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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das VII. Cap. Von der Teutschen

Shopperus machet in seiner Teutschlands
Beschreibung so viel Wercks von ihm
daß er ihn den Teutschen Virgilium nen-
net/ welchen titul er zu seiner Zeit nicht
unbillig führen konte: dann es ging seine
Poeterey auch ultra crepidam, und unter
den Blinden kan auch ein Einäugiger
König sein/ im Finstern anch ein faules
Holtz gläntzen. Er ist einer von den
Meister sängern gewesen/ wie er selbst in
seinem Lebenslanff schreibet/ worinnen
ich das Wort Bar in dem Verstande ge-
braucht finde/ daß es der Meister sannger
Lieder bedeutet/ worauß dann zu schlies-
sen/ daß diß Wort muß von alten Zeiten
davor gebraucht sein/ und daß bey dem
Tacito verhandene Wort Barritus da-
von den Uhrsprung haben: Dann so
spricht er:

Ich hatt von Lienhard Nunnenbecken
Erstlich der Kunst einen Anfang/
Wo ich im Land hört Meistergsang
Da lernet ich in schneller Eil
Der BAR unnd Thön ein grossen Theil
Und als ich meines Alters war
Fast
Das VII. Cap. Von der Teutſchen

Shopperus machet in ſeiner Teutſchlands
Beſchreibung ſo viel Wercks von ihm
daß er ihn den Teutſchen Virgilium nen-
net/ welchen titul er zu ſeiner Zeit nicht
unbillig fuͤhren konte: dann es ging ſeine
Poeterey auch ultra crepidam, und unter
den Blinden kan auch ein Einaͤugiger
Koͤnig ſein/ im Finſtern anch ein faules
Holtz glaͤntzen. Er iſt einer von den
Meiſter ſaͤngern geweſen/ wie er ſelbſt in
ſeinem Lebenslanff ſchreibet/ worinnen
ich das Wort Bar in dem Verſtande ge-
braucht finde/ daß es der Meiſter ſānger
Lieder bedeutet/ worauß dann zu ſchlieſ-
ſen/ daß diß Wort muß von alten Zeiten
davor gebraucht ſein/ und daß bey dem
Tacito verhandene Wort Barritus da-
von den Uhrſprung haben: Dann ſo
ſpricht er:

Ich hatt von Lienhard Nunnenbecken
Erſtlich der Kunſt einen Anfang/
Wo ich im Land hoͤrt Meiſtergſang
Da lernet ich in ſchneller Eil
Der BAR unnd Thoͤn ein groſſen Theil
Und als ich meines Alters war
Faſt
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[376/0388] Das VII. Cap. Von der Teutſchen Shopperus machet in ſeiner Teutſchlands Beſchreibung ſo viel Wercks von ihm daß er ihn den Teutſchen Virgilium nen- net/ welchen titul er zu ſeiner Zeit nicht unbillig fuͤhren konte: dann es ging ſeine Poeterey auch ultra crepidam, und unter den Blinden kan auch ein Einaͤugiger Koͤnig ſein/ im Finſtern anch ein faules Holtz glaͤntzen. Er iſt einer von den Meiſter ſaͤngern geweſen/ wie er ſelbſt in ſeinem Lebenslanff ſchreibet/ worinnen ich das Wort Bar in dem Verſtande ge- braucht finde/ daß es der Meiſter ſānger Lieder bedeutet/ worauß dann zu ſchlieſ- ſen/ daß diß Wort muß von alten Zeiten davor gebraucht ſein/ und daß bey dem Tacito verhandene Wort Barritus da- von den Uhrſprung haben: Dann ſo ſpricht er: Ich hatt von Lienhard Nunnenbecken Erſtlich der Kunſt einen Anfang/ Wo ich im Land hoͤrt Meiſtergſang Da lernet ich in ſchneller Eil Der BAR unnd Thoͤn ein groſſen Theil Und als ich meines Alters war Faſt

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/388>, abgerufen am 22.11.2024.