Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Erfindungen. ten sehen/ welche dergleichen Redensar-ten den Griechen so artlich abstehlen kön- nen/ daß mans kaum gewar wird/ wann mans nicht recht genau betrachtet. Hie- von wird an einem andern Ohrte ein mehres geredet werden. Ich will nur von denen in der Lateinischen Sprache vorkommenden Metaphoris und Redens- arten diß erwehnen/ daß selbige biß- weilen gar zierlich in Teutscher Poesi kön- nen angebracht werden. Horatius nen- net fundum mendacem, der nicht die ver- hoffte Frucht bringet: warum solte ich im Teutschen solches nicht nachmachen/ und aus dem Gegentheil sagen? Wann ihm sein treues Land auff guten Glauben zahlt die Früchte die er hofft. Oder: Sein Acker will nicht Glauben halten. Claudianus saget: Tempestas pretiosa Tagi: dieses habe ich nachgemacht in dem Carmine von der Mertensgans/ da ich des Jupiters gül- dnen Regen nenne/ ein kostbahres Gold und Liebsgewitter. Harstörffer hat ohne Fug t t 4
Erfindungen. ten ſehen/ welche dergleichen Redensar-ten den Griechen ſo artlich abſtehlen koͤn- nen/ daß mans kaum gewar wird/ wañ mans nicht recht genau betrachtet. Hie- von wird an einem andern Ohrte ein mehres geredet werden. Ich will nur von denen in der Lateiniſchen Sprache vorkommenden Metaphoris und Redens- arten diß erwehnen/ daß ſelbige biß- weilen gar zierlich in Teutſcher Poeſi koͤn- nen angebracht werden. Horatius nen- net fundum mendacem, der nicht die ver- hoffte Frucht bringet: warum ſolte ich im Teutſchen ſolches nicht nachmachen/ und aus dem Gegentheil ſagen? Wann ihm ſein treues Land auff guten Glauben zahlt die Fruͤchte die er hofft. Oder: Sein Acker will nicht Glauben halten. Claudianus ſaget: Tempeſtas pretioſa Tagi: dieſes habe ich nachgemacht in dem Carmine von der Mertensgans/ da ich des Jupiters guͤl- dnen Regen nenne/ ein koſtbahres Gold und Liebsgewitter. Harſtoͤrffer hat ohne Fug t t 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0675" n="663"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erfindungen.</hi></fw><lb/> ten ſehen/ welche dergleichen Redensar-<lb/> ten den Griechen ſo artlich abſtehlen koͤn-<lb/> nen/ daß mans kaum gewar wird/ wañ<lb/> mans nicht recht genau betrachtet. Hie-<lb/> von wird an einem andern Ohrte ein<lb/> mehres geredet werden. Ich will nur<lb/> von denen in der Lateiniſchen Sprache<lb/> vorkommenden <hi rendition="#aq">Metaphoris</hi> und Redens-<lb/> arten diß erwehnen/ daß ſelbige biß-<lb/> weilen gar zierlich in Teutſcher <hi rendition="#aq">Poeſi</hi> koͤn-<lb/> nen angebracht werden. <hi rendition="#aq">Horatius</hi> nen-<lb/> net <hi rendition="#aq">fundum mendacem,</hi> der nicht die ver-<lb/> hoffte Frucht bringet: warum ſolte ich<lb/> im Teutſchen ſolches nicht nachmachen/<lb/> und aus dem Gegentheil ſagen? <hi rendition="#fr">Wann<lb/> ihm ſein treues Land auff guten<lb/> Glauben zahlt die Fruͤchte die er<lb/> hofft.</hi> Oder: <hi rendition="#fr">Sein Acker will nicht<lb/> Glauben halten.</hi> <hi rendition="#aq">Claudianus</hi> ſaget:<lb/><hi rendition="#aq">Tempeſtas pretioſa Tagi:</hi> dieſes habe ich<lb/> nachgemacht in dem <hi rendition="#aq">Carmine</hi> von der<lb/> Mertensgans/ da ich des <hi rendition="#aq">Jupiters</hi> guͤl-<lb/> dnen Regen nenne/ ein koſtbahres Gold<lb/> und Liebsgewitter. Harſtoͤrffer hat ohne<lb/> <fw place="bottom" type="sig">t t 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Fug</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [663/0675]
Erfindungen.
ten ſehen/ welche dergleichen Redensar-
ten den Griechen ſo artlich abſtehlen koͤn-
nen/ daß mans kaum gewar wird/ wañ
mans nicht recht genau betrachtet. Hie-
von wird an einem andern Ohrte ein
mehres geredet werden. Ich will nur
von denen in der Lateiniſchen Sprache
vorkommenden Metaphoris und Redens-
arten diß erwehnen/ daß ſelbige biß-
weilen gar zierlich in Teutſcher Poeſi koͤn-
nen angebracht werden. Horatius nen-
net fundum mendacem, der nicht die ver-
hoffte Frucht bringet: warum ſolte ich
im Teutſchen ſolches nicht nachmachen/
und aus dem Gegentheil ſagen? Wann
ihm ſein treues Land auff guten
Glauben zahlt die Fruͤchte die er
hofft. Oder: Sein Acker will nicht
Glauben halten. Claudianus ſaget:
Tempeſtas pretioſa Tagi: dieſes habe ich
nachgemacht in dem Carmine von der
Mertensgans/ da ich des Jupiters guͤl-
dnen Regen nenne/ ein koſtbahres Gold
und Liebsgewitter. Harſtoͤrffer hat ohne
Fug
t t 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |