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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey.
Wird dieser Tag dann nun sich enden
So geh ich in mein Hauß hinein:
So will ich zwischen meinen Wänden/
Drey Nächte durch voll Freuden sein.
Ich habe mich mit Lust und Glücke
Hieher durch Berg und Thal gebracht/
Nun komm ich frölicher zurücke.
All Unlust habe gute Nacht.
Der Tag ist frölich angefangen/
Mit denen die noch übrig sein/
Bald komt er wieder hergegangen
In voller Lust und Freudenschein.
Ich ehre dich allzeit in dessen
Von dir erwartend Beut und Danck/
Daß ich nicht möge dich vergessen
Und meinen guten Bärensang.

Die Lappländer haben auch bey ihnen
der gleichen Bärengesänge/ davon Schef-
ferus
in seiner Lapponia cap. 19. handelt.
Sie haben sonderliche Ceremonien. Wenn
sie einen Bären erschossen/ so heben sie
ihren Gesang als ein Triumph-Lied an.
Der Vorsänger unter ihnen ist ihr Füh-
rer/ der einen Stab mit einen Meßin-
gen Ringe in der Hand führet. In
dem ersten Lied dancken sie dem Bären/
daß er ihnen keinen Schaden an Leib und

Ge-
Poeterey.
Wird dieſer Tag dann nun ſich enden
So geh ich in mein Hauß hinein:
So will ich zwiſchen meinen Waͤnden/
Drey Naͤchte durch voll Freuden ſein.
Ich habe mich mit Luſt und Gluͤcke
Hieher durch Berg und Thal gebracht/
Nun komm ich froͤlicher zuruͤcke.
All Unluſt habe gute Nacht.
Der Tag iſt froͤlich angefangen/
Mit denen die noch uͤbrig ſein/
Bald komt er wieder hergegangen
In voller Luſt und Freudenſchein.
Ich ehre dich allzeit in deſſen
Von dir erwartend Beut und Danck/
Daß ich nicht moͤge dich vergeſſen
Und meinen guten Baͤrenſang.

Die Lapplaͤnder haben auch bey ihnen
der gleichen Baͤrengeſaͤnge/ davon Schef-
ferus
in ſeiner Lapponiâ cap. 19. handelt.
Sie haben ſonderliche Ceremonien. Weñ
ſie einen Baͤren erſchoſſen/ ſo heben ſie
ihren Geſang als ein Triumph-Lied an.
Der Vorſaͤnger unter ihnen iſt ihr Fuͤh-
rer/ der einen Stab mit einen Meßin-
gen Ringe in der Hand fuͤhret. In
dem erſten Lied dancken ſie dem Baͤren/
daß er ihnen keinen Schaden an Leib und

Ge-
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[413/0425] Poeterey. Wird dieſer Tag dann nun ſich enden So geh ich in mein Hauß hinein: So will ich zwiſchen meinen Waͤnden/ Drey Naͤchte durch voll Freuden ſein. Ich habe mich mit Luſt und Gluͤcke Hieher durch Berg und Thal gebracht/ Nun komm ich froͤlicher zuruͤcke. All Unluſt habe gute Nacht. Der Tag iſt froͤlich angefangen/ Mit denen die noch uͤbrig ſein/ Bald komt er wieder hergegangen In voller Luſt und Freudenſchein. Ich ehre dich allzeit in deſſen Von dir erwartend Beut und Danck/ Daß ich nicht moͤge dich vergeſſen Und meinen guten Baͤrenſang. Die Lapplaͤnder haben auch bey ihnen der gleichen Baͤrengeſaͤnge/ davon Schef- ferus in ſeiner Lapponiâ cap. 19. handelt. Sie haben ſonderliche Ceremonien. Weñ ſie einen Baͤren erſchoſſen/ ſo heben ſie ihren Geſang als ein Triumph-Lied an. Der Vorſaͤnger unter ihnen iſt ihr Fuͤh- rer/ der einen Stab mit einen Meßin- gen Ringe in der Hand fuͤhret. In dem erſten Lied dancken ſie dem Baͤren/ daß er ihnen keinen Schaden an Leib und Ge-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/425>, abgerufen am 24.11.2024.