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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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mung und Vergleichung aller möglichen Gefühle entspringt. Eine Untugend oder Sünde bestehet in der Weglassung irgend eines Gefühls aus dieser Vergleichung. Der wesentliche Unterschied zwischen Menschen und Thieren beruht auf die Selbstthätige (produktive) Einbildungskraft.


97-103.

Die willkürlich sowohl als unwillkürlich auf einen Gegenstand geheftete Aufmerksamkeit unterdrückt oft das Gefühl des heftigsten Schmerzens; hält Krankheiten zurück; hindert die Würkung der stärksten Purgirmittel u.s.w. Noch mehr aber geschieht dieses durch heftige Gemüthsbewegungen hin und her gerissene Aufmerksamkeit. Selbst der Tod kann dadurch auf eine Zeitlang zurückgehalten werden. Dieses wird durch viele Beispiele bestätigt. Der zwischen Furcht und Hofnung schwankende Zustand der Seele ist von der widrigsten Würkung auf den Körper, die zuweilen bloß dadurch gehoben wird, daß man dem Kranken alle Hofnung benimmt. Beispiel davon.


111-126.

Es giebt zwei Hauptgattungen von Narren. Einige sind Universalnarren (die alles verkehrt sehen), andere aber Partikularnarren (die bloß in Rücksicht auf gewisse Vorstellungen Narren sind). Jene sind bloß körperkrank, diese aber eigentlich see-


mung und Vergleichung aller moͤglichen Gefuͤhle entspringt. Eine Untugend oder Suͤnde bestehet in der Weglassung irgend eines Gefuͤhls aus dieser Vergleichung. Der wesentliche Unterschied zwischen Menschen und Thieren beruht auf die Selbstthaͤtige (produktive) Einbildungskraft.


97-103.

Die willkuͤrlich sowohl als unwillkuͤrlich auf einen Gegenstand geheftete Aufmerksamkeit unterdruͤckt oft das Gefuͤhl des heftigsten Schmerzens; haͤlt Krankheiten zuruͤck; hindert die Wuͤrkung der staͤrksten Purgirmittel u.s.w. Noch mehr aber geschieht dieses durch heftige Gemuͤthsbewegungen hin und her gerissene Aufmerksamkeit. Selbst der Tod kann dadurch auf eine Zeitlang zuruͤckgehalten werden. Dieses wird durch viele Beispiele bestaͤtigt. Der zwischen Furcht und Hofnung schwankende Zustand der Seele ist von der widrigsten Wuͤrkung auf den Koͤrper, die zuweilen bloß dadurch gehoben wird, daß man dem Kranken alle Hofnung benimmt. Beispiel davon.


111-126.

Es giebt zwei Hauptgattungen von Narren. Einige sind Universalnarren (die alles verkehrt sehen), andere aber Partikularnarren (die bloß in Ruͤcksicht auf gewisse Vorstellungen Narren sind). Jene sind bloß koͤrperkrank, diese aber eigentlich see-

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[130/0130] mung und Vergleichung aller moͤglichen Gefuͤhle entspringt. Eine Untugend oder Suͤnde bestehet in der Weglassung irgend eines Gefuͤhls aus dieser Vergleichung. Der wesentliche Unterschied zwischen Menschen und Thieren beruht auf die Selbstthaͤtige (produktive) Einbildungskraft. 97-103. Die willkuͤrlich sowohl als unwillkuͤrlich auf einen Gegenstand geheftete Aufmerksamkeit unterdruͤckt oft das Gefuͤhl des heftigsten Schmerzens; haͤlt Krankheiten zuruͤck; hindert die Wuͤrkung der staͤrksten Purgirmittel u.s.w. Noch mehr aber geschieht dieses durch heftige Gemuͤthsbewegungen hin und her gerissene Aufmerksamkeit. Selbst der Tod kann dadurch auf eine Zeitlang zuruͤckgehalten werden. Dieses wird durch viele Beispiele bestaͤtigt. Der zwischen Furcht und Hofnung schwankende Zustand der Seele ist von der widrigsten Wuͤrkung auf den Koͤrper, die zuweilen bloß dadurch gehoben wird, daß man dem Kranken alle Hofnung benimmt. Beispiel davon. 111-126. Es giebt zwei Hauptgattungen von Narren. Einige sind Universalnarren (die alles verkehrt sehen), andere aber Partikularnarren (die bloß in Ruͤcksicht auf gewisse Vorstellungen Narren sind). Jene sind bloß koͤrperkrank, diese aber eigentlich see-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/130>, abgerufen am 25.11.2024.