Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="56"/><lb/> langt, aber keinen bekommen, da er daselbst unbekannt gewesen. Jn voller Verzweiflung habe er nun seine Zuflucht zu seinen Messern, einem Federmesser, einem Barbiermesser und einem Taschenmesser genommen. Gestern Morgen um 10 Uhr sey er nach einem einsamen Ort im Walde gegangen, habe sich den Rock ausgezogen und einige Adern oͤffnen wollen. Am linken Arm habe er mit dem Federmesser den Versuch gemacht die Adern zu durchschneiden — aber vergebens. Er habe also die Weste aufgeknoͤpft, das Hemd aufgeschnitten, und mit dem Taschenmesser zwischen den Rippen hindurch zu kommen versucht, es habe aber nicht gehn wollen, daher er sich in der groͤßten Wuth mit dem Taschenmesser zwey Stiche in den Leib gegeben, wobey er so stark ausgehohlt, daß das Messer bis an das Heft in den Leib gegangen. Die Kraͤfte haͤtten ihn gleich so verlassen, daß er noch einige Stiche nur sehr schwach fuͤhren koͤnnen, zumal er stark gezittert und ihn die Wunden sehr geschmerzt haͤtten. Einige Minuten sey er auf dem Platze herum gegangen, bald aber sey ihm ein Schwindel und eine solche Ermattung angekommen; daß er sich auf den Bauch niederlegen muͤssen. Jn der gewissen Hoffnung bald zu sterben, habe er einige Zeit ganz still gelegen; da er aber kalt geworden und die Wunden aufgehoͤrt zu bluten, habe er wohl gemerkt, daß es mit dem Tod noch Zeit haben werde. Er habe nun gesucht, sich mit dem Barbiermesser den Hals ab-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0058]
langt, aber keinen bekommen, da er daselbst unbekannt gewesen. Jn voller Verzweiflung habe er nun seine Zuflucht zu seinen Messern, einem Federmesser, einem Barbiermesser und einem Taschenmesser genommen. Gestern Morgen um 10 Uhr sey er nach einem einsamen Ort im Walde gegangen, habe sich den Rock ausgezogen und einige Adern oͤffnen wollen. Am linken Arm habe er mit dem Federmesser den Versuch gemacht die Adern zu durchschneiden — aber vergebens. Er habe also die Weste aufgeknoͤpft, das Hemd aufgeschnitten, und mit dem Taschenmesser zwischen den Rippen hindurch zu kommen versucht, es habe aber nicht gehn wollen, daher er sich in der groͤßten Wuth mit dem Taschenmesser zwey Stiche in den Leib gegeben, wobey er so stark ausgehohlt, daß das Messer bis an das Heft in den Leib gegangen. Die Kraͤfte haͤtten ihn gleich so verlassen, daß er noch einige Stiche nur sehr schwach fuͤhren koͤnnen, zumal er stark gezittert und ihn die Wunden sehr geschmerzt haͤtten. Einige Minuten sey er auf dem Platze herum gegangen, bald aber sey ihm ein Schwindel und eine solche Ermattung angekommen; daß er sich auf den Bauch niederlegen muͤssen. Jn der gewissen Hoffnung bald zu sterben, habe er einige Zeit ganz still gelegen; da er aber kalt geworden und die Wunden aufgehoͤrt zu bluten, habe er wohl gemerkt, daß es mit dem Tod noch Zeit haben werde. Er habe nun gesucht, sich mit dem Barbiermesser den Hals ab-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |