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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das VII. Cap. Von der Reime
Vossius, Rolandus Maresius. Sie sind älter als
die versus Leonini. Des Slusii und Sorbiers
wiederwertige Meinungen hierin. Die Reimende
poesis erregt durch den Gleichlaut keinen Eckel oder
Einschläffrung. Sorbier sagt diß vielmehr von
der Griechischen und Lateinischen. Italiäner und
Spanier belieben die ungereimte Verse. Nicht a-
ber die Frantzosen. Dessen Uhrsach wird vom
Sorbier angeführet. Es wird gezweiffelt/ ob man in
Comoedien Reime gebrauchen solle. Dessen Ursachen.
Vossii Urtheil von des Ariosti ungereimten Comoe-
dien. de Messiriac
hat Ovidii Epistolas in Fran-
tzösische ungereimte Verse versetzet. Sorbiers
Urthel. John Milton hat ein Poemata The Pa-
radis lost
ohn Reime geschrieben. Ein Exempel
in dem Niederländischen/ auß dem Abrahamo Mylio.

DIe Reimen machen einen grossen
Theil der Teutschen Poesie, und
ist deren Betrachtung an diesem
Ohrte etwas gründlicher anzustellen;
dann bey andern werden nur bloß die
Lehrsätze von den Reimen gefunden/ mit
welchen wir uns nicht auffhalten wollen.
Es haben die Außlannder diese Frage auff
die Bahn gebracht/ ob es nicht besser

sey

Das VII. Cap. Von der Reime
Voſſius, Rolandus Mareſius. Sie ſind aͤlter als
die verſus Leonini. Des Sluſii und Sorbiers
wiederwertige Meinungen hierin. Die Reimende
poeſis erregt durch den Gleichlaut keinen Eckel oder
Einſchlaͤffrung. Sorbier ſagt diß vielmehr von
der Griechiſchen und Lateiniſchen. Italiaͤner und
Spanier belieben die ungereimte Verſe. Nicht a-
ber die Frantzoſen. Deſſen Uhrſach wird vom
Sorbier angefuͤhret. Es wird gezweiffelt/ ob man in
Comoedien Reime gebrauchen ſolle. Deſſen Urſachẽ.
Voſſii Urtheil von des Arioſti ungereimtẽ Comœ-
dien. de Meſſiriac
hat Ovidii Epiſtolas in Fran-
tzoͤſiſche ungereimte Verſe verſetzet. Sorbiers
Urthel. John Milton hat ein Poemata The Pa-
radis loſt
ohn Reime geſchrieben. Ein Exempel
in dem Niederlaͤndiſchen/ auß dem Abrahamo Mylio.

DIe Reimen machen einen groſſen
Theil der Teutſchen Poeſie, und
iſt deren Betrachtung an dieſem
Ohrte etwas gruͤndlicher anzuſtellen;
dann bey andern werden nur bloß die
Lehrſaͤtze von den Reimen gefunden/ mit
welchen wir uns nicht auffhalten wollen.
Es haben die Außlānder dieſe Frage auff
die Bahn gebracht/ ob es nicht beſſer

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[562/0574] Das VII. Cap. Von der Reime Voſſius, Rolandus Mareſius. Sie ſind aͤlter als die verſus Leonini. Des Sluſii und Sorbiers wiederwertige Meinungen hierin. Die Reimende poeſis erregt durch den Gleichlaut keinen Eckel oder Einſchlaͤffrung. Sorbier ſagt diß vielmehr von der Griechiſchen und Lateiniſchen. Italiaͤner und Spanier belieben die ungereimte Verſe. Nicht a- ber die Frantzoſen. Deſſen Uhrſach wird vom Sorbier angefuͤhret. Es wird gezweiffelt/ ob man in Comoedien Reime gebrauchen ſolle. Deſſen Urſachẽ. Voſſii Urtheil von des Arioſti ungereimtẽ Comœ- dien. de Meſſiriac hat Ovidii Epiſtolas in Fran- tzoͤſiſche ungereimte Verſe verſetzet. Sorbiers Urthel. John Milton hat ein Poemata The Pa- radis loſt ohn Reime geſchrieben. Ein Exempel in dem Niederlaͤndiſchen/ auß dem Abrahamo Mylio. DIe Reimen machen einen groſſen Theil der Teutſchen Poeſie, und iſt deren Betrachtung an dieſem Ohrte etwas gruͤndlicher anzuſtellen; dann bey andern werden nur bloß die Lehrſaͤtze von den Reimen gefunden/ mit welchen wir uns nicht auffhalten wollen. Es haben die Außlānder dieſe Frage auff die Bahn gebracht/ ob es nicht beſſer ſey

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/574>, abgerufen am 25.11.2024.