Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.Zur höhern Erfahrungsseelenkunde. 1. Ueber die Schwärmerei. Die Eintheilung einer Wissenschaft in einem gemeinen und höheren Theil z.B. die gemeine und höhere Geometrie, Chemie u.d.g. ist entweder in der Art den Gegenstand dieser Wissenschaft zu betrachten gegründet. Jn dem gemeinen Theil wird er so betrachtet, wie er am leichtesten in die Augen fällt. Der auf dieser Art bestimmter Begriff desselben wird in diesem Theil den daraus zuziehenden Folgen zum Grunde gelegt, ohne sich darum zu bekümmern, ob nicht dieser Begriff allgemeiner gefaßt, und also die daraus zuziehenden Folgen nicht blos für ihn, sondern für alles was unter ihm begriffen ist, gelten können? Jn dem höheren Theil hingegen wird der Begriff des Gegenstandes in seiner höchsten Allgemeinheit genommen. Der Gegenstand wird nicht blos so betrachtet, wie er in die Augen fällt, sondern seiner Entstehungsart nach, und so wie ihn der Verstand denken muß, wenn die größte systemati Zur hoͤhern Erfahrungsseelenkunde. 1. Ueber die Schwaͤrmerei. Die Eintheilung einer Wissenschaft in einem gemeinen und hoͤheren Theil z.B. die gemeine und hoͤhere Geometrie, Chemie u.d.g. ist entweder in der Art den Gegenstand dieser Wissenschaft zu betrachten gegruͤndet. Jn dem gemeinen Theil wird er so betrachtet, wie er am leichtesten in die Augen faͤllt. Der auf dieser Art bestimmter Begriff desselben wird in diesem Theil den daraus zuziehenden Folgen zum Grunde gelegt, ohne sich darum zu bekuͤmmern, ob nicht dieser Begriff allgemeiner gefaßt, und also die daraus zuziehenden Folgen nicht blos fuͤr ihn, sondern fuͤr alles was unter ihm begriffen ist, gelten koͤnnen? Jn dem hoͤheren Theil hingegen wird der Begriff des Gegenstandes in seiner hoͤchsten Allgemeinheit genommen. Der Gegenstand wird nicht blos so betrachtet, wie er in die Augen faͤllt, sondern seiner Entstehungsart nach, und so wie ihn der Verstand denken muß, wenn die groͤßte systemati <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0043" n="43"/><lb/><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head>Zur hoͤhern Erfahrungsseelenkunde.</head><lb/> <div n="3"> <head>1. Ueber die Schwaͤrmerei.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref3"><note type="editorial"/>Maimon, Salomon</persName> </bibl> </note> <p>Die Eintheilung einer Wissenschaft in einem <hi rendition="#b">gemeinen</hi> und <hi rendition="#b">hoͤheren</hi> Theil z.B. die gemeine und hoͤhere <hi rendition="#b">Geometrie, Chemie</hi> u.d.g. ist entweder in der <hi rendition="#b">Art</hi> den Gegenstand dieser Wissenschaft zu betrachten gegruͤndet. Jn dem <hi rendition="#b">gemeinen</hi> Theil wird er so betrachtet, wie er am leichtesten in die Augen faͤllt. Der auf dieser Art bestimmter Begriff desselben wird in diesem Theil den daraus zuziehenden Folgen zum Grunde gelegt, ohne sich darum zu bekuͤmmern, ob nicht dieser Begriff allgemeiner gefaßt, und also die daraus zuziehenden Folgen nicht blos fuͤr ihn, sondern fuͤr alles was unter ihm begriffen ist, gelten koͤnnen?</p> <p>Jn dem <hi rendition="#b">hoͤheren</hi> Theil hingegen wird der Begriff des Gegenstandes in seiner hoͤchsten <hi rendition="#b">Allgemeinheit</hi> genommen. Der Gegenstand wird nicht blos so betrachtet, wie er in die Augen faͤllt, sondern seiner <hi rendition="#b">Entstehungsart</hi> nach, und so wie ihn der Verstand denken muß, wenn die groͤßte <hi rendition="#b">systemati<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0043]
Zur hoͤhern Erfahrungsseelenkunde.
1. Ueber die Schwaͤrmerei.
Die Eintheilung einer Wissenschaft in einem gemeinen und hoͤheren Theil z.B. die gemeine und hoͤhere Geometrie, Chemie u.d.g. ist entweder in der Art den Gegenstand dieser Wissenschaft zu betrachten gegruͤndet. Jn dem gemeinen Theil wird er so betrachtet, wie er am leichtesten in die Augen faͤllt. Der auf dieser Art bestimmter Begriff desselben wird in diesem Theil den daraus zuziehenden Folgen zum Grunde gelegt, ohne sich darum zu bekuͤmmern, ob nicht dieser Begriff allgemeiner gefaßt, und also die daraus zuziehenden Folgen nicht blos fuͤr ihn, sondern fuͤr alles was unter ihm begriffen ist, gelten koͤnnen?
Jn dem hoͤheren Theil hingegen wird der Begriff des Gegenstandes in seiner hoͤchsten Allgemeinheit genommen. Der Gegenstand wird nicht blos so betrachtet, wie er in die Augen faͤllt, sondern seiner Entstehungsart nach, und so wie ihn der Verstand denken muß, wenn die groͤßte systemati
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