Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.
Bestimmungen der Fortpflanzung der Temperamente. 1) Hat der Vater das kouleurische Temperament -- die Mutter das leichte weibliche (weiche Umkleidung des Fleisches, lebhafte Empfindung und Reizbarkeit): so neigen sich die Kinder zu dem Sanguinischen Temperamente hin. 2) Der Vater vom kouleurischen Temperamente -- die Mutter vom trocknen unruhigen (langen schwachen Körperbau, grosser Reizbarkeit der Nerven:) so sind die Kinder gemeiniglich mehr von dem ätherischen als *) Hippokrates erzählet in dem Buche de aere aquis et locis, daß man geglaubt habe, die ehemalige Gewohnheit der Kalchier, den Kopf der neugebornen Kinder zu pressen, sey die Ursache gewesen, daß ihre Nachkommen mit dieser Form des Schädels wären geboren worden. Man vergleiche ferner Blumenbach (Institutiones Physiol.Elem. Physicl.§ 598) "Tum et quod non solum connatae monstrositater, sed et aduentitae mutitationer aliaeue deformatio hes, aut casu aut studio corpori illatae, hae redilariae subirele fiunt, ita vt quod primoartis opur erat, sensim in alteram quesi naturam deflectere dicenatum sit."
Bestimmungen der Fortpflanzung der Temperamente. 1) Hat der Vater das kouleurische Temperament — die Mutter das leichte weibliche (weiche Umkleidung des Fleisches, lebhafte Empfindung und Reizbarkeit): so neigen sich die Kinder zu dem Sanguinischen Temperamente hin. 2) Der Vater vom kouleurischen Temperamente — die Mutter vom trocknen unruhigen (langen schwachen Koͤrperbau, grosser Reizbarkeit der Nerven:) so sind die Kinder gemeiniglich mehr von dem aͤtherischen als *) Hippokrates erzaͤhlet in dem Buche de aëre aquis et locis, daß man geglaubt habe, die ehemalige Gewohnheit der Kalchier, den Kopf der neugebornen Kinder zu pressen, sey die Ursache gewesen, daß ihre Nachkommen mit dieser Form des Schaͤdels waͤren geboren worden. Man vergleiche ferner Blumenbach (Institutiones Physiol.Elem. Physicl.§ 598) »Tum et quod non solum connatae monstrositater, sed et aduentitae mutitationer aliaeue deformatio hes, aut casu aut studio corpori illatae, hae redilariae subirele fiunt, ita vt quod primoartis opur erat, sensim in alteram quesi naturam deflectere dicenatum sit.«
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tur lagen, die nur durch Eigensinn Unwissenheit oder andere Zufaͤlle in ihr erpreßt wurden.*)
Bestimmungen der Fortpflanzung der Temperamente.
1) Hat der Vater das kouleurische Temperament — die Mutter das leichte weibliche (weiche Umkleidung des Fleisches, lebhafte Empfindung und Reizbarkeit): so neigen sich die Kinder zu dem Sanguinischen Temperamente hin.
2) Der Vater vom kouleurischen Temperamente — die Mutter vom trocknen unruhigen (langen schwachen Koͤrperbau, grosser Reizbarkeit der Nerven:) so sind die Kinder gemeiniglich mehr von dem aͤtherischen als
*) Hippokrates erzaͤhlet in dem Buche de aëre aquis et locis, daß man geglaubt habe, die ehemalige Gewohnheit der Kalchier, den Kopf der neugebornen Kinder zu pressen, sey die Ursache gewesen, daß ihre Nachkommen mit dieser Form des Schaͤdels waͤren geboren worden. Man vergleiche ferner Blumenbach (Institutiones Physiol.Elem. Physicl.§ 598) »Tum et quod non solum connatae monstrositater, sed et aduentitae mutitationer aliaeue deformatio hes, aut casu aut studio corpori illatae, hae redilariae subirele fiunt, ita vt quod primoartis opur erat, sensim in alteram quesi naturam deflectere dicenatum sit.«
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/40>, abgerufen am 16.02.2025. |