Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das IX. Cap. Von der Teutschen daß in den Ohren der Schlesier undMeißner nicht wol klinget. Sie ge- brauchen gewisse Freybeiten in verse- tzungen und beschneidungen der Wörter/ fügung der Rede/ und in dem numero, daß den etwas unlieblich lautet. Die Bayern/ Tyroler und Oesterreicher ha- ben keine sonderliche art im Poetisiren/ und weiß ich deren keine zu nennen. Dann ihre Sprache und Mundart ist unfreundlich/ deßhalben die Tichterey frembd und unlieblich. Scioppius hat in seinen Consultationibus p. 29. die Grob- heit ihrer Sprache weitläufftig beschrie- ben/ und insonderheit den Wienischen Bi- schoff Melchiorem Cleseliun, der doch inson- derheit der Teutschen Sprache Zierlichkeit sich angelegen sein lassen/ heßlich durch ge- zogen/ und seine Idiotismos Bavaricos ihm vorgehalten. Auß dieser Ursache/ halte ich/ sein des Jacobi Balde eines Bayern Carmina, die er seinen Lateinischen de Vanitate Mundi mit eingemischt/ so un- förmlich und hart/ ob gleich die Sachen gut
Das IX. Cap. Von der Teutſchen daß in den Ohren der Schleſier undMeißner nicht wol klinget. Sie ge- brauchen gewiſſe Freybeiten in verſe- tzungen und beſchneidungen der Woͤrter/ fuͤgung der Rede/ und in dem numero, daß den etwas unlieblich lautet. Die Bayern/ Tyroler und Oeſterreicher ha- ben keine ſonderliche art im Poetiſiren/ und weiß ich deren keine zu nennen. Dann ihre Sprache und Mundart iſt unfreundlich/ deßhalben die Tichterey frembd und unlieblich. Scioppius hat in ſeinen Conſultationibus p. 29. die Grob- heit ihrer Sprache weitlaͤufftig beſchrie- ben/ und inſonderheit den Wieniſchen Bi- ſchoff Melchiorem Cleſeliũ, der doch inſon- derheit der Teutſchen Sprache Zierlichkeit ſich angelegen ſein laſſen/ heßlich durch ge- zogen/ und ſeine Idiotismos Bavaricos ihm vorgehalten. Auß dieſer Urſache/ halte ich/ ſein des Jacobi Balde eines Bayern Carmina, die er ſeinen Lateiniſchen de Vanitate Mundi mit eingemiſcht/ ſo un- foͤrmlich und hart/ ob gleich die Sachen gut
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Das IX. Cap. Von der Teutſchen
daß in den Ohren der Schleſier und
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brauchen gewiſſe Freybeiten in verſe-
tzungen und beſchneidungen der Woͤrter/
fuͤgung der Rede/ und in dem numero,
daß den etwas unlieblich lautet. Die
Bayern/ Tyroler und Oeſterreicher ha-
ben keine ſonderliche art im Poetiſiren/
und weiß ich deren keine zu nennen.
Dann ihre Sprache und Mundart iſt
unfreundlich/ deßhalben die Tichterey
frembd und unlieblich. Scioppius hat in
ſeinen Conſultationibus p. 29. die Grob-
heit ihrer Sprache weitlaͤufftig beſchrie-
ben/ und inſonderheit den Wieniſchen Bi-
ſchoff Melchiorem Cleſeliũ, der doch inſon-
derheit der Teutſchen Sprache Zierlichkeit
ſich angelegen ſein laſſen/ heßlich durch ge-
zogen/ und ſeine Idiotismos Bavaricos ihm
vorgehalten. Auß dieſer Urſache/ halte
ich/ ſein des Jacobi Balde eines Bayern
Carmina, die er ſeinen Lateiniſchen de
Vanitate Mundi mit eingemiſcht/ ſo un-
foͤrmlich und hart/ ob gleich die Sachen
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