Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Reime. bey gehen. Im Teutschen wird keinRhythmus Identicus zugelassen/ ob gleich die Wörter der Bedeutung nach unterschieden. Welches dennoch die Frantzosen und Niederländer nicht ach- ten. Die Italiäner sein auch sehr be- hutsam in Wiederholung eines Reimes. Dann sie halten es vor einen Fehler/ wann in einer Ode ein Reim unterschiedliche mahl wiederholet wird/ ob gleich in ver- schiednen Worten. Menage führet deß- halben unterschiedliche Oerter auß Ita- liannischen Autoribus an. Es ist aber zu genau gesuchet. Malherbe Urtheil ist die- ses gewesen/ man müsse nur dasselbe Wort nicht zum Reime wieder gebrau- chen/ den Reim aber könne man in einer Ode woll wieder anbringen. Menage aber sagt/ daß man dieses in der Frantzösi- schen Sprach so gar genau nicht in acht nehmen dürffe/ insonderheit wann das Wort so weit von dem ersten Orthe da es gesetzet entfernet/ daß mans sich nicht mehr erinnere. Wobey mans in Teut- scher q q 3
der Reime. bey gehen. Im Teutſchen wird keinRhythmus Identicus zugelaſſen/ ob gleich die Woͤrter der Bedeutung nach unterſchieden. Welches dennoch die Frantzoſen und Niederlaͤnder nicht ach- ten. Die Italiaͤner ſein auch ſehr be- hutſam in Wiederholung eines Reimes. Dann ſie halten es vor einen Fehler/ wañ in einer Ode ein Reim unterſchiedliche mahl wiederholet wird/ ob gleich in ver- ſchiednen Worten. Menage fuͤhret deß- halben unterſchiedliche Oerter auß Ita- liāniſchen Autoribus an. Es iſt aber zu genau geſuchet. Malherbe Urtheil iſt die- ſes geweſen/ man muͤſſe nur daſſelbe Wort nicht zum Reime wieder gebrau- chen/ den Reim aber koͤnne man in einer Ode woll wieder anbringen. Menage aber ſagt/ daß man dieſes in der Frantzoͤſi- ſchen Sprach ſo gar genau nicht in acht nehmen duͤrffe/ inſonderheit wann das Wort ſo weit von dem erſten Orthe da es geſetzet entfernet/ daß mans ſich nicht mehr erinnere. Wobey mans in Teut- ſcher q q 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0625" n="613"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Reime.</hi></fw><lb/> bey gehen. Im Teutſchen wird kein<lb/><hi rendition="#aq">Rhythmus Identicus</hi> zugelaſſen/ ob<lb/> gleich die Woͤrter der Bedeutung nach<lb/> unterſchieden. Welches dennoch die<lb/> Frantzoſen und Niederlaͤnder nicht ach-<lb/> ten. Die Italiaͤner ſein auch ſehr be-<lb/> hutſam in Wiederholung eines Reimes.<lb/> Dann ſie halten es vor einen Fehler/ wañ<lb/> in einer Ode ein Reim unterſchiedliche<lb/> mahl wiederholet wird/ ob gleich in ver-<lb/> ſchiednen Worten. <hi rendition="#aq">Menage</hi> fuͤhret deß-<lb/> halben unterſchiedliche Oerter auß Ita-<lb/> liāniſchen <hi rendition="#aq">Autoribus</hi> an. Es iſt aber zu<lb/> genau geſuchet. <hi rendition="#aq">Malherbe</hi> Urtheil iſt die-<lb/> ſes geweſen/ man muͤſſe nur daſſelbe<lb/> Wort nicht zum Reime wieder gebrau-<lb/> chen/ den Reim aber koͤnne man in einer<lb/> Ode woll wieder anbringen. <hi rendition="#aq">Menage</hi> aber<lb/> ſagt/ daß man dieſes in der Frantzoͤſi-<lb/> ſchen Sprach ſo gar genau nicht in acht<lb/> nehmen duͤrffe/ inſonderheit wann das<lb/> Wort ſo weit von dem erſten Orthe da<lb/> es geſetzet entfernet/ daß mans ſich nicht<lb/> mehr erinnere. Wobey mans in Teut-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">q q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſcher</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [613/0625]
der Reime.
bey gehen. Im Teutſchen wird kein
Rhythmus Identicus zugelaſſen/ ob
gleich die Woͤrter der Bedeutung nach
unterſchieden. Welches dennoch die
Frantzoſen und Niederlaͤnder nicht ach-
ten. Die Italiaͤner ſein auch ſehr be-
hutſam in Wiederholung eines Reimes.
Dann ſie halten es vor einen Fehler/ wañ
in einer Ode ein Reim unterſchiedliche
mahl wiederholet wird/ ob gleich in ver-
ſchiednen Worten. Menage fuͤhret deß-
halben unterſchiedliche Oerter auß Ita-
liāniſchen Autoribus an. Es iſt aber zu
genau geſuchet. Malherbe Urtheil iſt die-
ſes geweſen/ man muͤſſe nur daſſelbe
Wort nicht zum Reime wieder gebrau-
chen/ den Reim aber koͤnne man in einer
Ode woll wieder anbringen. Menage aber
ſagt/ daß man dieſes in der Frantzoͤſi-
ſchen Sprach ſo gar genau nicht in acht
nehmen duͤrffe/ inſonderheit wann das
Wort ſo weit von dem erſten Orthe da
es geſetzet entfernet/ daß mans ſich nicht
mehr erinnere. Wobey mans in Teut-
ſcher
q q 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |