Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Teutschen Sprache. zum Substantivo geworden/ wie solchesVorstius in seinem Specimine observatio- num in linguam Vernaculam cap. 2. weit- läufftig außführet: Es ist aber allezeit Mennisch, nicht Mannisch geschrieben worden/ da das Hauptwort in singulari Mann/ in Plurali Menn gehabt/ und gantz irrig ist daß die Derivata eben die Buchstaben behalten müssen/ die in pri- mitivo sein. Ist auch unmüglich wegen der nothwendigen Verannderung der Buchstabenn/ wie solches aus der Grie- chischen und Lateinischen Sprache satt- sam erhellet/ (deren vielfältige Exempel bey dem Vossio in seinem Buch de permu- tatione literarum, ja auch in der formati- one temporum und casuum bey allen Völckern zu sehen) und nicht anders mit der Teutschen Sprache kan gehalten wer- den. Es haben diese neue Critici auch diese Haupt-Regul: daß man so schreiben solle wie man rede. Ist wiederum ein unrichtiger Schluß: dann da sind fürs erste unterschiedliche Dialecti und Mund- arten g g 3
der Teutſchen Sprache. zum Subſtantivo geworden/ wie ſolchesVorſtius in ſeinem Specimine obſervatio- num in linguam Vernaculam cap. 2. weit- laͤufftig außfuͤhret: Es iſt aber allezeit Menniſch, nicht Manniſch geſchrieben worden/ da das Hauptwort in ſingulari Mann/ in Plurali Menn gehabt/ und gantz irrig iſt daß die Derivata eben die Buchſtaben behalten muͤſſen/ die in pri- mitivo ſein. Iſt auch unmuͤglich wegen der nothwendigen Verānderung der Buchſtabēn/ wie ſolches aus der Grie- chiſchen und Lateiniſchen Sprache ſatt- ſam erhellet/ (deren vielfaͤltige Exempel bey dem Voſſio in ſeinem Buch de permu- tatione literarum, ja auch in der formati- one temporum und caſuum bey allen Voͤlckern zu ſehen) und nicht anders mit der Teutſchen Sprache kan gehalten wer- den. Es haben dieſe neue Critici auch dieſe Haupt-Regul: daß man ſo ſchreiben ſolle wie man rede. Iſt wiederum ein unrichtiger Schluß: dann da ſind fuͤrs erſte unterſchiedliche Dialecti und Mund- arten g g 3
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Vorſtius in ſeinem Specimine obſervatio-
num in linguam Vernaculam cap. 2. weit-
laͤufftig außfuͤhret: Es iſt aber allezeit
Menniſch, nicht Manniſch geſchrieben
worden/ da das Hauptwort in ſingulari
Mann/ in Plurali Menn gehabt/ und
gantz irrig iſt daß die Derivata eben die
Buchſtaben behalten muͤſſen/ die in pri-
mitivo ſein. Iſt auch unmuͤglich wegen
der nothwendigen Verānderung der
Buchſtabēn/ wie ſolches aus der Grie-
chiſchen und Lateiniſchen Sprache ſatt-
ſam erhellet/ (deren vielfaͤltige Exempel
bey dem Voſſio in ſeinem Buch de permu-
tatione literarum, ja auch in der formati-
one temporum und caſuum bey allen
Voͤlckern zu ſehen) und nicht anders mit
der Teutſchen Sprache kan gehalten wer-
den. Es haben dieſe neue Critici auch
dieſe Haupt-Regul: daß man ſo ſchreiben
ſolle wie man rede. Iſt wiederum ein
unrichtiger Schluß: dann da ſind fuͤrs
erſte unterſchiedliche Dialecti und Mund-
arten
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/481>, abgerufen am 30.07.2024. |