Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.Jn diesem Zustande sprang sie mit erstaunenswürdiger Behendigkeit, lief mit größerer Schnelligkeit, als sie beim Wohlbefinden thun konnte. Das Laufen geschahe allemal nach irgend einem bestimmten Orte in der Nachbarschaft, mit unveränderter Richtung. Oft sagte sie, wenn sie den Paroxysmus herannahen fühlte, sie wolle nach diesem Orte gehen, war sie nun an dem Orte ihrer Bestimmung angelangt, so kam sie in derselben sichern Richtung zurück, ob sie sich gleich nicht immer auf der großen Landstraße hielt, sondern häufig einen nähern Weg querfeld ein lief; und ungeachtet dieser Fußsteig oft sehr rauh war, so fiel sie doch niemals. Wenn sie bei Annäherung des Paroxysmus sagte, sie wolle nach diesem oder jenem Orte laufen, so pflegte sie dabei zu erzählen, es habe ihr die Nacht vorher geträumt, sie solle dahin laufen, und ohnerachtet man ihr zuweilen von irgend einem bestimmten Orte, wegen einiger Gefahr abrieth, so wollte sie doch diesen und keinen andern Weg laufen. Nach dem Erwachen pflegte sie sich sehr schwach zu fühlen, kam aber bald wieder zu Kräften. Wurde sie aber im Laufen gehindert, so befand sie sich viel kränker. War sie nun zu sich selbst gekommen, so hatte sie nicht die geringste Erinnerung von dem, was während ihres Schlafs vorgefallen war. Jn diesem Zustande sprang sie mit erstaunenswuͤrdiger Behendigkeit, lief mit groͤßerer Schnelligkeit, als sie beim Wohlbefinden thun konnte. Das Laufen geschahe allemal nach irgend einem bestimmten Orte in der Nachbarschaft, mit unveraͤnderter Richtung. Oft sagte sie, wenn sie den Paroxysmus herannahen fuͤhlte, sie wolle nach diesem Orte gehen, war sie nun an dem Orte ihrer Bestimmung angelangt, so kam sie in derselben sichern Richtung zuruͤck, ob sie sich gleich nicht immer auf der großen Landstraße hielt, sondern haͤufig einen naͤhern Weg querfeld ein lief; und ungeachtet dieser Fußsteig oft sehr rauh war, so fiel sie doch niemals. Wenn sie bei Annaͤherung des Paroxysmus sagte, sie wolle nach diesem oder jenem Orte laufen, so pflegte sie dabei zu erzaͤhlen, es habe ihr die Nacht vorher getraͤumt, sie solle dahin laufen, und ohnerachtet man ihr zuweilen von irgend einem bestimmten Orte, wegen einiger Gefahr abrieth, so wollte sie doch diesen und keinen andern Weg laufen. Nach dem Erwachen pflegte sie sich sehr schwach zu fuͤhlen, kam aber bald wieder zu Kraͤften. Wurde sie aber im Laufen gehindert, so befand sie sich viel kraͤnker. War sie nun zu sich selbst gekommen, so hatte sie nicht die geringste Erinnerung von dem, was waͤhrend ihres Schlafs vorgefallen war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0024" n="24"/><lb/> <p>Jn diesem Zustande sprang sie mit erstaunenswuͤrdiger Behendigkeit, lief mit groͤßerer Schnelligkeit, als sie beim Wohlbefinden thun konnte.</p> <p>Das Laufen geschahe allemal nach irgend einem bestimmten Orte in der Nachbarschaft, mit unveraͤnderter Richtung.</p> <p>Oft sagte sie, wenn sie den <choice><corr>Paroxysmus</corr><sic>Paroxy-mus</sic></choice> herannahen fuͤhlte, sie wolle nach diesem Orte gehen, war sie nun an dem Orte ihrer Bestimmung angelangt, so kam sie in derselben sichern Richtung zuruͤck, ob sie sich gleich nicht immer auf der großen Landstraße hielt, sondern haͤufig einen naͤhern Weg querfeld ein lief; und ungeachtet dieser Fußsteig oft sehr rauh war, so fiel sie doch niemals.</p> <p>Wenn sie bei Annaͤherung des Paroxysmus sagte, sie wolle nach diesem oder jenem Orte laufen, so pflegte sie dabei zu erzaͤhlen, es habe ihr die Nacht vorher getraͤumt, sie solle dahin laufen, und ohnerachtet man ihr zuweilen von irgend einem bestimmten Orte, wegen einiger Gefahr abrieth, so wollte sie doch diesen und keinen andern Weg laufen. </p> <p>Nach dem Erwachen pflegte sie sich sehr schwach zu fuͤhlen, kam aber bald wieder zu Kraͤften. Wurde sie aber im Laufen gehindert, so befand sie sich viel kraͤnker.</p> <p>War sie nun zu sich selbst gekommen, so hatte sie nicht die geringste Erinnerung von dem, was waͤhrend ihres Schlafs vorgefallen war.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0024]
Jn diesem Zustande sprang sie mit erstaunenswuͤrdiger Behendigkeit, lief mit groͤßerer Schnelligkeit, als sie beim Wohlbefinden thun konnte.
Das Laufen geschahe allemal nach irgend einem bestimmten Orte in der Nachbarschaft, mit unveraͤnderter Richtung.
Oft sagte sie, wenn sie den Paroxysmus herannahen fuͤhlte, sie wolle nach diesem Orte gehen, war sie nun an dem Orte ihrer Bestimmung angelangt, so kam sie in derselben sichern Richtung zuruͤck, ob sie sich gleich nicht immer auf der großen Landstraße hielt, sondern haͤufig einen naͤhern Weg querfeld ein lief; und ungeachtet dieser Fußsteig oft sehr rauh war, so fiel sie doch niemals.
Wenn sie bei Annaͤherung des Paroxysmus sagte, sie wolle nach diesem oder jenem Orte laufen, so pflegte sie dabei zu erzaͤhlen, es habe ihr die Nacht vorher getraͤumt, sie solle dahin laufen, und ohnerachtet man ihr zuweilen von irgend einem bestimmten Orte, wegen einiger Gefahr abrieth, so wollte sie doch diesen und keinen andern Weg laufen.
Nach dem Erwachen pflegte sie sich sehr schwach zu fuͤhlen, kam aber bald wieder zu Kraͤften. Wurde sie aber im Laufen gehindert, so befand sie sich viel kraͤnker.
War sie nun zu sich selbst gekommen, so hatte sie nicht die geringste Erinnerung von dem, was waͤhrend ihres Schlafs vorgefallen war.
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