Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Nothwendigkeit. Music denjenigen/ der mit Fleiß darauffmercket. Dann wer solche nicht begreif- fet/ oder keinen auffmercksamen Sinn hat/ den wird auch die allerzierlichste und künstlichste Rede leicht in den Schlaff bringen. Er will vielmehr durch viele angeführte philosophische Gründe a p. 235. ad 243. darthun/ es können die Grie- chischen und Lateinischen metra einen eher einschläffern/ als die reimende Frantzösi- sche Verß/ wovon weiter bey ihm kan nachgelesen werden. Es ist zwar war/ daß die Italiäner und Spanier solche ungereimte Tichterey belieben/ wie dann Vossius diejenige lobet. Aber Sorbier hanlt davor es komm von ihrer Faulheit her/ daß sie nicht so viel Mühe anwen- den wollen. Wie er dann seine Fran- tzosen deßhalben lobet/ daß sie lieber eini- ge metra, als Sonnet, Rondeau, Balade, Virelais erfinden wollen/ darinnen einer- ley art Reime offtmahls widerholet wer- den/ als dieselbe vermeiden: welches/ wie es mühsamer/ so auch ergetzlicher ist. Hätte n n 3
Nothwendigkeit. Muſic denjenigen/ der mit Fleiß darauffmercket. Dann wer ſolche nicht begreif- fet/ oder keinen auffmerckſamen Sinn hat/ den wird auch die allerzierlichſte und kuͤnſtlichſte Rede leicht in den Schlaff bringen. Er will vielmehr durch viele angefuͤhrte philoſophiſche Gruͤnde a p. 235. ad 243. darthun/ es koͤnnen die Grie- chiſchen und Lateiniſchen metra einen eher einſchlaͤffern/ als die reimende Frantzoͤſi- ſche Verß/ wovon weiter bey ihm kan nachgeleſen werden. Es iſt zwar war/ daß die Italiaͤner und Spanier ſolche ungereimte Tichterey belieben/ wie dann Voſſius diejenige lobet. Aber Sorbier hālt davor es komm von ihrer Faulheit her/ daß ſie nicht ſo viel Muͤhe anwen- den wollen. Wie er dann ſeine Fran- tzoſen deßhalben lobet/ daß ſie lieber eini- ge metra, als Sonnet, Rondeau, Balade, Virelais erfinden wollen/ darinnen einer- ley art Reime offtmahls widerholet wer- den/ als dieſelbe vermeiden: welches/ wie es muͤhſamer/ ſo auch ergetzlicher iſt. Haͤtte n n 3
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Nothwendigkeit.
Muſic denjenigen/ der mit Fleiß darauff
mercket. Dann wer ſolche nicht begreif-
fet/ oder keinen auffmerckſamen Sinn
hat/ den wird auch die allerzierlichſte
und kuͤnſtlichſte Rede leicht in den Schlaff
bringen. Er will vielmehr durch viele
angefuͤhrte philoſophiſche Gruͤnde a p.
235. ad 243. darthun/ es koͤnnen die Grie-
chiſchen und Lateiniſchen metra einen eher
einſchlaͤffern/ als die reimende Frantzoͤſi-
ſche Verß/ wovon weiter bey ihm kan
nachgeleſen werden. Es iſt zwar war/
daß die Italiaͤner und Spanier ſolche
ungereimte Tichterey belieben/ wie dann
Voſſius diejenige lobet. Aber Sorbier
hālt davor es komm von ihrer Faulheit
her/ daß ſie nicht ſo viel Muͤhe anwen-
den wollen. Wie er dann ſeine Fran-
tzoſen deßhalben lobet/ daß ſie lieber eini-
ge metra, als Sonnet, Rondeau, Balade,
Virelais erfinden wollen/ darinnen einer-
ley art Reime offtmahls widerholet wer-
den/ als dieſelbe vermeiden: welches/ wie
es muͤhſamer/ ſo auch ergetzlicher iſt.
Haͤtte
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