Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0024" n="22"/><lb/> mein ist. Wie Einsiedler also, erschienen sie mitten in der Welt, wie die ganze Tugend und reale Wahrheit auf Erden gemeiniglich was Sonderbares ist. Toleranz ist daher fast alles, was sie in der Welt erhalten kann. Zwar wurde von Zeit zu Zeit durch große Exempel sehr allgemeine Ermunterung und viele Nacheiferung erweckt; allein wie sehr herrscht noch allgemeine Unerkenntniß, Unverstaͤndigkeit, Unbehuͤlflichkeit in Absicht des Besten der Menschheit? Deswegen ist eben von Zeit zu Zeit Wiedererinnerung und Anfuͤhrung des Besten in neuer Klarheit noͤthig; und gewiß! wenn die Menschen achtsam auf ihren Adel waͤren, wie wuͤrden sie nicht uͤber ihren eignen Unverstand und den unbeschreiblichen Verlust ihrer ewigen Wuͤrde erstaunen! Denn was ist groͤßer als daß der Mensch, so sehr er auch zur irrdischen Gesellschaft bestimmt seyn mag, doch zufoͤrderst zur allerhoͤchsten Gemeinschaft des Monarchen der Welt bestimmt ist, um mit ihm natuͤrlich verwandte Kraͤfte des Geistes und damit ewige Guͤter, die Gegenstaͤnde dieser Kraͤfte gemein zu haben, und in seiner Gesellschaft, in gemeinschaftlicher Verbindung der Kraͤfte und Gesinnungen alles zu regieren? Jst Gott ein Geist, und wir sind auch Geister, von Jhm, vom Vater aller Geister, sind denn nicht natuͤrlich aͤhnliche Geisteskraͤfte mit Jhm am naͤchsten verwandt, in Gemeinschaft der Natur, folglich auch in Gemeinschaft der allumfassenden, allerfuͤllenden Kraft und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0024]
mein ist. Wie Einsiedler also, erschienen sie mitten in der Welt, wie die ganze Tugend und reale Wahrheit auf Erden gemeiniglich was Sonderbares ist. Toleranz ist daher fast alles, was sie in der Welt erhalten kann. Zwar wurde von Zeit zu Zeit durch große Exempel sehr allgemeine Ermunterung und viele Nacheiferung erweckt; allein wie sehr herrscht noch allgemeine Unerkenntniß, Unverstaͤndigkeit, Unbehuͤlflichkeit in Absicht des Besten der Menschheit? Deswegen ist eben von Zeit zu Zeit Wiedererinnerung und Anfuͤhrung des Besten in neuer Klarheit noͤthig; und gewiß! wenn die Menschen achtsam auf ihren Adel waͤren, wie wuͤrden sie nicht uͤber ihren eignen Unverstand und den unbeschreiblichen Verlust ihrer ewigen Wuͤrde erstaunen! Denn was ist groͤßer als daß der Mensch, so sehr er auch zur irrdischen Gesellschaft bestimmt seyn mag, doch zufoͤrderst zur allerhoͤchsten Gemeinschaft des Monarchen der Welt bestimmt ist, um mit ihm natuͤrlich verwandte Kraͤfte des Geistes und damit ewige Guͤter, die Gegenstaͤnde dieser Kraͤfte gemein zu haben, und in seiner Gesellschaft, in gemeinschaftlicher Verbindung der Kraͤfte und Gesinnungen alles zu regieren? Jst Gott ein Geist, und wir sind auch Geister, von Jhm, vom Vater aller Geister, sind denn nicht natuͤrlich aͤhnliche Geisteskraͤfte mit Jhm am naͤchsten verwandt, in Gemeinschaft der Natur, folglich auch in Gemeinschaft der allumfassenden, allerfuͤllenden Kraft und
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