Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das II. Cap. Von der Orthographia kan. Dann es ist der Warheit gemäß/was der berühmte Herr Micraelius, mein vormahliger Lehrmeister/ in seiner Pom- merschen Chronica/ in der Vorrede des dritten Buchs schreibet: Die alten Svevi" haben auch die rechte Sanchsche Wurtzel" ihrer alten Niederteutschen Sprache mit" in Helvetiam gebracht/ und daselbst den" Swyzern oder Sweyzern/ das ist Sve-" vitzern ihren Nahmen und ein groß theil" ihres Idiomatis mitgetheilet. Dagegen" hat die sibilirende und mit vielen harten" diphthongis erfüllete Hochteutsche Spra-" che der Francken auch sich hin und her" außgebreitet/ und die Svevi oder Suobeni" (Schwaben) die sich in Schwaben setz-" ten haben sie gar gelernet. Die Ober-" sächsche auch in Meissen und Thüringen" haben sie sich belieben lassen. Wir an-" dern Sachsenleute haben nun auch an" unsere Muttersprache einen solchen Eckel" gehabt/ das unsre Kinder nicht ein Va-" ter unser/ wo nicht in Hochteutscher" Sprache/ beten/ und wir keine Pom-" mer-
Das II. Cap. Von der Orthographia kan. Dann es iſt der Warheit gemaͤß/was der beruͤhmte Herr Micrælius, mein vormahliger Lehrmeiſter/ in ſeiner Pom- merſchen Chronica/ in der Vorrede des dritten Buchs ſchreibet: Die alten Svevi„ haben auch die rechte Sāchſche Wurtzel„ ihrer alten Niederteutſchen Sprache mit„ in Helvetiam gebracht/ und daſelbſt den„ Swyzern oder Sweyzern/ das iſt Sve-„ vitzern ihren Nahmen und ein groß theil„ ihres Idiomatis mitgetheilet. Dagegen„ hat die ſibilirende und mit vielen harten„ diphthongis erfuͤllete Hochteutſche Spra-„ che der Francken auch ſich hin und her„ außgebreitet/ und die Svevi oder Suobeni„ (Schwaben) die ſich in Schwaben ſetz-„ ten haben ſie gar gelernet. Die Ober-„ ſaͤchſche auch in Meiſſen und Thuͤringen„ haben ſie ſich belieben laſſen. Wir an-„ dern Sachſenleute haben nun auch an„ unſere Mutterſprache einen ſolchen Eckel„ gehabt/ das unſre Kinder nicht ein Va-„ ter unſer/ wo nicht in Hochteutſcher„ Sprache/ beten/ und wir keine Pom-„ mer-
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Das II. Cap. Von der Orthographia
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was der beruͤhmte Herr Micrælius, mein
vormahliger Lehrmeiſter/ in ſeiner Pom-
merſchen Chronica/ in der Vorrede des
dritten Buchs ſchreibet: Die alten Svevi„
haben auch die rechte Sāchſche Wurtzel„
ihrer alten Niederteutſchen Sprache mit„
in Helvetiam gebracht/ und daſelbſt den„
Swyzern oder Sweyzern/ das iſt Sve-„
vitzern ihren Nahmen und ein groß theil„
ihres Idiomatis mitgetheilet. Dagegen„
hat die ſibilirende und mit vielen harten„
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(Schwaben) die ſich in Schwaben ſetz-„
ten haben ſie gar gelernet. Die Ober-„
ſaͤchſche auch in Meiſſen und Thuͤringen„
haben ſie ſich belieben laſſen. Wir an-„
dern Sachſenleute haben nun auch an„
unſere Mutterſprache einen ſolchen Eckel„
gehabt/ das unſre Kinder nicht ein Va-„
ter unſer/ wo nicht in Hochteutſcher„
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/494>, abgerufen am 16.02.2025. |