Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.
*) Was ist der Bildungstrieb? -- "Es ist ein besonderer lebenslang thätiger Trieb in allen organisirten Körpern rege erst Anfangs in dem rohen ungebildeten Zeugungsstoff, nachdem er zu seiner Reife und an den Ort seiner Bestimmung gelangt ist, ihre bestimmte Gestalt anzunehmen, dann lebenslang zu erhalten, und wenn sie ja etwa verstümmelt werden, wo möglich wieder herzustellen" s. Hofr. Blumenbach über den Bildungstrieb. -- "Erkläret dieser Trieb das Geheime, Verborgene, Räthselhafte in dem Geschäfte der Zeugung? -- wann soll er entstehen? -- warum erst dann entstehen, wenn der Zeugungsstoff zu seiner Reife zu dem Ort seiner Bestimmung gelangt ist? -- welche Kraft soll ihn erwecken? -- was soll er endlich bilden? -- die Bildung folget gleich selbst der Materie, sobald diese da ist, denn in der Würkung ihrer Elemente lieget die Formung; keines Anreizes bedarf sie zu diesem Geschäfte -- keinen Zeitpunkt bedarf sie zu erwarten, da die Bildung zugleich mit der Absonderung der Materie anhebet. -- Sinne wenden hier nicht ein, daß erst nach einigen Tagen oder Wochen der Empfängniß Bildung sichtbar werde: -- sie sind zu unempfängliche unsichere Zeugen, als daß sie bei Gesetzen, wo Deduktion von a priori gegebenen gemacht wird -- etwas bestätigen oder ungewiß lassen könnten. --"
*) Was ist der Bildungstrieb? — »Es ist ein besonderer lebenslang thaͤtiger Trieb in allen organisirten Koͤrpern rege erst Anfangs in dem rohen ungebildeten Zeugungsstoff, nachdem er zu seiner Reife und an den Ort seiner Bestimmung gelangt ist, ihre bestimmte Gestalt anzunehmen, dann lebenslang zu erhalten, und wenn sie ja etwa verstuͤmmelt werden, wo moͤglich wieder herzustellen« s. Hofr. Blumenbach uͤber den Bildungstrieb. — »Erklaͤret dieser Trieb das Geheime, Verborgene, Raͤthselhafte in dem Geschaͤfte der Zeugung? — wann soll er entstehen? — warum erst dann entstehen, wenn der Zeugungsstoff zu seiner Reife zu dem Ort seiner Bestimmung gelangt ist? — welche Kraft soll ihn erwecken? — was soll er endlich bilden? — die Bildung folget gleich selbst der Materie, sobald diese da ist, denn in der Wuͤrkung ihrer Elemente lieget die Formung; keines Anreizes bedarf sie zu diesem Geschaͤfte — keinen Zeitpunkt bedarf sie zu erwarten, da die Bildung zugleich mit der Absonderung der Materie anhebet. — Sinne wenden hier nicht ein, daß erst nach einigen Tagen oder Wochen der Empfaͤngniß Bildung sichtbar werde: — sie sind zu unempfaͤngliche unsichere Zeugen, als daß sie bei Gesetzen, wo Deduktion von a priori gegebenen gemacht wird — etwas bestaͤtigen oder ungewiß lassen koͤnnten. —«
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beweget sich fort, wie sie angefangen — formet fort, wie sie angefangen, denn der Grund — die Elemente und das Wuͤrken — gehen fort, die Formung folget den Elementen, wie Wuͤrkung der Ursache — nichts rohes ungebildetes hat daher die Natur in dem ganzen Umfange ihrer Zeugung — *). Alles lieget schon in dem Zeugungsstoff, sobald er da ist, beschlossen — bestimmt, gebildet: — Das Geschoͤpf erwartet nur den letzten Punkt der Zeit, daß es in die
*) Was ist der Bildungstrieb? — »Es ist ein besonderer lebenslang thaͤtiger Trieb in allen organisirten Koͤrpern rege erst Anfangs in dem rohen ungebildeten Zeugungsstoff, nachdem er zu seiner Reife und an den Ort seiner Bestimmung gelangt ist, ihre bestimmte Gestalt anzunehmen, dann lebenslang zu erhalten, und wenn sie ja etwa verstuͤmmelt werden, wo moͤglich wieder herzustellen« s. Hofr. Blumenbach uͤber den Bildungstrieb. — »Erklaͤret dieser Trieb das Geheime, Verborgene, Raͤthselhafte in dem Geschaͤfte der Zeugung? — wann soll er entstehen? — warum erst dann entstehen, wenn der Zeugungsstoff zu seiner Reife zu dem Ort seiner Bestimmung gelangt ist? — welche Kraft soll ihn erwecken? — was soll er endlich bilden? — die Bildung folget gleich selbst der Materie, sobald diese da ist, denn in der Wuͤrkung ihrer Elemente lieget die Formung; keines Anreizes bedarf sie zu diesem Geschaͤfte — keinen Zeitpunkt bedarf sie zu erwarten, da die Bildung zugleich mit der Absonderung der Materie anhebet. — Sinne wenden hier nicht ein, daß erst nach einigen Tagen oder Wochen der Empfaͤngniß Bildung sichtbar werde: — sie sind zu unempfaͤngliche unsichere Zeugen, als daß sie bei Gesetzen, wo Deduktion von a priori gegebenen gemacht wird — etwas bestaͤtigen oder ungewiß lassen koͤnnten. —«
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/11>, abgerufen am 16.07.2024. |