete diese Tage an, ihn durch scharfe Zucht und durch Einsperren von seinen Narrheiten zu heilen, besonders da er im vaͤterlichen Hause nie dergleichen gezeigt hatte.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/35>, abgerufen am 27.07.2024. |