Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Teutschen Sprache. tegmine, Tityre, fagi. Tibullus schrei-het gar zierlich. Me retinent vinctum for- mosae vincla puellae, & sedeo duras ianitor ante fores. Kehrt man die Wörter um auf diese art. Formosae retinent vinctum me vincla puellae, duras & sedeo ianitorante fo- res, klingt es übel. Propertius saget: Cynthia prima suis miserum me cepit ocellis, lautet viel besser/ als wann man also schriebe. Prima suis miserum me Cynthia coepit o- cellis. Würde mann den so lieblichen Verß des Virgilii: Molli paulatim flavescet campus arista, anders umsetzen/ wie es dann wol dreymahl geschehen kan/ man wunrde ihn so fort verderben/ theils daß der positus verborum sich nicht so woll schicket/ theils daß die consecutio pedum, nicht die erste Lieblichkeit hat. Is. Vossius hat in seinem Buch de Poematum Cantu p. 42. angemerckt/ daß in prosa an dem positu verborum gleichfals sehr viel gelegen. Quis non perinde esse putet, sagt er/ si quis dicat: vir est optimus, aut vir optimus est? Auribus tamen minime satisfacere cre- de- kk 5
der Teutſchen Sprache. tegmine, Tityre, fagi. Tibullus ſchrei-het gar zierlich. Me retinent vinctum for- moſæ vincla puellæ, & ſedeo duras ianitor ante fores. Kehrt man die Woͤrter um auf dieſe art. Formoſæ retinent vinctum me vincla puellæ, duras & ſedeo ianitorante fo- rës, klingt es uͤbel. Propertius ſaget: Cynthia prima ſuis miſerum me cepit ocellis, lautet viel beſſer/ als wann man alſo ſchriebe. Prima ſuis miſerum me Cynthia cœpit o- cellis. Wuͤrde mann den ſo lieblichen Verß des Virgilii: Molli paulatim flaveſcet campus ariſta, anders umſetzen/ wie es dann wol dreymahl geſchehen kan/ man wūrde ihn ſo fort veꝛderben/ theils daß der poſitus verborum ſich nicht ſo woll ſchicket/ theils daß die conſecutio pedum, nicht die erſte Lieblichkeit hat. Iſ. Voſſius hat in ſeinem Buch de Poëmatum Cantu p. 42. angemerckt/ daß in proſa an dem poſitu verborum gleichfals ſehr viel gelegen. Quis non perinde eſſe putet, ſagt er/ ſi quis dicat: vir eſt optimus, aut vir optimus eſt? Auribus tamen minimè ſatisfacere cre- de- kk 5
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der Teutſchen Sprache.
tegmine, Tityre, fagi. Tibullus ſchrei-
het gar zierlich. Me retinent vinctum for-
moſæ vincla puellæ, & ſedeo duras ianitor
ante fores. Kehrt man die Woͤrter um
auf dieſe art. Formoſæ retinent vinctum me
vincla puellæ, duras & ſedeo ianitorante fo-
rës, klingt es uͤbel. Propertius ſaget: Cynthia
prima ſuis miſerum me cepit ocellis, lautet
viel beſſer/ als wann man alſo ſchriebe.
Prima ſuis miſerum me Cynthia cœpit o-
cellis. Wuͤrde mann den ſo lieblichen
Verß des Virgilii: Molli paulatim flaveſcet
campus ariſta, anders umſetzen/ wie es
dann wol dreymahl geſchehen kan/ man
wūrde ihn ſo fort veꝛderben/ theils daß der
poſitus verborum ſich nicht ſo woll ſchicket/
theils daß die conſecutio pedum, nicht die
erſte Lieblichkeit hat. Iſ. Voſſius hat in
ſeinem Buch de Poëmatum Cantu p. 42.
angemerckt/ daß in proſa an dem poſitu
verborum gleichfals ſehr viel gelegen.
Quis non perinde eſſe putet, ſagt er/ ſi
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