Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
Seine Stimme ward nun immer schwächer, und er konnte sich zuletzt nicht mehr allein im Bette aufrichten. So erwartete er, wie er sagte, sein Ende, unter wechselweisen Schlafen und Wachen, bis den 3ten Februar, da ihn Seine Königl. Hoheit der Prinz Heinrich des Abends um sechs Uhr besuchte. Hierauf kam der Herr Hofrath und Leibmedikus, wie auch hiesiger Stadtphysikus Lesser zu ihm, der ihn auch vorher schon besucht hatte, um ihn zu überreden, Speise und Trank zu sich zu nehmen, allein seine Bemühung war bis jetzt noch umsonst. Der Herr Geheimerath und Stadtpräsident Philippi trug darauf, vermöge schriftlichen Befehls, von wegen des Polizeidirektoriums, dem Herrn Stadtchirurgus, und jetzigen Assessor Hagen, auf, mit dem Herrn Hofrath und Stadtphysikus Lesser, gemeinschaftlich alles anzuwenden, um den Kranken zu bewegen, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen; und ihm insbesondere zu Gemüthe zu führen, wie er, in Betracht der erhaltnen gnädigsten mündlichen und schriftlichen Versicherungen von des Prinzen Heinrichs Königl. Hoheit, (dessen Lektor zu werden er Hofnung hatte) die vortheilhaftesten Aussichten in Ansehung seines zeitlichen Glücks vor sich habe.
Seine Stimme ward nun immer schwaͤcher, und er konnte sich zuletzt nicht mehr allein im Bette aufrichten. So erwartete er, wie er sagte, sein Ende, unter wechselweisen Schlafen und Wachen, bis den 3ten Februar, da ihn Seine Koͤnigl. Hoheit der Prinz Heinrich des Abends um sechs Uhr besuchte. Hierauf kam der Herr Hofrath und Leibmedikus, wie auch hiesiger Stadtphysikus Lesser zu ihm, der ihn auch vorher schon besucht hatte, um ihn zu uͤberreden, Speise und Trank zu sich zu nehmen, allein seine Bemuͤhung war bis jetzt noch umsonst. Der Herr Geheimerath und Stadtpraͤsident Philippi trug darauf, vermoͤge schriftlichen Befehls, von wegen des Polizeidirektoriums, dem Herrn Stadtchirurgus, und jetzigen Assessor Hagen, auf, mit dem Herrn Hofrath und Stadtphysikus Lesser, gemeinschaftlich alles anzuwenden, um den Kranken zu bewegen, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen; und ihm insbesondere zu Gemuͤthe zu fuͤhren, wie er, in Betracht der erhaltnen gnaͤdigsten muͤndlichen und schriftlichen Versicherungen von des Prinzen Heinrichs Koͤnigl. Hoheit, (dessen Lektor zu werden er Hofnung hatte) die vortheilhaftesten Aussichten in Ansehung seines zeitlichen Gluͤcks vor sich habe. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0029" n="25"/><lb/> Zunge am Gaumen kleben blieb, und wenn er sie bewegte, einen Laut verursachte. </p> <p>Seine Stimme ward nun immer schwaͤcher, und er konnte sich zuletzt nicht mehr allein im Bette aufrichten. So erwartete er, wie er sagte, sein Ende, unter wechselweisen Schlafen und Wachen, bis den 3ten Februar, da ihn Seine Koͤnigl. Hoheit der Prinz Heinrich des Abends um sechs Uhr <choice><corr>besuchte</corr><sic>besuchten</sic></choice>. Hierauf kam der Herr Hofrath und Leibmedikus, wie auch hiesiger Stadtphysikus Lesser zu ihm, der ihn auch vorher schon besucht hatte, um ihn zu uͤberreden, Speise und Trank zu sich zu nehmen, allein seine Bemuͤhung war bis jetzt noch umsonst. </p> <p>Der Herr Geheimerath und Stadtpraͤsident <hi rendition="#b">Philippi</hi> trug darauf, vermoͤge schriftlichen Befehls, von wegen des Polizeidirektoriums, dem Herrn Stadtchirurgus, und jetzigen Assessor <hi rendition="#b">Hagen,</hi> auf, mit dem Herrn Hofrath und Stadtphysikus <hi rendition="#b">Lesser,</hi> gemeinschaftlich alles anzuwenden, um den Kranken zu bewegen, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen; und ihm insbesondere zu Gemuͤthe zu fuͤhren, wie er, in Betracht der erhaltnen gnaͤdigsten muͤndlichen und schriftlichen Versicherungen von des Prinzen Heinrichs Koͤnigl. Hoheit, (dessen Lektor zu werden er Hofnung hatte) die vortheilhaftesten Aussichten in Ansehung seines zeitlichen Gluͤcks vor sich habe. </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0029]
Zunge am Gaumen kleben blieb, und wenn er sie bewegte, einen Laut verursachte.
Seine Stimme ward nun immer schwaͤcher, und er konnte sich zuletzt nicht mehr allein im Bette aufrichten. So erwartete er, wie er sagte, sein Ende, unter wechselweisen Schlafen und Wachen, bis den 3ten Februar, da ihn Seine Koͤnigl. Hoheit der Prinz Heinrich des Abends um sechs Uhr besuchte. Hierauf kam der Herr Hofrath und Leibmedikus, wie auch hiesiger Stadtphysikus Lesser zu ihm, der ihn auch vorher schon besucht hatte, um ihn zu uͤberreden, Speise und Trank zu sich zu nehmen, allein seine Bemuͤhung war bis jetzt noch umsonst.
Der Herr Geheimerath und Stadtpraͤsident Philippi trug darauf, vermoͤge schriftlichen Befehls, von wegen des Polizeidirektoriums, dem Herrn Stadtchirurgus, und jetzigen Assessor Hagen, auf, mit dem Herrn Hofrath und Stadtphysikus Lesser, gemeinschaftlich alles anzuwenden, um den Kranken zu bewegen, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen; und ihm insbesondere zu Gemuͤthe zu fuͤhren, wie er, in Betracht der erhaltnen gnaͤdigsten muͤndlichen und schriftlichen Versicherungen von des Prinzen Heinrichs Koͤnigl. Hoheit, (dessen Lektor zu werden er Hofnung hatte) die vortheilhaftesten Aussichten in Ansehung seines zeitlichen Gluͤcks vor sich habe.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/29>, abgerufen am 27.07.2024. |