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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Reime.
reich bringen/ von denen auch die Sicilier
die ihrigen überkommen. Dieses bemü-
het sich Claude Fauchet in seinem Buch de
l'origine de Poesie Francoise liv. 4. chap.
7.
zu behaupten: aber ohne grund. Es sein auch
einige die von den Hebräern die Reime
herziehen wollen/ welche aber hierin ir-
ren; dann die Juden hierin den Chri-
sten gefolget/ und haben ettwa vor 500.
Jahren seit des R. David Kimchi seiner
Zeit dergleichen Verse wie die unsern ge-
schrieben. Dann ihre alte Poesis ist gar
verlohren/ welche zu erforschen sich viele
vergeblich bemühet und die Köpffe drü-
ber zerbrochen haben. Scaliger vermei-
net/ daß man niemahls einig metrum
in Hebraicis gehabt: Andere/ es sey eine
gewisse Zahl der Silben gewesen/ ohne
eintziger quantitant zusammen gesetzet/ und
nun in solchen Periodum gebracht/ daß
man sie desto füglicher singen können.
Gomerus in seiner Lyra Davidica meinet
was sonderliches gefunden zu haben/
in dem er alle art der Pedum und metro-

rum

der Reime.
reich bringen/ von denen auch die Sicilier
die ihrigen uͤberkommen. Dieſes bemuͤ-
het ſich Claude Fauchet in ſeinem Buch de
l’origine de Poëſie Francoiſe liv. 4. chap.
7.
zu behauptē: abeꝛ ohne gꝛund. Es ſein auch
einige die von den Hebraͤern die Reime
herziehen wollen/ welche aber hierin ir-
ren; dann die Juden hierin den Chri-
ſten gefolget/ und haben ettwa vor 500.
Jahren ſeit des R. David Kimchi ſeiner
Zeit dergleichen Verſe wie die unſern ge-
ſchrieben. Dann ihre alte Poëſis iſt gar
verlohren/ welche zu erforſchen ſich viele
vergeblich bemuͤhet und die Koͤpffe druͤ-
ber zerbrochen haben. Scaliger vermei-
net/ daß man niemahls einig metrum
in Hebraicis gehabt: Andere/ es ſey eine
gewiſſe Zahl der Silben geweſen/ ohne
eintziger quantitāt zuſammen geſetzet/ und
nun in ſolchen Periodum gebracht/ daß
man ſie deſto fuͤglicher ſingen koͤnnen.
Gomerus in ſeiner Lyrâ Davidica meinet
was ſonderliches gefunden zu haben/
in dem er alle art der Pedum und metro-

rum
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[591/0603] der Reime. reich bringen/ von denen auch die Sicilier die ihrigen uͤberkommen. Dieſes bemuͤ- het ſich Claude Fauchet in ſeinem Buch de l’origine de Poëſie Francoiſe liv. 4. chap. 7. zu behauptē: abeꝛ ohne gꝛund. Es ſein auch einige die von den Hebraͤern die Reime herziehen wollen/ welche aber hierin ir- ren; dann die Juden hierin den Chri- ſten gefolget/ und haben ettwa vor 500. Jahren ſeit des R. David Kimchi ſeiner Zeit dergleichen Verſe wie die unſern ge- ſchrieben. Dann ihre alte Poëſis iſt gar verlohren/ welche zu erforſchen ſich viele vergeblich bemuͤhet und die Koͤpffe druͤ- ber zerbrochen haben. Scaliger vermei- net/ daß man niemahls einig metrum in Hebraicis gehabt: Andere/ es ſey eine gewiſſe Zahl der Silben geweſen/ ohne eintziger quantitāt zuſammen geſetzet/ und nun in ſolchen Periodum gebracht/ daß man ſie deſto fuͤglicher ſingen koͤnnen. Gomerus in ſeiner Lyrâ Davidica meinet was ſonderliches gefunden zu haben/ in dem er alle art der Pedum und metro- rum

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/603>, abgerufen am 22.11.2024.