Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Reimschlüsse. wie und auff wie vielerley Art sie zu ma-chen/ kan man bey andern überflüssig finden. Es ist zweiffelhafftig welche Na- tion sie erfunden. Die Italiäner und Frantzosen streiten hierum. Gewiß ist es/ daß bey den Frantzosen der Nahme Sonneten schon in der Roman de la Ro- se, die ums Jahr 1260. geschrieben/ sich findet/ und auch in andern Autoribus die zur selben Zeit gelebet. Aber wie Mena- ge in seinen observationibus über den Malherbe p. 570. angemerckt/ so kan man noch nicht hierauß beweisen/ ob dieselbe eben diese Maaß von 14. Versen und der- gleichen Reimen gehabt wie die heutige. Verdier tadelt auch diejenige in seiner Censione autorum, welche den Petrar- cham vor den ersten Erfinder halten/ sich auff den Fauchet beruffend/ der ein Son- net anß einem alten Frantzösischen Auto- re hervorgebracht. Welches ich aber bey ihm nicht finden können/ und solte mich wunder nehmen/ daß Menage diß vorbey gegangen were/ welcher außdrück- lich r r 4
der Reimſchluͤſſe. wie und auff wie vielerley Art ſie zu ma-chen/ kan man bey andern uͤberfluͤſſig finden. Es iſt zweiffelhafftig welche Na- tion ſie erfunden. Die Italiaͤner und Frantzoſen ſtreiten hierum. Gewiß iſt es/ daß bey den Frantzoſen der Nahme Sonneten ſchon in der Roman de la Ro- ſe, die ums Jahr 1260. geſchrieben/ ſich findet/ und auch in andern Autoribus die zur ſelben Zeit gelebet. Aber wie Mena- ge in ſeinen obſervationibus uͤber den Malherbe p. 570. angemerckt/ ſo kan man noch nicht hierauß beweiſen/ ob dieſelbe eben dieſe Maaß von 14. Verſen und der- gleichen Reimen gehabt wie die heutige. Verdier tadelt auch diejenige in ſeiner Cenſione autorum, welche den Petrar- cham vor den erſten Erfinder halten/ ſich auff den Fauchet beruffend/ der ein Son- net anß einem alten Frantzoͤſiſchen Auto- re hervorgebracht. Welches ich aber bey ihm nicht finden koͤnnen/ und ſolte mich wunder nehmen/ daß Menage diß vorbey gegangen were/ welcher außdruͤck- lich r r 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0643" n="631"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Reimſchluͤſſe.</hi></fw><lb/> wie und auff wie vielerley Art ſie zu ma-<lb/> chen/ kan man bey andern uͤberfluͤſſig<lb/> finden. Es iſt zweiffelhafftig welche <hi rendition="#aq">Na-<lb/> tion</hi> ſie erfunden. Die Italiaͤner und<lb/> Frantzoſen ſtreiten hierum. Gewiß iſt<lb/> es/ daß bey den Frantzoſen der Nahme<lb/> Sonneten ſchon in der <hi rendition="#aq">Roman de la Ro-<lb/> ſe,</hi> die ums Jahr 1260. geſchrieben/ ſich<lb/> findet/ und auch in andern <hi rendition="#aq">Autoribus</hi> die<lb/> zur ſelben Zeit gelebet. Aber wie <hi rendition="#aq">Mena-<lb/> ge</hi> in ſeinen <hi rendition="#aq">obſervationibus</hi> uͤber den<lb/><hi rendition="#aq">Malherbe p.</hi> 570. angemerckt/ ſo kan man<lb/> noch nicht hierauß beweiſen/ ob dieſelbe<lb/> eben dieſe Maaß von 14. Verſen und der-<lb/> gleichen Reimen gehabt wie die heutige.<lb/><hi rendition="#aq">Verdier</hi> tadelt auch diejenige in ſeiner<lb/><hi rendition="#aq">Cenſione autorum,</hi> welche den <hi rendition="#aq">Petrar-<lb/> cham</hi> vor den erſten Erfinder halten/ ſich<lb/> auff den <hi rendition="#aq">Fauchet</hi> beruffend/ der ein Son-<lb/> net anß einem alten Frantzoͤſiſchen <hi rendition="#aq">Auto-<lb/> re</hi> hervorgebracht. Welches ich aber<lb/> bey ihm nicht finden koͤnnen/ und ſolte<lb/> mich wunder nehmen/ daß <hi rendition="#aq">Menage</hi> diß<lb/> vorbey gegangen were/ welcher außdruͤck-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">r r 4</fw><fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [631/0643]
der Reimſchluͤſſe.
wie und auff wie vielerley Art ſie zu ma-
chen/ kan man bey andern uͤberfluͤſſig
finden. Es iſt zweiffelhafftig welche Na-
tion ſie erfunden. Die Italiaͤner und
Frantzoſen ſtreiten hierum. Gewiß iſt
es/ daß bey den Frantzoſen der Nahme
Sonneten ſchon in der Roman de la Ro-
ſe, die ums Jahr 1260. geſchrieben/ ſich
findet/ und auch in andern Autoribus die
zur ſelben Zeit gelebet. Aber wie Mena-
ge in ſeinen obſervationibus uͤber den
Malherbe p. 570. angemerckt/ ſo kan man
noch nicht hierauß beweiſen/ ob dieſelbe
eben dieſe Maaß von 14. Verſen und der-
gleichen Reimen gehabt wie die heutige.
Verdier tadelt auch diejenige in ſeiner
Cenſione autorum, welche den Petrar-
cham vor den erſten Erfinder halten/ ſich
auff den Fauchet beruffend/ der ein Son-
net anß einem alten Frantzoͤſiſchen Auto-
re hervorgebracht. Welches ich aber
bey ihm nicht finden koͤnnen/ und ſolte
mich wunder nehmen/ daß Menage diß
vorbey gegangen were/ welcher außdruͤck-
lich
r r 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/643 |
Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/643>, abgerufen am 24.07.2024. |