Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Reimschlüsse. Cotin nicht gefällt. Einige leiten es vondem Spanischen Wort Madragan summo mane expergisci her/ wie die Liebhaber zu thun pflegen/ wann sie ihre Liebeslie- der bringen wollen. Das glanublichste ist/ daß es von Mandra komme/ und vor alters ein Schanfferlied bedeutet/ welches auch hiedurch bekräfftiget wird/ wie Menagius in seinen Originibus Italicis angemerckt/ daß es bey den alten Itali- änern Mandriagale genannt worden Das Wort agele bedeutet auch bey den alten Atticis, eine Heerde/ könte es also von mandra und agele zusammen gesetzet werden. Des Herrn Cotins Meinung ist diese/ daß wie vor diesen bey den Siculis zu erst die Hirtenlieder auffgekommen/ sie viel- leicht diese art von Versen und Nahmen gehabt hätten/ ehe noch die förmlichen E- clogae abgefasset worden. Ja er meinet gar/ daß bey den Morgenlanndern der- gleichen Art vor langer Zeit im gebrauch gewesen. Weiln nun die Gallier mit den Griechen vor diesen viel Gemein- schafft s s 2
der Reimſchluͤſſe. Cotin nicht gefaͤllt. Einige leiten es vondem Spaniſchen Wort Madragan ſummo mane expergiſci her/ wie die Liebhaber zu thun pflegen/ wann ſie ihre Liebeslie- der bringen wollen. Das glāublichſte iſt/ daß es von Mandra komme/ und vor alters ein Schāfferlied bedeutet/ welches auch hiedurch bekraͤfftiget wird/ wie Menagius in ſeinen Originibus Italicis angemerckt/ daß es bey den alten Itali- aͤnern Mandriagale genañt worden Das Wort ἀγέλη bedeutet auch bey den alten Atticis, eine Heerde/ koͤnte es alſo von μάνδρα und ἀγέλη zuſam̄en geſetzet werden. Des Herrn Cotins Meinung iſt dieſe/ daß wie vor dieſen bey den Siculis zu erſt die Hirtenlieder auffgekommen/ ſie viel- leicht dieſe art von Verſen und Nahmen gehabt haͤtten/ ehe noch die foͤrmlichen E- clogæ abgefaſſet worden. Ja er meinet gar/ daß bey den Morgenlāndern der- gleichen Art vor langer Zeit im gebrauch geweſen. Weiln nun die Gallier mit den Griechen vor dieſen viel Gemein- ſchafft s s 2
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Cotin nicht gefaͤllt. Einige leiten es von
dem Spaniſchen Wort Madragan ſummo
mane expergiſci her/ wie die Liebhaber
zu thun pflegen/ wann ſie ihre Liebeslie-
der bringen wollen. Das glāublichſte
iſt/ daß es von Mandra komme/ und vor
alters ein Schāfferlied bedeutet/ welches
auch hiedurch bekraͤfftiget wird/ wie
Menagius in ſeinen Originibus Italicis
angemerckt/ daß es bey den alten Itali-
aͤnern Mandriagale genañt worden Das
Wort ἀγέλη bedeutet auch bey den alten
Atticis, eine Heerde/ koͤnte es alſo von
μάνδρα und ἀγέλη zuſam̄en geſetzet werden.
Des Herrn Cotins Meinung iſt dieſe/
daß wie vor dieſen bey den Siculis zu erſt
die Hirtenlieder auffgekommen/ ſie viel-
leicht dieſe art von Verſen und Nahmen
gehabt haͤtten/ ehe noch die foͤrmlichen E-
clogæ abgefaſſet worden. Ja er meinet
gar/ daß bey den Morgenlāndern der-
gleichen Art vor langer Zeit im gebrauch
geweſen. Weiln nun die Gallier mit
den Griechen vor dieſen viel Gemein-
ſchafft
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/655>, abgerufen am 25.07.2024. |