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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Teutschen Sprache.
Dactylum machen/ und in singulari eine
zweysylbige Composition haben/ als
Wirthshäuser/ Zehrgelder. Es
hat auch fast eine gleiche Bewandniß mit
den Wörtern/ die in singulari zweysylbig
in plurali dreysylbig sein/ als: Kleidung/
Kleidunge/ Irrthum/ Irrthümer/

und dergleichen. Besser ist solche
gantz und gar zu vermeiden. Ferner
muß auch noch etwas von den Einsyl-
bigen Wörtern erinnert werden. Diese
weil sie sehr häuffig in der Teutschen
Sprache sein/ und dannenhero bißwei-
len gantze Verse davon bestehen/ so hat
man die Regul gemacht; daß die Mono-
syllaba
lang und kurtz sein/ welche Herr
Prasch nicht will gelten lassen. Dann
nach seiner Meinung sein etliche von
Natur lang/ etliche kurtz/ etliche frey/
etliche zufanlliger weise lang oder kurtz/
nachdem fie stehen/ oder mit andern ver-
einiget werden. Er führet dennoch viel
Monosyllaba an/ die nach der Verände-
rung des Verstandes bald lang bald kurtz

sein.
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der Teutſchen Sprache.
Dactylum machen/ und in ſingulari eine
zweyſylbige Compoſition haben/ als
Wirthshaͤuſer/ Zehrgelder. Es
hat auch faſt eine gleiche Bewandniß mit
den Woͤrtern/ die in ſingulari zweyſylbig
in plurali dreyſylbig ſein/ als: Kleidung/
Kleidunge/ Irrthum/ Irrthuͤmer/

und dergleichen. Beſſer iſt ſolche
gantz und gar zu vermeiden. Ferner
muß auch noch etwas von den Einſyl-
bigen Woͤrtern erinnert werden. Dieſe
weil ſie ſehr haͤuffig in der Teutſchen
Sprache ſein/ und dannenhero bißwei-
len gantze Verſe davon beſtehen/ ſo hat
man die Regul gemacht; daß die Mono-
ſyllaba
lang und kurtz ſein/ welche Herr
Praſch nicht will gelten laſſen. Dann
nach ſeiner Meinung ſein etliche von
Natur lang/ etliche kurtz/ etliche frey/
etliche zufālliger weiſe lang oder kurtz/
nachdem fie ſtehen/ oder mit andern ver-
einiget werden. Er fuͤhret dennoch viel
Monoſyllaba an/ die nach der Veraͤnde-
rung des Verſtandes bald lang bald kurtz

ſein.
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[545/0557] der Teutſchen Sprache. Dactylum machen/ und in ſingulari eine zweyſylbige Compoſition haben/ als Wirthshaͤuſer/ Zehrgelder. Es hat auch faſt eine gleiche Bewandniß mit den Woͤrtern/ die in ſingulari zweyſylbig in plurali dreyſylbig ſein/ als: Kleidung/ Kleidunge/ Irrthum/ Irrthuͤmer/ und dergleichen. Beſſer iſt ſolche gantz und gar zu vermeiden. Ferner muß auch noch etwas von den Einſyl- bigen Woͤrtern erinnert werden. Dieſe weil ſie ſehr haͤuffig in der Teutſchen Sprache ſein/ und dannenhero bißwei- len gantze Verſe davon beſtehen/ ſo hat man die Regul gemacht; daß die Mono- ſyllaba lang und kurtz ſein/ welche Herr Praſch nicht will gelten laſſen. Dann nach ſeiner Meinung ſein etliche von Natur lang/ etliche kurtz/ etliche frey/ etliche zufālliger weiſe lang oder kurtz/ nachdem fie ſtehen/ oder mit andern ver- einiget werden. Er fuͤhret dennoch viel Monoſyllaba an/ die nach der Veraͤnde- rung des Verſtandes bald lang bald kurtz ſein. m m

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/557>, abgerufen am 22.11.2024.