Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
4) "Von den Jdeen welche täglich und augenblicklich in die Seele strömen, müssen nothwendig immer eine gewisse Anzahl bald wieder verdunkelt werden u.s.w." Die Ursache dieser Krankheiten ist im ersten Falle Mangel an Selbstmacht zu einer zweckmäßigen Wirksamkeit. Jm zweiten aber, Mangel des Reprodukzionsvermögens. III. Die Ursache des Alpendrückens überhaupt ist nicht schwer anzugeben. Es ist eine Empfindung der (durch eine unbequeme Lage des Körpers u. dergl.) gehemmten Zirkulation des Bluts, die mit der Vorstellung einer eingebildeten Ursache (indem die zur Zeit alleinherrschende Einbildungskraft
4) »Von den Jdeen welche taͤglich und augenblicklich in die Seele stroͤmen, muͤssen nothwendig immer eine gewisse Anzahl bald wieder verdunkelt werden u.s.w.« Die Ursache dieser Krankheiten ist im ersten Falle Mangel an Selbstmacht zu einer zweckmaͤßigen Wirksamkeit. Jm zweiten aber, Mangel des Reprodukzionsvermoͤgens. III. Die Ursache des Alpendruͤckens uͤberhaupt ist nicht schwer anzugeben. Es ist eine Empfindung der (durch eine unbequeme Lage des Koͤrpers u. dergl.) gehemmten Zirkulation des Bluts, die mit der Vorstellung einer eingebildeten Ursache (indem die zur Zeit alleinherrschende Einbildungskraft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0007" n="5"/><lb/> den Kraͤften,</hi> sondern des <hi rendition="#b">Uebergewichts der subjektiven aus Gewohnheit entsprungnen Begierden und Verabscheuungen in Vergleich mit den objektiven in dem wahren Verhaͤltniß der Gegenstaͤnde, so wohl untereinander, als zu unsrem Subjekte</hi> ist. Wenn jemand zufaͤlligerweise sich an den Genuß schaͤdlicher Nahrungsmittel (aus Mangel an Bessern) gewoͤhnt hat, oder oͤfter zum Zorn veranlaßt worden ist; so wird er, er mag aus der Diaͤtetik die Schaͤdlichkeit jener, und die uͤblen Folgen dieses noch so sehr einsehn lernen, dennoch seine Gewohnheit schwerlich verlassen. <hi rendition="#b">Die Gewohnheit ist die zweite Natur,</hi> und kann oft die Oberhand uͤber die erste Natur behalten.</p> <p>4) »Von den Jdeen welche taͤglich und augenblicklich in die Seele stroͤmen, muͤssen nothwendig immer eine gewisse Anzahl bald wieder verdunkelt werden u.s.w.«</p> <p>Die Ursache dieser Krankheiten ist im ersten Falle <hi rendition="#b">Mangel an Selbstmacht zu einer zweckmaͤßigen Wirksamkeit.</hi> Jm zweiten aber, <hi rendition="#b">Mangel des Reprodukzionsvermoͤgens.</hi></p> <p><hi rendition="#aq">III</hi>. Die Ursache des Alpendruͤckens uͤberhaupt ist nicht schwer anzugeben. Es ist eine Empfindung der (durch eine unbequeme Lage des Koͤrpers u. dergl.) gehemmten Zirkulation des Bluts, die mit der Vorstellung einer eingebildeten Ursache (indem die zur Zeit alleinherrschende <choice><corr>Einbildungskraft</corr><sic>Einbildungkraft</sic></choice><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0007]
den Kraͤften, sondern des Uebergewichts der subjektiven aus Gewohnheit entsprungnen Begierden und Verabscheuungen in Vergleich mit den objektiven in dem wahren Verhaͤltniß der Gegenstaͤnde, so wohl untereinander, als zu unsrem Subjekte ist. Wenn jemand zufaͤlligerweise sich an den Genuß schaͤdlicher Nahrungsmittel (aus Mangel an Bessern) gewoͤhnt hat, oder oͤfter zum Zorn veranlaßt worden ist; so wird er, er mag aus der Diaͤtetik die Schaͤdlichkeit jener, und die uͤblen Folgen dieses noch so sehr einsehn lernen, dennoch seine Gewohnheit schwerlich verlassen. Die Gewohnheit ist die zweite Natur, und kann oft die Oberhand uͤber die erste Natur behalten.
4) »Von den Jdeen welche taͤglich und augenblicklich in die Seele stroͤmen, muͤssen nothwendig immer eine gewisse Anzahl bald wieder verdunkelt werden u.s.w.«
Die Ursache dieser Krankheiten ist im ersten Falle Mangel an Selbstmacht zu einer zweckmaͤßigen Wirksamkeit. Jm zweiten aber, Mangel des Reprodukzionsvermoͤgens.
III. Die Ursache des Alpendruͤckens uͤberhaupt ist nicht schwer anzugeben. Es ist eine Empfindung der (durch eine unbequeme Lage des Koͤrpers u. dergl.) gehemmten Zirkulation des Bluts, die mit der Vorstellung einer eingebildeten Ursache (indem die zur Zeit alleinherrschende Einbildungskraft
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/7 |
Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/7>, abgerufen am 16.02.2025. |