Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.von dem Teutschen. nunfft nach/ sondern seinem eigenenWahn. Die die Hebreische oder Griechi- sche Sprache vor andern lieben/ wollen hievon alles herholen/ wie Bochartus alles von der Punischen. Die der frembden keine sonderliche Kundschafft haben/ erdencken einige sonderliche allusiones und allite- rationes, und da ist denn alles gut. So muß Venus von veniendo herkommen/ Vesta wird deßhalben so genant quod vi sua stet: welche derivationes eben so gut sein/ als wenn das Wort Bischoff davon gemacht sein soll/ weil er bey den Schaffen ist: Denn es ist der Nahme und die Verehrung dieser Göttin von den Barbaris zu den Römern kommen/ da- von allhie weiter nicht kan geredet werden; Ist derohalben eine Thorheit das etumon der Wörter bey den Römern zu suchen. Die Frantzosen und Italiäner die heuti- ges Tages Etymologias schreiben/ sind mit dergleichen Irrthümern angefüllet. Bovillus hat in seinem Buch de differentiae vulgarium linguarum gar kindische Ein- fäl- d 5
von dem Teutſchen. nunfft nach/ ſondern ſeinem eigenenWahn. Die die Hebreiſche oder Griechi- ſche Sprache vor andern lieben/ wollen hievon alles herholen/ wie Bochartus alles von der Puniſchen. Die der frembden keine ſonderliche Kundſchafft haben/ erdencken einige ſonderliche alluſiones und allite- rationes, und da iſt denn alles gut. So muß Venus von veniendo herkommen/ Veſta wird deßhalben ſo genant quod vi ſuâ ſtet: welche derivationes eben ſo gut ſein/ als wenn das Wort Biſchoff davon gemacht ſein ſoll/ weil er bey den Schaffen iſt: Denn es iſt der Nahme und die Verehrung dieſer Goͤttin von den Barbaris zu den Roͤmern kommen/ da- von allhie weiter nicht kan geredet werden; Iſt derohalben eine Thorheit das ἔτυμον der Woͤrter bey den Roͤmern zu ſuchen. Die Frantzoſen und Italiaͤner die heuti- ges Tages Etymologias ſchreiben/ ſind mit dergleichen Irrthuͤmern angefuͤllet. Bovillus hat in ſeinem Buch de differentiæ vulgarium linguarum gar kindiſche Ein- faͤl- d 5
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von dem Teutſchen.
nunfft nach/ ſondern ſeinem eigenen
Wahn. Die die Hebreiſche oder Griechi-
ſche Sprache vor andern lieben/ wollen
hievon alles herholen/ wie Bochartus alles
von der Puniſchen. Die der frembden keine
ſonderliche Kundſchafft haben/ erdencken
einige ſonderliche alluſiones und allite-
rationes, und da iſt denn alles gut. So
muß Venus von veniendo herkommen/
Veſta wird deßhalben ſo genant quod
vi ſuâ ſtet: welche derivationes eben ſo
gut ſein/ als wenn das Wort Biſchoff
davon gemacht ſein ſoll/ weil er bey den
Schaffen iſt: Denn es iſt der Nahme
und die Verehrung dieſer Goͤttin von
den Barbaris zu den Roͤmern kommen/ da-
von allhie weiter nicht kan geredet werden;
Iſt derohalben eine Thorheit das ἔτυμον
der Woͤrter bey den Roͤmern zu ſuchen.
Die Frantzoſen und Italiaͤner die heuti-
ges Tages Etymologias ſchreiben/ ſind
mit dergleichen Irrthuͤmern angefuͤllet.
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/69>, abgerufen am 15.08.2024. |