Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das IV. Cap. Von den Gründen ut nunc intelligunt mißarum solennia. Undwie solte die Lateinische Sprache hierin ei- nen Vorzug vor andernhaben? Denn fast keine Sprache ist/ die nicht solchen unter- scheid hantte. In der Italiannischen/ Fran- tzösischen hat man eben so wol die so ge- nandte Rusticam, und Romanam/ da- von der Name der Romances herkommt/ vor- mahls gehabt: und ist ja bekant/ wie heuti- ges Tages fast in allen Oehrtern und Ländern eine doppele Sprache/ eine wil- de und rohe/ und eine zierliche und höf- liche geredet werde. Es zeigt zum Theil das Instrumentum plenariae securitatis wel- ches zu Justiniani Zeiten geschrieben/ und Anno 1641. von Gabriele Naudeo auß der Bi- bliothec des Cardinalis a Balneo (der die Abschrifft aus der Königlichen Bibliothec in Franckreich bekommen) herauß ge- geben. Worinnen so viel frembde und seltzame arten zu reden/ confusiones casuum wider die Regeln der Grammatic, so viel Teutsche Wörter von allerhand Hauß- geraht als Butta, Butticella, Sarica, ran- cilio
Das IV. Cap. Von den Gruͤnden ut nunc intelligunt mißarum ſolennia. Undwie ſolte die Lateiniſche Sprache hierin ei- nen Vorzug vor andernhaben? Denn faſt keine Sprache iſt/ die nicht ſolchen unter- ſcheid hātte. In der Italiāniſchen/ Fran- tzoͤſiſchen hat man eben ſo wol die ſo ge- nandte Ruſticam, und Romanam/ da- von der Name der Romances herkom̃t/ vor- mahls gehabt: und iſt ja bekant/ wie heuti- ges Tages faſt in allen Oehrtern und Laͤndern eine doppele Sprache/ eine wil- de und rohe/ und eine zierliche und hoͤf- liche geredet werde. Es zeigt zum Theil das Inſtrumentum plenariæ ſecuritatis wel- ches zu Juſtiniani Zeiten geſchrieben/ und Anno 1641. von Gabriele Naudeo auß der Bi- bliothec des Cardinalis â Balneo (der die Abſchrifft aus der Koͤniglichen Bibliothec in Franckreich bekommen) herauß ge- geben. Worinnen ſo viel frembde und ſeltzame arten zu reden/ confuſiones caſuum wider die Regeln der Grammatic, ſo viel Teutſche Woͤrter von allerhand Hauß- geraht als Butta, Butticella, Sarica, ran- cilio
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Das IV. Cap. Von den Gruͤnden
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wie ſolte die Lateiniſche Sprache hierin ei-
nen Vorzug vor andernhaben? Denn faſt
keine Sprache iſt/ die nicht ſolchen unter-
ſcheid hātte. In der Italiāniſchen/ Fran-
tzoͤſiſchen hat man eben ſo wol die ſo ge-
nandte Ruſticam, und Romanam/ da-
von der Name der Romances herkom̃t/ vor-
mahls gehabt: und iſt ja bekant/ wie heuti-
ges Tages faſt in allen Oehrtern und
Laͤndern eine doppele Sprache/ eine wil-
de und rohe/ und eine zierliche und hoͤf-
liche geredet werde. Es zeigt zum Theil
das Inſtrumentum plenariæ ſecuritatis wel-
ches zu Juſtiniani Zeiten geſchrieben/ und
Anno 1641. von Gabriele Naudeo auß der Bi-
bliothec des Cardinalis â Balneo (der die
Abſchrifft aus der Koͤniglichen Bibliothec
in Franckreich bekommen) herauß ge-
geben. Worinnen ſo viel frembde und
ſeltzame arten zu reden/ confuſiones caſuum
wider die Regeln der Grammatic, ſo viel
Teutſche Woͤrter von allerhand Hauß-
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/84>, abgerufen am 16.02.2025. |