Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Cap. Von der Prosodia
tivis und andern Wörtern auffhebet/ wel-
che er für unnöthig hanlt. Daher dann
solche Sylben ihm lang oder kurtz gesetzt
werden/ nachdem die Natur des vocalis
es erfodert. Er hat die 10. Ode des 2.
Buchs aus dem Horatio in ein gleiches
Sapphisches Niederlandisches versetzet/
dessen Anfang also lautet:

Leeft vvel, en dringd, als schip-er hooge baren
Niet te seer, niet al te bedeest in onvveer
Siinde, feild ontrent rif-en, of gevaer van
Sandige banken. &c.

Er hat allhie aus dem Wort Schipper
das eine p aus dem Wort riffen, das ei-
ne f weggeworffen. Er hat noch ande-
re als Phaleucos, Jambos im Niederlann-
disch gesetzet/ aber die Reimen am Ende
behalten. So klingen diese Jambi nicht so
gar ungereimt

Het kleine hert, dan't groote veel is moediger,
De lichte voet, dan svvaere veel is spoediger &c.

Das Vater Unser hat er in Niederlän-
dische/ aber auch am Ende reimende He-
oxametrs
versetzet:

On-

Das V. Cap. Von der Proſodia
tivis und andern Woͤrtern auffhebet/ wel-
che er fuͤr unnoͤthig hālt. Daher dann
ſolche Sylben ihm lang oder kurtz geſetzt
werden/ nachdem die Natur des vocalis
es erfodert. Er hat die 10. Ode des 2.
Buchs aus dem Horatio in ein gleiches
Sapphiſches Niederlåndiſches verſetzet/
deſſen Anfang alſo lautet:

Leeft vvel, en dringd, als ſchip-er hooge baren
Niet te ſeer, niet al te bedeeſt in onvveer
Siinde, feild ontrent rif-en, of gevaer van
Sandige banken. &c.

Er hat allhie aus dem Wort Schipper
das eine p aus dem Wort riffen, das ei-
ne f weggeworffen. Er hat noch ande-
re als Phaleucos, Jambos im Niederlān-
diſch geſetzet/ aber die Reimen am Ende
behalten. So klingen dieſe Jambi nicht ſo
gar ungereimt

Het kleine hert, dan’t groote veel is moediger,
De lichte voet, dan ſvvaere veel is ſpoediger &c.

Das Vater Unſer hat er in Niederlaͤn-
diſche/ aber auch am Ende reimende He-
oxametrs
verſetzet:

On-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0544" n="532"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Cap. Von der <hi rendition="#aq">Pro&#x017F;odia</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">tivis</hi> und andern Wo&#x0364;rtern auffhebet/ wel-<lb/>
che er fu&#x0364;r unno&#x0364;thig ha&#x0304;lt. Daher dann<lb/>
&#x017F;olche Sylben ihm lang oder kurtz ge&#x017F;etzt<lb/>
werden/ nachdem die Natur des <hi rendition="#aq">vocalis</hi><lb/>
es erfodert. Er hat die 10. Ode des 2.<lb/>
Buchs aus dem <hi rendition="#aq">Horatio</hi> in ein gleiches<lb/>
Sapphi&#x017F;ches Niederlåndi&#x017F;ches ver&#x017F;etzet/<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Anfang al&#x017F;o lautet:</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#aq">Leeft vvel, en dringd, als &#x017F;chip-er hooge baren</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Niet te &#x017F;eer, niet al te bedee&#x017F;t in onvveer</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Siinde, feild ontrent rif-en, of gevaer van</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#et">Sandige banken. &amp;c.</hi> </hi> </l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p>Er hat allhie aus dem Wort <hi rendition="#aq">Schipper</hi><lb/>
das eine <hi rendition="#aq">p</hi> aus dem Wort <hi rendition="#aq">riffen,</hi> das ei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">f</hi> weggeworffen. Er hat noch ande-<lb/>
re als <hi rendition="#aq">Phaleucos, Jambos</hi> im Niederla&#x0304;n-<lb/>
di&#x017F;ch ge&#x017F;etzet/ aber die Reimen am Ende<lb/>
behalten. So klingen die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Jambi</hi> nicht &#x017F;o<lb/>
gar ungereimt</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#aq">Het kleine hert, dan&#x2019;t groote veel is moediger,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">De lichte voet, dan &#x017F;vvaere veel is &#x017F;poediger &amp;c.</hi> </l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p>Das Vater Un&#x017F;er hat er in Niederla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;che/ aber auch am Ende reimende <hi rendition="#aq">He-<lb/>
oxametrs</hi> ver&#x017F;etzet:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">On-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[532/0544] Das V. Cap. Von der Proſodia tivis und andern Woͤrtern auffhebet/ wel- che er fuͤr unnoͤthig hālt. Daher dann ſolche Sylben ihm lang oder kurtz geſetzt werden/ nachdem die Natur des vocalis es erfodert. Er hat die 10. Ode des 2. Buchs aus dem Horatio in ein gleiches Sapphiſches Niederlåndiſches verſetzet/ deſſen Anfang alſo lautet: Leeft vvel, en dringd, als ſchip-er hooge baren Niet te ſeer, niet al te bedeeſt in onvveer Siinde, feild ontrent rif-en, of gevaer van Sandige banken. &c. Er hat allhie aus dem Wort Schipper das eine p aus dem Wort riffen, das ei- ne f weggeworffen. Er hat noch ande- re als Phaleucos, Jambos im Niederlān- diſch geſetzet/ aber die Reimen am Ende behalten. So klingen dieſe Jambi nicht ſo gar ungereimt Het kleine hert, dan’t groote veel is moediger, De lichte voet, dan ſvvaere veel is ſpoediger &c. Das Vater Unſer hat er in Niederlaͤn- diſche/ aber auch am Ende reimende He- oxametrs verſetzet: On-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/544
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/544>, abgerufen am 25.11.2024.