Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das II. Cap. Von der Orthographia sein. Dann ihre Idiotismi lauffen allezeitmit unter. Meines erachtens soll ein Niedkrsachse die beste art im schreiben an sich nehmen/ wann er in den Hoch- teutschen Idiotismis etwas geübet ist. Daß man aber alle Dialectos unter einander vermischen könne/ ist eine viel zu grosse Freyheit/ welche Ronsard seinen Frantzo- sen gibt/ jedoch daß die Hoffsprache den Fürzug vor ihnen habe. Dann er spricht in seinem discurs von der Frantzösischen Poeterey: Je te conseille d' user indiffe- remment de tous dialectes, entre lesquels le courtisant est tousiours le plus beau, a cause de la majeste du Prince; mais il ne peut estre parfait sans l' aide des autres. Car chacun jardin a sa particuliere fleur & toutes nations ont affaire les unes des au- tres. Ich wundre mich/ daß der gelehrte Mambrunus in seinem Buch de Carmine Epico part. 2. quaest. 10. num. 12. dieser Mei- nung Beyfall gibt/ und seine Landsleu- te die heutigen Frantzosen straffet/ daß sie all zu strenge hierin seyn. Er wirfft ihnen der
Das II. Cap. Von der Orthographia ſein. Dann ihre Idiotiſmi lauffen allezeitmit unter. Meines erachtens ſoll ein Niedkrſachſe die beſte art im ſchreiben an ſich nehmen/ wann er in den Hoch- teutſchen Idiotiſmis etwas geuͤbet iſt. Daß man aber alle Dialectos unter einander vermiſchen koͤnne/ iſt eine viel zu groſſe Freyheit/ welche Ronſard ſeinen Frantzo- ſen gibt/ jedoch daß die Hoffſprache den Fuͤrzug vor ihnen habe. Dann er ſpricht in ſeinem diſcurs von der Frantzoͤſiſchen Poeterey: Je te conſeille d’ uſer indiffe- remment de tous dialectes, entre lesquels le courtiſant eſt touſiours le plus beau, a cauſe de la majeſtè du Prince; mais il ne peut eſtre parfait ſans l’ aide des autres. Car chacun jardin a ſa particuliere fleur & toutes nations ont affaire les unes des au- tres. Ich wundre mich/ daß der gelehrte Mambrunus in ſeinem Buch de Carmine Epico part. 2. quæſt. 10. num. 12. dieſer Mei- nung Beyfall gibt/ und ſeine Landsleu- te die heutigen Frantzoſen ſtraffet/ daß ſie all zu ſtrenge hierin ſeyn. Er wirfft ihnen der
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Das II. Cap. Von der Orthographia
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mit unter. Meines erachtens ſoll ein
Niedkrſachſe die beſte art im ſchreiben
an ſich nehmen/ wann er in den Hoch-
teutſchen Idiotiſmis etwas geuͤbet iſt. Daß
man aber alle Dialectos unter einander
vermiſchen koͤnne/ iſt eine viel zu groſſe
Freyheit/ welche Ronſard ſeinen Frantzo-
ſen gibt/ jedoch daß die Hoffſprache den
Fuͤrzug vor ihnen habe. Dann er ſpricht
in ſeinem diſcurs von der Frantzoͤſiſchen
Poeterey: Je te conſeille d’ uſer indiffe-
remment de tous dialectes, entre lesquels
le courtiſant eſt touſiours le plus beau, a
cauſe de la majeſtè du Prince; mais il ne
peut eſtre parfait ſans l’ aide des autres.
Car chacun jardin a ſa particuliere fleur &
toutes nations ont affaire les unes des au-
tres. Ich wundre mich/ daß der gelehrte
Mambrunus in ſeinem Buch de Carmine
Epico part. 2. quæſt. 10. num. 12. dieſer Mei-
nung Beyfall gibt/ und ſeine Landsleu-
te die heutigen Frantzoſen ſtraffet/ daß ſie
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