zuschneiden und es zu dem Ende festgebunden. Vor starkem Zittern habe er aber nicht dazu kommen können, und es sey ihm nunmehr der Gedanke eingefallen: daß er mit dem Messer sich das Leben vielleicht nicht nehmen solle. Jn dem Wirthshause zu den drey Annen, wohin er gegangen, habe man ihn, des scheußlichen Anblicks wegen, nicht dulden wollen. Er sey daher nach E... gekommen, um sich von dem Pastor W... eine alte Pistole zum Erschießen zu holen, die dieser von ihm in Verwahrung gehabt. Als man ihn hier von Amtswegen in Empfang genommen, habe er geglaubt, es geschähe solches blos in der Absicht, um seinen Tod zu befördern, und man würde ihn den nächsten Morgen umbringen. Da er aber gesehen, daß man seine Wunden verbunden habe, und auf seine Heilung bedacht wäre, so sey er von diesen Gedanken zurückgekommen. Er glaube auch nunmehr überzeugt zu seyn: es sey Gottes Wille nicht, daß er sich das Leben nehmen solle; weil er sonst seine Absicht wohl würde haben ausführen können. Uebrigens aber würde er gewiß noch immer von seinen Feinden verfolgt, und halte sich nur so lange sicher, als er hier auf dem Amte sey."
Aus dem von dem dasigen Prediger ertheilten testimonio vitae ante actae ergiebt sich:
"Daß der H...., während den ersten zwey oder drey Dienstjahren sich die allgemeine Achtung und Liebe seiner Vorgesetzten, der Bürger-
zuschneiden und es zu dem Ende festgebunden. Vor starkem Zittern habe er aber nicht dazu kommen koͤnnen, und es sey ihm nunmehr der Gedanke eingefallen: daß er mit dem Messer sich das Leben vielleicht nicht nehmen solle. Jn dem Wirthshause zu den drey Annen, wohin er gegangen, habe man ihn, des scheußlichen Anblicks wegen, nicht dulden wollen. Er sey daher nach E... gekommen, um sich von dem Pastor W... eine alte Pistole zum Erschießen zu holen, die dieser von ihm in Verwahrung gehabt. Als man ihn hier von Amtswegen in Empfang genommen, habe er geglaubt, es geschaͤhe solches blos in der Absicht, um seinen Tod zu befoͤrdern, und man wuͤrde ihn den naͤchsten Morgen umbringen. Da er aber gesehen, daß man seine Wunden verbunden habe, und auf seine Heilung bedacht waͤre, so sey er von diesen Gedanken zuruͤckgekommen. Er glaube auch nunmehr uͤberzeugt zu seyn: es sey Gottes Wille nicht, daß er sich das Leben nehmen solle; weil er sonst seine Absicht wohl wuͤrde haben ausfuͤhren koͤnnen. Uebrigens aber wuͤrde er gewiß noch immer von seinen Feinden verfolgt, und halte sich nur so lange sicher, als er hier auf dem Amte sey.«
Aus dem von dem dasigen Prediger ertheilten testimonio vitae ante actae ergiebt sich:
»Daß der H...., waͤhrend den ersten zwey oder drey Dienstjahren sich die allgemeine Achtung und Liebe seiner Vorgesetzten, der Buͤrger-
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zuschneiden und es zu dem Ende festgebunden. Vor starkem Zittern habe er aber nicht dazu kommen koͤnnen, und es sey ihm nunmehr der Gedanke eingefallen: daß er mit dem Messer sich das Leben vielleicht nicht nehmen solle. Jn dem Wirthshause zu den drey Annen, wohin er gegangen, habe man ihn, des scheußlichen Anblicks wegen, nicht dulden wollen. Er sey daher nach E... gekommen, um sich von dem Pastor W... eine alte Pistole zum Erschießen zu holen, die dieser von ihm in Verwahrung gehabt. Als man ihn hier von Amtswegen in Empfang genommen, habe er geglaubt, es geschaͤhe solches blos in der Absicht, um seinen Tod zu befoͤrdern, und man wuͤrde ihn den naͤchsten Morgen umbringen. Da er aber gesehen, daß man seine Wunden verbunden habe, und auf seine Heilung bedacht waͤre, so sey er von diesen Gedanken zuruͤckgekommen. Er glaube auch nunmehr uͤberzeugt zu seyn: es sey Gottes Wille nicht, daß er sich das Leben nehmen solle; weil er sonst seine Absicht wohl wuͤrde haben ausfuͤhren koͤnnen. Uebrigens aber wuͤrde er gewiß noch immer von seinen Feinden verfolgt, und halte sich nur so lange sicher, als er hier auf dem Amte <choice><corr>sey.«</corr><sic>sey.</sic></choice></p><p>Aus dem von dem dasigen Prediger ertheilten <hirendition="#aq">testimonio vitae ante actae</hi> ergiebt sich:</p><p>»Daß der H...., waͤhrend den ersten zwey oder drey Dienstjahren sich die allgemeine Achtung und Liebe seiner Vorgesetzten, der Buͤrger-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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zuschneiden und es zu dem Ende festgebunden. Vor starkem Zittern habe er aber nicht dazu kommen koͤnnen, und es sey ihm nunmehr der Gedanke eingefallen: daß er mit dem Messer sich das Leben vielleicht nicht nehmen solle. Jn dem Wirthshause zu den drey Annen, wohin er gegangen, habe man ihn, des scheußlichen Anblicks wegen, nicht dulden wollen. Er sey daher nach E... gekommen, um sich von dem Pastor W... eine alte Pistole zum Erschießen zu holen, die dieser von ihm in Verwahrung gehabt. Als man ihn hier von Amtswegen in Empfang genommen, habe er geglaubt, es geschaͤhe solches blos in der Absicht, um seinen Tod zu befoͤrdern, und man wuͤrde ihn den naͤchsten Morgen umbringen. Da er aber gesehen, daß man seine Wunden verbunden habe, und auf seine Heilung bedacht waͤre, so sey er von diesen Gedanken zuruͤckgekommen. Er glaube auch nunmehr uͤberzeugt zu seyn: es sey Gottes Wille nicht, daß er sich das Leben nehmen solle; weil er sonst seine Absicht wohl wuͤrde haben ausfuͤhren koͤnnen. Uebrigens aber wuͤrde er gewiß noch immer von seinen Feinden verfolgt, und halte sich nur so lange sicher, als er hier auf dem Amte sey.«
Aus dem von dem dasigen Prediger ertheilten testimonio vitae ante actae ergiebt sich:
»Daß der H...., waͤhrend den ersten zwey oder drey Dienstjahren sich die allgemeine Achtung und Liebe seiner Vorgesetzten, der Buͤrger-
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/59>, abgerufen am 17.07.2024.
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