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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Teutschen Sprache.
sehen kan/ der insonderheit dieser Vocalium
sich gebrouchet/ wann er die Worte klin-
gend und ansehnlich in einer wichtigen
Sache machen will. Was wolte er dann
von der Spanischen und Italiänischen
Sprache sagen/ da diese Vocales gar häuf-
fig sich finden? Sind also nur nichtige
klügeleten/ damit man der Teutschen Spra-
che Würde und Ansehen zu schmählern ge-
dencket. Es kan auch einer oder andern
Nation harte und raue Außrede/ der
gantzen Sprache nicht beygemessen
werden. Die Bayern und Oesterreicher
können aus einem Vocali bißweilen 3. oder
4. machen/ wie Scioppius in seinen Con-
sultationibus p.
29 von ihnen anführet/
in dem sie Aaa an statt auch/ Waarle
vor Warlich/
Gooold/ Taaeler vor
Gold/ teller sagen. Talis, sagt er/
facile Galus & altis suspicionem movet, ut
eum vervecum in patria crasso sub aere na-
tum
putent. In qua suspicione saltem de
plebeiis hominibus non multum eos falli
vel opificum, quiea dialecto magis utuntur.

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der Teutſchen Sprache.
ſehen kan/ der inſonderheit dieſer Vocalium
ſich gebrouchet/ wann er die Worte klin-
gend und anſehnlich in einer wichtigen
Sache machen will. Was wolte er dann
von der Spaniſchen und Italiaͤniſchen
Sprache ſagen/ da dieſe Vocales gar haͤuf-
fig ſich finden? Sind alſo nur nichtige
kluͤgeletẽ/ damit man der Teutſchen Spꝛa-
che Wuͤrde und Anſehen zu ſchmaͤhlern ge-
dencket. Es kan auch einer oder andern
Nation harte und raue Außrede/ der
gantzen Sprache nicht beygemeſſen
werden. Die Bayern und Oeſterreicher
koͤnnen aus einem Vocali bißweilen 3. oder
4. machen/ wie Scioppius in ſeinen Con-
ſultationibus p.
29 von ihnen anfuͤhret/
in dem ſie Aaa an ſtatt auch/ Waarle
vor Warlich/
Gooold/ Taaeler vor
Gold/ teller ſagen. Talis, ſagt er/
facile Galus & altis ſuſpicionem movet, ut
eum vervecum in patriâ craſſoꝙ ſub aëre na-
tum
putent. In quâ ſuſpicione ſaltem de
plebeiis hominibus non multum eos falli
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[451/0463] der Teutſchen Sprache. ſehen kan/ der inſonderheit dieſer Vocalium ſich gebrouchet/ wann er die Worte klin- gend und anſehnlich in einer wichtigen Sache machen will. Was wolte er dann von der Spaniſchen und Italiaͤniſchen Sprache ſagen/ da dieſe Vocales gar haͤuf- fig ſich finden? Sind alſo nur nichtige kluͤgeletẽ/ damit man der Teutſchen Spꝛa- che Wuͤrde und Anſehen zu ſchmaͤhlern ge- dencket. Es kan auch einer oder andern Nation harte und raue Außrede/ der gantzen Sprache nicht beygemeſſen werden. Die Bayern und Oeſterreicher koͤnnen aus einem Vocali bißweilen 3. oder 4. machen/ wie Scioppius in ſeinen Con- ſultationibus p. 29 von ihnen anfuͤhret/ in dem ſie Aaa an ſtatt auch/ Waarle vor Warlich/ Gooold/ Taaeler vor Gold/ teller ſagen. Talis, ſagt er/ facile Galus & altis ſuſpicionem movet, ut eum vervecum in patriâ craſſoꝙ ſub aëre na- tum putent. In quâ ſuſpicione ſaltem de plebeiis hominibus non multum eos falli vel opificum, quiea dialecto magis utuntur. exem- f f 2

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/463>, abgerufen am 25.11.2024.