Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.von dem Teutschen. Menge in der Griechischen und Latei-nischen herstammet. Denn daß die unsrige solche von den Griechen und Rö- mern geholet/ kan nicht mit dem gering- sten Schein der Warheit gesaget werden; und laufft wider des Dionysii Halicarnaßaei, oben angeführtes Zeugnis. Es weren denn solche Wörter mit Einführung der Christlichen Religion, oder auß den ver- dorbenen Lateinschen terminis, deren sich die ersten teutschen Keiser in ihren öffent- lichen Schrifften gebrauchet/ auff uns geleitet/ davon so gar viel nicht zu finden seyn werden. Zu dem kan man solches an den Lateinischen Wörtern/ die in Osca, Volsca, Tusca Lingua zu finden ge- wesen/ selber sehen: welche je älter sie seyn/ je näher sie dem Teutschen kommen. Das Wort bacrio oder bacar, welches Festus nen- net genus vasis longioris manubrii, quod alii trullam vocant (Trua oder Trulla ist eben so wol das Teutsche Truhe) ist unser Teutsches Wort Becher/ Bacher/ oder Beker: und gleichwolleitet Vossius das Lateinische von d 2
von dem Teutſchen. Menge in der Griechiſchen und Latei-niſchen herſtammet. Denn daß die unſrige ſolche von den Griechen und Roͤ- mern geholet/ kan nicht mit dem gering- ſten Schein der Warheit geſaget werden; und laufft wider des Dionyſii Halicarnaßæi, oben angefuͤhrtes Zeugnis. Es weren denn ſolche Woͤrter mit Einfuͤhrung der Chriſtlichen Religion, oder auß den ver- dorbenen Lateinſchen terminis, deren ſich die erſten teutſchen Keiſer in ihren oͤffent- lichen Schrifften gebrauchet/ auff uns geleitet/ davon ſo gar viel nicht zu finden ſeyn werden. Zu dem kan man ſolches an den Lateiniſchen Woͤrtern/ die in Oſca, Volſca, Tuſca Lingua zu finden ge- weſen/ ſelber ſehen: welche je aͤlter ſie ſeyn/ je naͤher ſie dem Teutſchen kommen. Das Wort bacrio oder bacar, welches Feſtus nen- net genus vaſis longioris manubrii, quod alii trullam vocant (Trua oder Trulla iſt eben ſo wol das Teutſche Truhe) iſt unſer Teutſches Wort Becher/ Bacher/ oder Beker: und gleichwolleitet Voſſius das Lateiniſche von d 2
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von dem Teutſchen.
Menge in der Griechiſchen und Latei-
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unſrige ſolche von den Griechen und Roͤ-
mern geholet/ kan nicht mit dem gering-
ſten Schein der Warheit geſaget werden;
und laufft wider des Dionyſii Halicarnaßæi,
oben angefuͤhrtes Zeugnis. Es weren
denn ſolche Woͤrter mit Einfuͤhrung der
Chriſtlichen Religion, oder auß den ver-
dorbenen Lateinſchen terminis, deren ſich
die erſten teutſchen Keiſer in ihren oͤffent-
lichen Schrifften gebrauchet/ auff
uns geleitet/ davon ſo gar viel nicht
zu finden ſeyn werden. Zu dem kan man
ſolches an den Lateiniſchen Woͤrtern/ die
in Oſca, Volſca, Tuſca Lingua zu finden ge-
weſen/ ſelber ſehen: welche je aͤlter ſie ſeyn/
je naͤher ſie dem Teutſchen kommen. Das
Wort bacrio oder bacar, welches Feſtus nen-
net genus vaſis longioris manubrii, quod
alii trullam vocant (Trua oder Trulla iſt eben ſo
wol das Teutſche Truhe) iſt unſer Teutſches
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/63>, abgerufen am 16.02.2025. |