Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Poeterey andern Zeit.
[Spaltenumbruch]
Mit dem ich leider nit wol dar
Mich gnug bereden nach meinem
Muthe/
Die leut habens vielleicht in hüte
[Spaltenumbruch]
Mit dem ich leider nicht getar
Mich erkosen nach meinen muthe/
Vor der leiden mercker hute.

Aus diesem Exempel ist zu ersehen/ wie
man mit den alten Versen gehandelt/
nach belieben außgelassen/ und hinein ge-
setzt was man gewolt/ und ist es mit den
ältern auch also ergangen. Wer dieser
Autor gewesen und wann er geschrieben/
kan man auß dem Beschluß des Buches
abnehmen: denn er spricht:

Der diß Büch gedichtet hat
Der pflag der schulen zü Thürstat/
Viertzig Jahr vor Babenberg/
Und hieß Hügo von Trymberg.
Es wardt follenbracht das ist war/
Da tausend und dreyhundert jar
Rach Christus geburt vergangen waren.

Ferner setzet er die Uhrsach/ warum diß
Buch der Renner genannt werde/ denn
er vor diesen eines geschrieben welches
er denn Samler genennet/ worauß er
viel genommen und in dieses versetzt:

Ich hatte vor vier und dreissig jaren/
Meinen gesellen/ die da bey mir waren
Gemacht ein kleynes Büchelein/
Daß sie da bey gedächten mein.
Das
z 2
Poeterey andern Zeit.
[Spaltenumbruch]
Mit dem ich leider nit wol dar
Mich gnug bereden nach meinem
Muthe/
Die leut habens vielleicht in huͤte
[Spaltenumbruch]
Mit dem ich leider nicht getar
Mich erkoſen nach meinen muthe/
Vor der leiden mercker hute.

Aus dieſem Exempel iſt zu erſehen/ wie
man mit den alten Verſen gehandelt/
nach belieben außgelaſſen/ und hinein ge-
ſetzt was man gewolt/ und iſt es mit den
aͤltern auch alſo ergangen. Wer dieſer
Autor geweſen und wann er geſchrieben/
kan man auß dem Beſchluß des Buches
abnehmen: denn er ſpricht:

Der diß Buͤch gedichtet hat
Der pflag der ſchulen zuͤ Thuͤrſtat/
Viertzig Jahr vor Babenberg/
Und hieß Huͤgo von Trymberg.
Es wardt follenbracht das iſt war/
Da tauſend und dreyhundert jar
Rach Chriſtus geburt vergangen waren.

Ferner ſetzet er die Uhrſach/ warum diß
Buch der Renner genannt werde/ denn
er vor dieſen eines geſchrieben welches
er denn Samler genennet/ worauß er
viel genommen und in dieſes verſetzt:

Ich hatte vor vier und dreiſſig jaren/
Meinen geſellen/ die da bey mir waren
Gemacht ein kleynes Buͤchelein/
Daß ſie da bey gedaͤchten mein.
Das
z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0367" n="355"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeterey andern Zeit.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <lg type="poem">
              <l>Mit dem ich leider nit wol dar</l><lb/>
              <l>Mich gnug bereden nach meinem</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Muthe/</hi> </l><lb/>
              <l>Die leut habens vielleicht in hu&#x0364;te</l>
            </lg><lb/>
            <cb/>
            <lg type="poem">
              <l>Mit dem ich leider nicht getar</l><lb/>
              <l>Mich erko&#x017F;en nach meinen muthe/</l><lb/>
              <l/>
              <l>Vor der leiden mercker hute.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Aus die&#x017F;em Exempel i&#x017F;t zu er&#x017F;ehen/ wie<lb/>
man mit den alten Ver&#x017F;en gehandelt/<lb/>
nach belieben außgela&#x017F;&#x017F;en/ und hinein ge-<lb/>
&#x017F;etzt was man gewolt/ und i&#x017F;t es mit den<lb/>
a&#x0364;ltern auch al&#x017F;o ergangen. Wer die&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">Autor</hi> gewe&#x017F;en und wann er ge&#x017F;chrieben/<lb/>
kan man auß dem Be&#x017F;chluß des Buches<lb/>
abnehmen: denn er &#x017F;pricht:</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l>Der diß Bu&#x0364;ch gedichtet hat</l><lb/>
                <l>Der pflag der &#x017F;chulen zu&#x0364; Thu&#x0364;r&#x017F;tat/</l><lb/>
                <l>Viertzig Jahr vor Babenberg/</l><lb/>
                <l>Und hieß Hu&#x0364;go von Trymberg.</l><lb/>
                <l>Es wardt follenbracht das i&#x017F;t war/</l><lb/>
                <l>Da tau&#x017F;end und dreyhundert jar</l><lb/>
                <l>Rach Chri&#x017F;tus geburt vergangen waren.</l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p>Ferner &#x017F;etzet er die Uhr&#x017F;ach/ warum diß<lb/>
Buch der Renner genannt werde/ denn<lb/>
er vor die&#x017F;en eines ge&#x017F;chrieben welches<lb/>
er denn Samler genennet/ worauß er<lb/>
viel genommen und in die&#x017F;es ver&#x017F;etzt<hi rendition="#i">:</hi></p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l>Ich hatte vor vier und drei&#x017F;&#x017F;ig jaren/</l><lb/>
                <l>Meinen ge&#x017F;ellen/ die da bey mir waren</l><lb/>
                <l>Gemacht ein kleynes Bu&#x0364;chelein/</l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;ie da bey geda&#x0364;chten mein.</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">z 2</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
              </lg>
            </quote>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0367] Poeterey andern Zeit. Mit dem ich leider nit wol dar Mich gnug bereden nach meinem Muthe/ Die leut habens vielleicht in huͤte Mit dem ich leider nicht getar Mich erkoſen nach meinen muthe/ Vor der leiden mercker hute. Aus dieſem Exempel iſt zu erſehen/ wie man mit den alten Verſen gehandelt/ nach belieben außgelaſſen/ und hinein ge- ſetzt was man gewolt/ und iſt es mit den aͤltern auch alſo ergangen. Wer dieſer Autor geweſen und wann er geſchrieben/ kan man auß dem Beſchluß des Buches abnehmen: denn er ſpricht: Der diß Buͤch gedichtet hat Der pflag der ſchulen zuͤ Thuͤrſtat/ Viertzig Jahr vor Babenberg/ Und hieß Huͤgo von Trymberg. Es wardt follenbracht das iſt war/ Da tauſend und dreyhundert jar Rach Chriſtus geburt vergangen waren. Ferner ſetzet er die Uhrſach/ warum diß Buch der Renner genannt werde/ denn er vor dieſen eines geſchrieben welches er denn Samler genennet/ worauß er viel genommen und in dieſes verſetzt: Ich hatte vor vier und dreiſſig jaren/ Meinen geſellen/ die da bey mir waren Gemacht ein kleynes Buͤchelein/ Daß ſie da bey gedaͤchten mein. Das z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/367
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/367>, abgerufen am 25.11.2024.