Nein! Nein! -- Sie in den Arm nehmen möcht' ich, und mich aufschwingen -- ewig hoch! und dann -- o meine Wünsche können nicht sagen, was all ich möchte. Evan! Evoe! -- Ha ich hör' ihn daher schallen durch den Forst den mächtigen Jubel! Kraft und Wollust und Rausch! -- Sie taumeln daher, sie stürmen daher! Allüberschwenglich reißts mich hin! Jch muß, ich muß unter sie! Jch muß hier sterben, von ihren Thyrsusstäben hingemartert -- Ha süß, süß! --
am 16ten May.
Nein, es ist nicht wahr! Nichts ist wahrhaftig geschehen. Mich hatte der Wein umnebelt, und meine Fantasie schwamm in seeligem Rosenlichte. Sie -- mein? -- Das hat sie nicht gesagt, aber fühl' ich ihre Küsse nicht noch? durft' ich sie nicht fest an meine Brust drücken? Nannte sie mich nicht Du, und reichte mir den Becher auf Du und Du? -- Hätte mir denn Ein Tag alles alles wiedergegeben? Sie! -- O ihr himmlischen Mächte! wenn es nicht wahr wäre, wenn ich sie wieder verlöre, dann, ihr, die ihr so unbegreifliches Spiel mit mir treibt, mich bald hinab stoßt in die Hölle der Verzweiflung, bald wieder mit himmlischem Aether meine Schläfe kühlt, dann ist es Wink von euch nicht zum Drittenmale das Leben anzufangen, dann muß ich fort! Sie! o wäre es möglich? wollt ihr
Nein! Nein! — Sie in den Arm nehmen moͤcht' ich, und mich aufschwingen — ewig hoch! und dann — o meine Wuͤnsche koͤnnen nicht sagen, was all ich moͤchte. Evan! Evoe! — Ha ich hoͤr' ihn daher schallen durch den Forst den maͤchtigen Jubel! Kraft und Wollust und Rausch! — Sie taumeln daher, sie stuͤrmen daher! Alluͤberschwenglich reißts mich hin! Jch muß, ich muß unter sie! Jch muß hier sterben, von ihren Thyrsusstaͤben hingemartert — Ha suͤß, suͤß! —
am 16ten May.
Nein, es ist nicht wahr! Nichts ist wahrhaftig geschehen. Mich hatte der Wein umnebelt, und meine Fantasie schwamm in seeligem Rosenlichte. Sie — mein? — Das hat sie nicht gesagt, aber fuͤhl' ich ihre Kuͤsse nicht noch? durft' ich sie nicht fest an meine Brust druͤcken? Nannte sie mich nicht Du, und reichte mir den Becher auf Du und Du? — Haͤtte mir denn Ein Tag alles alles wiedergegeben? Sie! — O ihr himmlischen Maͤchte! wenn es nicht wahr waͤre, wenn ich sie wieder verloͤre, dann, ihr, die ihr so unbegreifliches Spiel mit mir treibt, mich bald hinab stoßt in die Hoͤlle der Verzweiflung, bald wieder mit himmlischem Aether meine Schlaͤfe kuͤhlt, dann ist es Wink von euch nicht zum Drittenmale das Leben anzufangen, dann muß ich fort! Sie! o waͤre es moͤglich? wollt ihr
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Nein! Nein! — Sie in den Arm nehmen moͤcht' ich, und mich aufschwingen — ewig hoch! und dann — o meine Wuͤnsche koͤnnen nicht sagen, was all ich moͤchte. <hirendition="#b">Evan! Evoe!</hi>— Ha ich hoͤr' ihn daher schallen durch den Forst den maͤchtigen Jubel! Kraft und Wollust und Rausch! — Sie taumeln daher, sie stuͤrmen daher! Alluͤberschwenglich reißts mich hin! Jch muß, ich muß unter sie! Jch muß hier sterben, von ihren Thyrsusstaͤben hingemartert — Ha suͤß, suͤß! —</p></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><opener><dateline><hirendition="#right">am 16ten May.</hi></dateline></opener><p>Nein, es ist nicht wahr! Nichts ist wahrhaftig geschehen. Mich hatte der Wein umnebelt, und meine Fantasie schwamm in seeligem Rosenlichte. Sie — mein? — Das hat sie nicht gesagt, aber fuͤhl' ich ihre Kuͤsse nicht noch? durft' ich sie nicht fest an meine Brust druͤcken? Nannte sie mich nicht Du, und reichte mir den Becher auf Du und Du? — Haͤtte mir denn Ein Tag alles alles wiedergegeben? Sie! — O ihr himmlischen Maͤchte! wenn es nicht wahr waͤre, wenn ich sie wieder verloͤre, dann, ihr, die ihr so unbegreifliches Spiel mit mir treibt, mich bald hinab stoßt in die Hoͤlle der Verzweiflung, bald wieder mit himmlischem Aether meine Schlaͤfe kuͤhlt, dann ist es Wink von euch nicht zum Drittenmale das Leben anzufangen, dann muß ich fort! Sie! o waͤre es moͤglich? wollt ihr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Nein! Nein! — Sie in den Arm nehmen moͤcht' ich, und mich aufschwingen — ewig hoch! und dann — o meine Wuͤnsche koͤnnen nicht sagen, was all ich moͤchte. Evan! Evoe! — Ha ich hoͤr' ihn daher schallen durch den Forst den maͤchtigen Jubel! Kraft und Wollust und Rausch! — Sie taumeln daher, sie stuͤrmen daher! Alluͤberschwenglich reißts mich hin! Jch muß, ich muß unter sie! Jch muß hier sterben, von ihren Thyrsusstaͤben hingemartert — Ha suͤß, suͤß! —
am 16ten May. Nein, es ist nicht wahr! Nichts ist wahrhaftig geschehen. Mich hatte der Wein umnebelt, und meine Fantasie schwamm in seeligem Rosenlichte. Sie — mein? — Das hat sie nicht gesagt, aber fuͤhl' ich ihre Kuͤsse nicht noch? durft' ich sie nicht fest an meine Brust druͤcken? Nannte sie mich nicht Du, und reichte mir den Becher auf Du und Du? — Haͤtte mir denn Ein Tag alles alles wiedergegeben? Sie! — O ihr himmlischen Maͤchte! wenn es nicht wahr waͤre, wenn ich sie wieder verloͤre, dann, ihr, die ihr so unbegreifliches Spiel mit mir treibt, mich bald hinab stoßt in die Hoͤlle der Verzweiflung, bald wieder mit himmlischem Aether meine Schlaͤfe kuͤhlt, dann ist es Wink von euch nicht zum Drittenmale das Leben anzufangen, dann muß ich fort! Sie! o waͤre es moͤglich? wollt ihr
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/98>, abgerufen am 20.01.2025.
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