Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Erfindungen. Wann man den Pindarum ansiehet/ wieerhebt er sich durch Wörter! was ist bey ihm für eine ungezanhmte Phantasie/ die nicht allemahl gleich lobwürdig ist/ aber dennoch in Lyrico genere vor andern kan geduldet werden. Plautus geht auch hier- in weiter/ als Terentius, welcher die Vernunfft und das Urthel mehr zu Ra- the gezogen. Die Metaphorae werden alsdann frigidae, von welchen Aristoles lib. 3. Rhetoric. und Longinus peri uphous weitlanufftig handeln/ davon wir in un- sern Buch de arguta dictione ein mehres beybringen werden. Ein Exempel der- gleichen närrischen hochtrabenden meta- phorarum, hat ein Frantzose schertzweise geschrieben/ und unter dem titul: Lettres Methodiques heraußgegeben. Es muß auch hieher gebracht werden/ wann die Engellannder die Kunstwörter als meta- phoras in ihren Poematibus einbringen/ wie man bey dem Donne siehet/ da fin- det man/ Atomos, Influentias, Ecstases, und so viel außspürige Conceptus, daß man
Erfindungen. Wann man den Pindarum anſiehet/ wieerhebt er ſich durch Woͤrter! was iſt bey ihm fuͤr eine ungezāhmte Phantaſie/ die nicht allemahl gleich lobwuͤrdig iſt/ aber dennoch in Lyrico genere vor andern kan geduldet werden. Plautus geht auch hier- in weiter/ als Terentius, welcher die Vernunfft und das Urthel mehr zu Ra- the gezogen. Die Metaphoræ werden alsdann frigidæ, von welchen Ariſtoles lib. 3. Rhetoric. und Longinus περὶ ὕφους weitlāufftig handeln/ davon wir in un- ſern Buch de arguta dictione ein mehres beybringen werden. Ein Exempel der- gleichen naͤrriſchen hochtrabenden meta- phorarum, hat ein Frantzoſe ſchertzweiſe geſchrieben/ und unter dem titul: Lettres Methodiques heraußgegeben. Es muß auch hieher gebracht werden/ wann die Engellānder die Kunſtwoͤrter als meta- phoras in ihren Poematibus einbringen/ wie man bey dem Donne ſiehet/ da fin- det man/ Atomos, Influentias, Ecſtaſes, und ſo viel außſpuͤrige Conceptus, daß man
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Erfindungen.
Wann man den Pindarum anſiehet/ wie
erhebt er ſich durch Woͤrter! was iſt bey
ihm fuͤr eine ungezāhmte Phantaſie/ die
nicht allemahl gleich lobwuͤrdig iſt/ aber
dennoch in Lyrico genere vor andern kan
geduldet werden. Plautus geht auch hier-
in weiter/ als Terentius, welcher die
Vernunfft und das Urthel mehr zu Ra-
the gezogen. Die Metaphoræ werden
alsdann frigidæ, von welchen Ariſtoles
lib. 3. Rhetoric. und Longinus περὶ ὕφους
weitlāufftig handeln/ davon wir in un-
ſern Buch de arguta dictione ein mehres
beybringen werden. Ein Exempel der-
gleichen naͤrriſchen hochtrabenden meta-
phorarum, hat ein Frantzoſe ſchertzweiſe
geſchrieben/ und unter dem titul: Lettres
Methodiques heraußgegeben. Es muß
auch hieher gebracht werden/ wann die
Engellānder die Kunſtwoͤrter als meta-
phoras in ihren Poematibus einbringen/
wie man bey dem Donne ſiehet/ da fin-
det man/ Atomos, Influentias, Ecſtaſes,
und ſo viel außſpuͤrige Conceptus, daß
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/683>, abgerufen am 24.07.2024. |