Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.von Vielsylbigen. und fast den meisten Sprachen wegen derkurtzen ein- und zweisylbigen Wörter/ eine durchgehende gleichförmige Maaß/ die aber mehr der Natur gemanß/ in Acht genommen wird. Ich konnte hie einige hun- dert Teutscher und Niederteuttscher Wör- ter hersetzen; welche eben dieselbige sein/ die im Lateinischen und Griechischen sich sinden/ nur daß ihre terminationes hin- angehannget. Abraham Mylius in seinem Buch de Antiquitate Linguae Belgicae hat allein 200. Holländische Wörter gezehlet die in der Lateinischen/ und noch so viel die in der Griechischen sich finden: er hat a- ber nur die jenigen genommen die ihm im ersten Anblick vorgekommen/ und ge- stehet daß er noch eine viel grössere An- zahl derselben liefern könne. Common- strare tantum viam volui, sagt er/ eamque aliquatenus praeire ad hanc jucundam ob- servationem, tantum quae sponte ocur- runt, non quae quaesita sunt, recensui. Si vis ipse te oblectare his floribus, transi le- xica, inprimis Graeca, ab Alpha usq; Omega pro- f 2
von Vielſylbigen. und faſt den meiſten Sprachen wegen derkurtzen ein- und zweiſylbigen Woͤrter/ eine durchgehende gleichfoͤrmige Maaß/ die aber mehr der Natur gemāß/ in Acht genom̃en wird. Ich kōnte hie einige hun- dert Teutſcher und Niederteuttſcher Woͤr- ter herſetzen; welche eben dieſelbige ſein/ die im Lateiniſchen und Griechiſchen ſich ſinden/ nur daß ihre terminationes hin- angehānget. Abraham Mylius in ſeinem Buch de Antiquitate Linguæ Belgicæ hat allein 200. Hollaͤndiſche Woͤrter gezehlet die in der Lateiniſchen/ und noch ſo viel die in der Griechiſchen ſich finden: er hat a- ber nur die jenigen genommen die ihm im erſten Anblick vorgekommen/ und ge- ſtehet daß er noch eine viel groͤſſere An- zahl derſelben liefern koͤnne. Common- ſtrare tantum viam volui, ſagt er/ eamque aliquatenus præire ad hanc jucundam ob- ſervationem, tantum quæ ſponte ocur- runt, non quæ quæſita ſunt, recenſui. Si vis ipſe te oblectare his floribus, tranſi le- xica, inprimis Græca, ab Alpha uſq; Omega pro- f 2
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und faſt den meiſten Sprachen wegen der
kurtzen ein- und zweiſylbigen Woͤrter/
eine durchgehende gleichfoͤrmige Maaß/
die aber mehr der Natur gemāß/ in Acht
genom̃en wird. Ich kōnte hie einige hun-
dert Teutſcher und Niederteuttſcher Woͤr-
ter herſetzen; welche eben dieſelbige ſein/
die im Lateiniſchen und Griechiſchen ſich
ſinden/ nur daß ihre terminationes hin-
angehānget. Abraham Mylius in ſeinem
Buch de Antiquitate Linguæ Belgicæ hat
allein 200. Hollaͤndiſche Woͤrter gezehlet
die in der Lateiniſchen/ und noch ſo viel
die in der Griechiſchen ſich finden: er hat a-
ber nur die jenigen genommen die ihm
im erſten Anblick vorgekommen/ und ge-
ſtehet daß er noch eine viel groͤſſere An-
zahl derſelben liefern koͤnne. Common-
ſtrare tantum viam volui, ſagt er/ eamque
aliquatenus præire ad hanc jucundam ob-
ſervationem, tantum quæ ſponte ocur-
runt, non quæ quæſita ſunt, recenſui. Si
vis ipſe te oblectare his floribus, tranſi le-
xica, inprimis Græca, ab Alpha uſq; Omega
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/95>, abgerufen am 16.02.2025. |