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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das IX. Cap. Von der Teutschen
so ungleich und parteiisch fallen. Wir
sein dem Sehl. Herrn Oleario sehr ver-
pflichtet/ der uns die herrlichen Schriff-
ten dieses Mannes erhalten/ und der ge-
lehrten Welt mit getheilet/ wünsche daß
die verlohrne/ so sie noch irgend wo ver-
borgen sein/ wieder zum Vorschein ge-
bracht werden mögen. Es hat unser
wehrtes Holstein billig auch ein Theil
daran/ welches durch die Persische Ge-
sandschafft zu den meisten Getichten an-
laß gegeben. In Lateinischer Sprache
hat er zwar einige Epigrammata geschrie-
ben/ aber sie reichen nicht an die vollkom-
menheit der Teutschen. Nach ihm ist
der Herr Tscherning zu setzen/ dessen
Frühling und Vortrab des Sommers
viel schöner Getichte hat/ welche des Hn.
Opitzen seinen auff alle weise und wege
können gleich geschätzet werden. Es ist
eine sonderliche Rennlichkeit/ und unge-
schminckte Zierlichkeit bey ihm/ weßhal-
ben man ihn billig unter Teutschlands
Hauptpoeten zu setzen hat. Es war ei-

ne

Das IX. Cap. Von der Teutſchen
ſo ungleich und parteiiſch fallen. Wir
ſein dem Sehl. Herrn Oleario ſehr ver-
pflichtet/ der uns die herrlichen Schriff-
ten dieſes Mannes erhalten/ und der ge-
lehrten Welt mit getheilet/ wuͤnſche daß
die verlohrne/ ſo ſie noch irgend wo ver-
borgen ſein/ wieder zum Vorſchein ge-
bracht werden moͤgen. Es hat unſer
wehrtes Holſtein billig auch ein Theil
daran/ welches durch die Perſiſche Ge-
ſandſchafft zu den meiſten Getichten an-
laß gegeben. In Lateiniſcher Sprache
hat er zwar einige Epigrammata geſchrie-
ben/ aber ſie reichen nicht an die vollkom-
menheit der Teutſchen. Nach ihm iſt
der Herr Tſcherning zu ſetzen/ deſſen
Fruͤhling und Vortrab des Sommers
viel ſchoͤner Getichte hat/ welche des Hn.
Opitzen ſeinen auff alle weiſe und wege
koͤnnen gleich geſchaͤtzet werden. Es iſt
eine ſonderliche Rennlichkeit/ und unge-
ſchminckte Zierlichkeit bey ihm/ weßhal-
ben man ihn billig unter Teutſchlands
Hauptpoeten zu ſetzen hat. Es war ei-

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[428/0440] Das IX. Cap. Von der Teutſchen ſo ungleich und parteiiſch fallen. Wir ſein dem Sehl. Herrn Oleario ſehr ver- pflichtet/ der uns die herrlichen Schriff- ten dieſes Mannes erhalten/ und der ge- lehrten Welt mit getheilet/ wuͤnſche daß die verlohrne/ ſo ſie noch irgend wo ver- borgen ſein/ wieder zum Vorſchein ge- bracht werden moͤgen. Es hat unſer wehrtes Holſtein billig auch ein Theil daran/ welches durch die Perſiſche Ge- ſandſchafft zu den meiſten Getichten an- laß gegeben. In Lateiniſcher Sprache hat er zwar einige Epigrammata geſchrie- ben/ aber ſie reichen nicht an die vollkom- menheit der Teutſchen. Nach ihm iſt der Herr Tſcherning zu ſetzen/ deſſen Fruͤhling und Vortrab des Sommers viel ſchoͤner Getichte hat/ welche des Hn. Opitzen ſeinen auff alle weiſe und wege koͤnnen gleich geſchaͤtzet werden. Es iſt eine ſonderliche Rennlichkeit/ und unge- ſchminckte Zierlichkeit bey ihm/ weßhal- ben man ihn billig unter Teutſchlands Hauptpoeten zu ſetzen hat. Es war ei- ne

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/440>, abgerufen am 24.11.2024.