Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="41"/><lb/> vorher noch das Evangelium aller Kreatur verkuͤndiget werden soll. Die Wahrheit, und die hoͤchste vor allen, sollte, und will ihrer Natur nach, die allerfreyesten Herzen von der Welt haben. Wer es fassen kann, auch mitten in der Welt, der fasse es. Wer das im ganzen Grunde einsiehet, der merke drauf! Ein ganzes Brandopfer von freyem und reinem Herzen kann freylich Gott am angenehmsten seyn, wenn Gott darzu faͤhig, fertig und fest macht! auch im Gedraͤnge der Welt. Denn ohne goͤttliche Festigkeit ists gar nicht einmal moͤglich, als blos in Bereitwilligkeit, die immer frisch bis zur Fertigkeit zu bringen ist, und diese muß schon in tausend Anfechtungen mehr und mehr bewaͤhrt werden. Uebrigens ists ein sinnliches Vorurtheil der Weltgeschaͤftigen, daß man in der Einsamkeit, in ganzer Abgeschiedenheit von der Welt, der Welt nicht zum wahren Besten dienen, nicht zum Nutzen und Heil, ja zum groͤsten Heil, seyn koͤnne. Der einzige einsame Elias war zu seiner Zeit einer ganzen Welt mehr nutz in Geist und Kraft, als das ganze Volk Jsrael und die weise Heidenklasse darzu. Moses wurde 40 Jahr in der Wuͤste zum groͤsten heroischen Propheten und Gesetzgeber bereitet. Der groͤste vom Weibe gebohrne, der einsiedlerische Johannes der Taͤufer wurde zum Vorlaͤufer Christi selbst. Die Seltenheit der Exempel schadet der tiefsten Wahrheit nichts. Kann ein einsamer fester Seher Gottes uns nicht unendlich besser und mehr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0043]
vorher noch das Evangelium aller Kreatur verkuͤndiget werden soll. Die Wahrheit, und die hoͤchste vor allen, sollte, und will ihrer Natur nach, die allerfreyesten Herzen von der Welt haben. Wer es fassen kann, auch mitten in der Welt, der fasse es. Wer das im ganzen Grunde einsiehet, der merke drauf! Ein ganzes Brandopfer von freyem und reinem Herzen kann freylich Gott am angenehmsten seyn, wenn Gott darzu faͤhig, fertig und fest macht! auch im Gedraͤnge der Welt. Denn ohne goͤttliche Festigkeit ists gar nicht einmal moͤglich, als blos in Bereitwilligkeit, die immer frisch bis zur Fertigkeit zu bringen ist, und diese muß schon in tausend Anfechtungen mehr und mehr bewaͤhrt werden. Uebrigens ists ein sinnliches Vorurtheil der Weltgeschaͤftigen, daß man in der Einsamkeit, in ganzer Abgeschiedenheit von der Welt, der Welt nicht zum wahren Besten dienen, nicht zum Nutzen und Heil, ja zum groͤsten Heil, seyn koͤnne. Der einzige einsame Elias war zu seiner Zeit einer ganzen Welt mehr nutz in Geist und Kraft, als das ganze Volk Jsrael und die weise Heidenklasse darzu. Moses wurde 40 Jahr in der Wuͤste zum groͤsten heroischen Propheten und Gesetzgeber bereitet. Der groͤste vom Weibe gebohrne, der einsiedlerische Johannes der Taͤufer wurde zum Vorlaͤufer Christi selbst. Die Seltenheit der Exempel schadet der tiefsten Wahrheit nichts. Kann ein einsamer fester Seher Gottes uns nicht unendlich besser und mehr
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